Kinokulturpreis
In der Seenplatte gibt's das beste Kino-Programm MV's
Zinnowitz/Gessin / Lesedauer: 3 min

Susanne Schulz
Ganz aus der Mitte des Landes kommt das beste Kinoprogramm Mecklenburg–Vorpommers: Das Kino im Pferdestall im Basedower Ortsteil Gessin ist bei der Vergabe der Kinokulturpreise durch die Filmland MV gGmbH mit dem Spitzenpreis für das beste Jahresprogramm 2022 in der Kategorie der nichtgewerblichen Kinos ausgezeichnet worden.
Viermal so viele Zuschauer wie im vergangenen Jahr
Die fachkundigen Juroren aus Dresden, Leipzig und Bremen würdigten damit „gewissenhaft und kenntnisreich kuratiertes“ Programm mit einem hohen Dokumentarfilmanteil von 25 Prozent. Fast jeder Film sei Teil einer Reihe, auch das kurze Filmformat finde in Gessin ein Zuhause.
Gerade erst beteiligte sich das Kino im Pferdestall mit dem Dokumentarfilm „Nicht verrecken“, in dem Zeitzeugen der Todesmärsche vom Frühjahr 1945 zu Wort kommen, sowie einem Gespräch mit Regisseur Martin Gressemann an den bundesweiten Dokumentarfilmtagen LetsDok.
Die im Vergleich zum Vorjahr vervierfachten Publikumszahlen belegten, wie nah das Kino in Gessin an den Bedürfnissen der Menschen und am Puls der Zeit sei; attraktiv zudem weit über den Ort hinaus, merkte die Jury ebenfalls an. Überdies wirke das Kino auch „nach innen“, im Verbund mit Co–Working Spaces, Car Sharing und Dorfladen in der Ortsmitte. Mit dem Hauptpreis verbunden ist eine Geldprämie in Höhe von 4500 Euro.
Kinos aus dem Landesosten mehrfach vorn dabei
Insgesamt hatte die landeseigene MV Filmförderung GmbH 100 000 Euro zu vergeben, um sowohl kommerziell betriebene Filmtheater als auch nicht–gewerbliche Spielstätten und Filmklubs für ihre Programmgestaltung zu würdigen. Gefragt waren dabei vor allem auch Filme aus oder über Mecklenburg–Vorpommern sowie Aktivitäten für Nachhaltigkeit im Kinobetrieb.
Zum fünften Mal ausgelobt, erzielt die Initiative 34 Bewerbungen — ebenso viele wie im Rekordjahr 2022. 27 Kinos, davon elf gewerbliche, wurden ausgezeichnet. Erstmals fand die Preisverleihung in Vorpommern, nämlich im Club–Kino Zinnowitz statt. Der mit 10 000 Euro dotierte Hauptpreis in der kommerziellen Kategorie ging an das Kino Boizenburg.
Gleich zweimal geehrt wurde wie schon im Vorjahr die Alte Kachelofenfabrik Neustrelitz: Sowohl dem GmbH–betriebenen Kino 1 als auch dem fürs Kino 2 zuständigen Filmklub wurde ein „Hervorragendes Jahresprogramm“ bescheinigt. In der nicht–gewerblichen Sparte wurden zudem unter anderem der Filmclub Güstrow und das Kino Latücht in Neubrandenburg für ein sehr gutes Jahresprogramm geehrt. Zu den Preisträgern mit gutem Repertoire gehören der Filmclub Juri in Feldberg, das Kino im THUSCH in Teterow und das Wangeliner GartenKino.
Publikum nach Pandemie zurückgewinnen
Unter den kommerziellen Filmtheatern sicherten sich das Kino–Center Anklam und das Club–Kino Zinnowitz Ehrungen für ein gutes Jahresprogramm. Als Juroren entschieden die Kinoexperten Gesine Ferchland vom Weltkino Filmverleih aus Leipzig, Holger Tepe vom Kommunalkino City 46 aus Bremen und Sven Weser vom Programmkino Ost aus Dresden die Entscheidungen über die gestaffelten Prämien.
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In Mecklenburg–Vorpommern gibt es der Filmland MV gGmbH zufolge rund rund 130 Kino–Spielstätten, davon etwa 30 mit täglichem Spielbetrieb. Mit dem Kinokulturpreis unterstütze das Land die Kinos bei der Aufgabe, ihr Publikum nach der Pandemie zurückzugewinnen, sagte Filmland–Geschäftsführer Volker Kufahl.
Als Anreiz für Qualität und Vielfalt der Programme könne die Auszeichnung den Spielstätten und ihren engagierten Betreibern zu der Sichtbarkeit verhelfen, „die sie als öffentliche Kulturorte auch in den kleinsten Gemeinden verdienen“.