Letzter Wunsch
Sie wollte noch ein Mal auf Usedom die Ostsee sehen
Heringsdorf / Lesedauer: 3 min

Nordkurier
Noch einmal nach Usedom, noch einmal das Meer sehen – dahin, wo man gut zum Strand kommt, ein Picknick mit Familie. Dieser große Herzenswunsch einer todkranken Frau aus Woltersdorf (Brandenburg) erreichte den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB). Allen Beteiligten war sofort klar: Dieser Wunsch muss erfüllt werden.
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Für das Team vom Brandenburger Wünschewagen des ASB stand nach einem Telefonat mit Gisela F. fest, dass dem Reisewunsch auch in Zeiten der Corona-Krise nichts im Weg stand, teilte der ASB Landesverband Brandenburg mit. Gisela F. ist Tochter, Mutter und Oma. Mit ihrer ganzen Familie wollte sie noch einmal auf die Sonneninsel Usedom reisen. Aufgrund einer Krebserkrankung lebt sie mittlerweile im Diakonie-Hospiz Woltersdorf, von wo aus die Reise startete.
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Als der Wünschewagen an einem perfekten Sommertag im August morgens vor dem Hospiz eintraf, war bereits die ganze Familie vor Ort. Vier Generationen, darunter auch die beiden Enkelkinder (9 und 14 Jahre), die Tochter und die 81-jährige Mutter von Gisela F. – insgesamt 11 Personen. In Heringsdorf warteten sechs Strandkörbe auf die große Familie, die so arrangiert waren, dass alle einen guten Blick auf das Meer hatten. Erschöpft aber froh lehnte sich Gisela F. zurück.
Ein unvergesslicher Augenblick
Das Gehen im Sand kostete Gisela F. später viel Kraft. Doch gemeinsam schafften sie es. Die Füße im Wasser, der Blick in die Ferne – so hatte sie es sich gewünscht. Die Kameras klickten. Alle wollten diesen Augenblick für immer und ewig festhalten. Als schließlich das Picknick aufgebaut wurde, zogen plötzlich dunkle Gewitterwolken auf und es begann in Strömen zu regnen. Blitz und Donner, Hagel und Wind ließen alle in die Strandkörbe flüchten. Der Stimmung hat das keinen Abbruch getan. Die Gruppe war weiter fröhlich und dann leider auch pitschnass.
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Nach etwas mehr als einer Stunde war die Sonne wieder da. Jetzt gab es für alle eine Runde heißen Kaffee. „Es wurde gebuddelt, geredet, gelacht und auch geweint. Nach einer Baderunde im Meer war es Zeit, zurück zu fahren. Im Wünschewagen wurden die Bilder des Tages ausgedruckt und ein kleines Fotoalbum zur Erinnerung an den Tag erstellt.
Gegen 20.30 Uhr waren sie zurück im Hospiz. Der Himmel weinte, es regnete stark, und alle weinten mit. Gisela F. wünschte sich einen kurzen Abschied. Sie war erschöpft, müde und wollte nur noch in ihr Zimmer. Nur ihr Mann sollte sie begleiten.
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