Vorpommerns Fische
Schneller Räuber hat keine Angst vor großen Tieren
Vorpommern / Lesedauer: 3 min

Matthias Diekhoff
„Er zeigt eine völlig ungesellige Lebensweise und neigt zu Kannibalismus“, heißt es im „Verbreitungsatlas der Fische, Rundmäuler, Großmuscheln und Großkrebse in Mecklenburg-Vorpommern“ über den Hecht. Das mag ihn nicht unbedingt zum sympathischsten unter den Fischen machen, bei den Petrijüngern ist er jedoch sehr beliebt. Ihn zu angeln, gehöre in den hiesigen Regionen zur Königsklasse, heißt es in einem entsprechenden Internet-Forum, da er schnell und kräftig ist. Das verdankt der Fisch vor allem seiner unverkennbaren Körperform. Der flache Kopf, der lang gestreckte Körper und die sehr weit hinten angeordnete Rückenflosse ermöglichen es ihm, quasi blitzartig auf seine Beute loszuschießen.
Keine Angst vor großen Tieren
Dabei ist er keineswegs wählerisch. Während der Hecht sich zunächst von allerlei kleinem Getier ernährt, verschlingt er später so ziemlich alles, was ihm vor den Entenschnabel kommt. Das sind natürlich hauptsächlich Fische, aber infrage kommen auch Schnecken, Krebse, Lurche, kleine Säugetiere und sogar Vögel. Dabei hat der Hecht offenbar auch keine Angst vor großen Tieren.
So wird zumindest von einem Fall berichtet, bei dem ein etwa 30 Zentimeter großer Hecht eine ausgewachsene Teichralle (Teichhuhn) angegriffen hat. Allerdings hat es der Vogel irgendwie geschafft, sich mitsamt dem Fisch aus dem Wasser zu ziehen. Schließlich wurde das ungleiche Paar rund 20 Meter vom Ufer entfernt auf dem Land gefunden. Der Kopf der Ralle steckte noch immer im Maul des Hechtes, sodass beide ersticken mussten. Belegt sind aber auch Fälle, bei denen der Fisch die Oberhand behielt und der Vogel in dessen Magen landete.
Wie es heißt, jagt der Hecht alles, was sich bewegt, was es wiederum dem Angler ermöglicht, eine breite Vielfalt von Ködern anbieten zu können. Dahinter steckt der sogenannte Schnappreflex, der den Räuber dazu bringt, zuzuschlagen und erst dann zu bewerten, ob die Beute sich überhaupt als Nahrung eignet.
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Ausgehungerte Hechtdamen
Generell scheint es unter Hechten nicht besonders zimperlich zuzugehen. So beginnen die männlichen Fische schon Wochen vor der eigentlichen Laichzeit im Frühjahr, das Revier eines Weibchens zu belagern. Wenn dann die richtige Wassertemperatur erreicht ist, beginnen die Männchen, um sie zu kämpfen, wobei sie sich durch Bisse und Stöße zum Teil recht schwere Wunden zufügen.
Die Weibchen wiederum haben während dieser Zeit eine Fresspause, sodass durch das Gerangel geschwächte Hechte zumindest keine Angst haben müssen, von dem zuvor umworbenen Weibchen gefressen zu werden. Das ändert sich schon bald nach der Paarung, und es kommt wohl sogar relativ häufig vor, dass die ausgehungerte Hechtdame das in der Regel kleinere Männchen, das eben noch ihre Eier befruchtet hat, verspeist.
Nach zehn bis 30 Tagen schlüpfen dann die jungen Fische, von denen aber nur geschätzte zehn Prozent das erste Lebensjahr überleben. Neben anderen Raubfischen und Wasservögeln gehören sich verschlechternde Umweltbedingungen und intensiver Fischfang zu den größten Gefahren für den raschen Räuber.
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Wissenswertes zum Hecht
Lateinischer Name: Esox lucius
Regionalnamen: Heekt
Verbreitung in Vorpommern: Flächendeckend
Größe: Bis zu über einem Meter
Schonzeit: Abhängig vom Gewässer, im Bereich des Kreisanglerverbandes Ostvorpommern gibt es zum Beispiel keine Schonzeit, in Küstengewässern gilt sie vom 1. März bis 30. April.
Mindestmaß: 45 Zentimeter (Binnen) und 50 Zentimeter (Küste)
Besonderheiten: Der Hecht kann seine Farbe an Standort und Umgebung anpassen.