Peenemünde

Nazi-Raketenstation auf Usedom doch kein Weltkulturerbe?

Peenemünde / Lesedauer: 2 min

Die Idee von Manuela Schwesig, die NS-Hinterlassenschaften in Peenemünde auf die Unesco-Welterbeliste zu bringen, löste im Sommer eine heftige Diskussion aus. Jetzt wird einen Gang zurückgeschaltet.
Veröffentlicht:28.10.2021, 15:01
Aktualisiert:06.01.2022, 22:17

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Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern nimmt vorerst Abstand von ihrem umstrittenen Plan, die NS-Hinterlassenschaften in Peenemünde auf Usedom für das Unesco-Weltkulturerbe vorzuschlagen. In diesem Jahr werde es keinen Vorschlag geben, teilte Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) am Donnerstag mit.

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hatte im Juli angekündigt, der Kultusministerkonferenz vorschlagen zu wollen, das Historisch-Technische Museum in Peenemünde für die Welterbeliste der Unesco anzumelden. Die damals oppositionelle Linke im Schweriner Landtag kritisierte den Plan heftig. „Aus meiner Sicht ist der Versuch von Frau Schwesig geschichtsverzerrend. Vor dem historischen Hintergrund verbietet sich ein solches Ansinnen”, hatte die Fraktionsvorsitzende Simone Oldenburg gesagt. Inzwischen verhandeln SPD und Linke über die Bildung einer gemeinsamen Regierung.

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Neuer Koalitionspartner begrüßt die Richtungswendung

Oldenburg begrüßte die Entscheidung. „Es ist gut, wenn es jetzt zu einer breiten Diskussion über die Bedeutung und Einordnung des ehemaligen Raketen-Forschungszentrums Peenemünde, der heutigen Mahn- und Gedenkstätte, kommt”, sagte sie. Daran würden sich unter anderem Historiker sowie Opferverbände beteiligen.

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Martin begründete die Entscheidung, zunächst auf den Vorschlag für die sogenannte Tentativliste zu verzichten, damit, dass Experten der TU Cottbus in einem Gutachten zwar zu dem Ergebnis gekommen seien, dass das Historisch-Technische Museum (HTM) Peenemünde welterbetauglich wäre.

Aufgrund der Empfehlungen der Gutachter sei es jedoch erforderlich, dass weitere Gespräche geführt werden, zum Beispiel mit möglichen Bewerbungspartnern und Opferverbänden.

Peenemünde als Geburtsort der deutschen Raketentechnik

Peenemünde ist eng mit der Geschichte der deutschen Raketentechnik verbunden. Dort wurde etwa am weltweit ersten Marschflugkörper und an der ersten funktionierenden Großrakete gearbeitet. Das HTM arbeitet die Geschichte der Entstehung und Nutzung dieser Waffen auf, die später im Zweiten Weltkrieg auch gegen westeuropäische Großstädte eingesetzt wurden. Dazu wurden in Peenemünde KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter beschäftigt.

Die Frist zur Anmeldung von potenziellen Welterbestätten bei der Kultusministerkonferenz endet am Sonntag, wie ein Sprecher des Bildungsministeriums sagte. Eine Meldung sei am Donnerstag aus Mecklenburg-Vorpommern erfolgt: die Astronomische Uhr in der Rostocker Marienkirche aus dem Jahr 1472. Jedes Bundesland kann für die Tentativliste zwei Vorschläge unterbreiten. Sie ist Voraussetzung für Nominierungen zur Eintragung in die Welterbeliste.