Kirche auf Usedom

Skandal-Fotos von Jugendlichen in Ferienlager – zweiter Betreuer suspendiert

Usedom/Greifswald/Schwerin / Lesedauer: 3 min

Nach Vorwürfen über sexualisierte Fotos und Videos von Jugendlichen in einem Kirchen-Ferienlager auf Usedom wurde nach einer Strafanzeige nun ein zweiter Betreuer suspendiert.
Veröffentlicht:13.09.2023, 12:17

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Die evangelische Nordkirche hat nach neuen Hinweisen um Vorgänge bei einem Sommercamp Strafanzeige gestellt. Außerdem wolle sie die Vorgänge während der kirchlichen Jugendfreizeit auf der Insel Usedom im Jahr 2020 erneut aufarbeiten, wie Nordkirchen–Sprecher Dieter Schulz am Dienstagabend mitteilte. Damit reagierte die Nordkirche auf Vorwürfe, wonach auf der Freizeit sexualisierte Fotos von Jugendlichen entstanden sind. Auch die Staatsanwaltschaft prüft die Bildaufnahmen auf eine Straftat.

Jungen nackt unter der Dusche gefilmt

Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter der Kirchengemeinde Ahlbeck auf Usedom soll die Aufnahmen gemacht haben, ein Pädagoge der Kirchengemeinde Zinnowitz soll dies toleriert haben. Die Aufnahmen wurden auf CDs gebrannt und den Teilnehmenden beim Nachtreffen ausgehändigt.

Laut Medienberichten von Katapult-MV und der Ostsee-Zeitung entstanden in diesem Sommercamp über 1500 Fotos und Videos von den 20 jugendlichen Teilnehmern. Darunter seien unter anderem Filmaufnahmen von nackten Jungen unter der Dusche oder Fotos, die das knapp bekleidete Gesäß junger Mädchen in anzüglicher Weise in den Fokus rücken. Diese sollen  auch in sexualisierter Weise auf die CDs als Motiv gedruckt worden sein.

Aktuelle Medienberichte hätten nun zu einer neuen Bewertung des Falls geführt, hieß es. Ein neuer Beraterstab habe die Arbeit aufgenommen und werde nach Angaben der Nordkirche auch die Ergebnisse des früheren Beraterstabes noch einmal genau überprüfen. Die damaligen Ergebnisse seien „dem Fall aus heutiger Sicht eventuell nicht angemessen“.

Nun auch Konsequenzen für Gemeindepädagogen?

Der Nordkirche waren bereits im November 2020 Hinweise auf die Datensätze bekannt geworden. Diese hätten „unverzüglich zu einem geordneten Verfahren“ geführt, so Kirchensprecher Schulz. Der ehrenamtliche Mitarbeiter wurde damals von allen Tätigkeiten in der kirchlichen Kinder– und Jugendarbeit suspendiert. Für den Gemeindepädagogen hatte der Fall bis zum 12. September 2023 keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen. Mittlerweile sei er bis zur Klärung der Vorwürfe „nicht mehr weiter tätig“.

Update - 16:00 Uhr: Am Mittwoch teilte die Nordkirche auf Anfrage mit, dass der Kirchenkreisrat Pommern den Pädagogen am Dienstagabend von seinen Kirchenkreis-Tätigkeiten mit Jugendlichen suspendiert habe.

Der suspendierte Pädagoge ist neben seiner Kirchenkreis-Tätigkeit auch noch in einer Kirchengemeinde als Pädagoge tätig. Für eine Stellungnahme zu den Vorwürfen waren der Suspendierte sowie seine Kirchengemeinde auf Usedom am Mittwoch bisher nicht erreichbar.

Der Kirchengemeinderat Usedom muss sich erst zu der Suspendierung und dem Jugendbetreuer beraten und könne aktuell keine Aussage dazu treffen, so der stellvertretende Vorsitzende Pastor Christoph Tiede auf Nordkurier-Anfrage.

Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt eingeschaltet

Der neue Beratungsstab der Nordkirche hat seine Arbeit den Angaben zufolge am 12. September aufgenommen. Die Nordkirche werde auch künftig umgehend über die weitere Arbeit des Beratungsstabes informieren, hieß es. Zudem wurden laut Nordkirche externe juristische Fachkräfte  sowie die Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt Greifswald hinzugezogen.

Staatsanwaltschaft prüft Bildaufnahmen

Laut dem Sprecher der Staatsanwaltschaft Stralsund prüft diese aktuell die Bild- und Videoaufnahmen in dem Fall, welche der Polizei durch einen  Hinweisgeber übergeben wurden, auf strafrechtliche Relevanz. Sollte sich im Ergebnis der Prüfung der Anfangsverdacht einer verfolgbaren Straftat ergeben, wird entsprechend ermittelt, so Staatsanwalt Martin Cloppenburg am Mittwoch. Ein Strafantrag oder eine Strafanzeige, wie von der Nordkurier angekündigt, läge bisher nicht vor.