Touristiker diskutieren in Anklam über die Zukunft
Anklam / Lesedauer: 3 min

Seit etwa einem halben Jahr kann sich die Stadt Anklam offiziell „Tourismusort” nennen. Die Verleihung der entsprechenden Urkunde Ende Dezember des vergangenen Jahres sei wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk gewesen, berichtete Bürgermeister Michael Galander jetzt bei einer Veranstaltung des Wirtschaftsministeriums zum Thema Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern im Hotel „Anklamer Hof”.
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Titel sollte „etwas Besonderes” bleiben
Zugleich mahnte er, den Titel künftig nicht allzu großzügig zu verteilen, denn er sollte schon „etwas Besonderes” bleiben. Aktuell gibt es im Land zwölf Orte und Regionen, die dieses Prädikat tragen dürfen. Damit verbunden ist unter anderem, dass in diesen Kommunen eine Kurtaxe erhoben werden darf.
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Kurtaxe in Anklam vorerst nicht geplant
Das wird in Anklam wohl nicht so schnell der Fall sein, zumindest spielte das Thema im Vortrag des Bürgermeisters zu den Anklamer „Plänen und Visionen für regional gelebten Tourismus” keine Rolle.
Vielmehr erklärte er, wie sich die Hansestadt quasi am eigene Schopf dorthin befördert hat, wo sie jetzt steht. Zu Beginn seiner Zeit als Verwaltungschef vor 20 Jahren habe man Anklam noch eher mit Begriffen wie Arbeitslosigkeit, Abwanderung, Alter und Armut in Verbindung gebracht.
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Zentrum vor 20 Jahren „fast tot”
Und es soll vorgekommen sein, dass sich Touristen in der Info erkundigten, wo denn bitteschön das Zentrum der Stadt sei. Ein Zentrum, das nach Einschätzung des Bürgermeisters zu jener Zeit „fast tot” war.
Wiederbelebung der Innenstadt
Grundlage für den Umbau und Wiederbelebung der Innenstadt sei dann ein Masterplan gewesen und die Erkenntnis, dass man Geld in die Hand nehmen und selbst vorlegen müsse, damit andere kommen und investieren.
Und jetzt, einige Jahre und viele Anstrengungen später, habe man so eben auch die Situation, in einem Hotel wie dem „Anklamer Hof” tagen und sich Tourismusort nennen zu können. Das zudem in Sichtweite des künftigen Ikareums, das ein weiteres Alleinstellungsmerkmal im Herzen der Stadt sein werde. Und nun sei es an der Zeit, die Stadt zur Peene hin zu öffnen, was wiederum mit einem Masterplan gelingen soll, erklärte Michael Galander den Teilnehmern der Tagung.
Gästekarten bei Einheimischen in der Kritik
Neben den Anklamer Plänen und Visionen ging es bei der Veranstaltung aber auch um die fünf Modellregionen, in denen Themen aus der Landestourismus-Konzeption beispielhaft erprobt werden. Ein Thema, dass gleich in mehreren dieser Regionen eine Rolle spielt, ist die Einführung von gemeindeübergreifend gültigen Gästekarten. Diese sollen unter anderem Vergünstigungen für Gäste bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel und dem Besuch kultureller Einrichtungen wie Museen bieten. Was aus Sicht der Touristiker zwar eine gute Idee ist, weil solche Karten auch die Möglichkeit bieten, genauere Daten von den Touristen zu erheben.
Allerdings habe sich in der Praxis gezeigt, das damit vor Ort nicht selten auch die Frage aufgeworfen wird, warum es diese Vergünstigungen nur für Gäste und nicht auch für Einheimische geben soll.
Tourismus-Akzeptanz auf Usedom am niedrigsten
Eine Frage, die offenbar nicht unbedingt ignoriert werden kann, denn auch die Tourismus-Akzeptanz gehört zu den Themen, die in den Modellregionen diskutiert werden sollen. Und wie es bei der Tagung hieß, ist das Wohlwollen gegenüber dem Fremdenverkehr zum Beispiel in der Region Insel Usedom und Wolgast am schwächsten ausgeprägt.
Anklams Bürgermeister gab den Teilnehmern der Veranstaltung mit auf den Weg, die Problematik mit den Karten für Gäste und Einwohner getrennt voneinander zu betrachten – und sich dabei zuerst um die Einheimischen zu kümmern.