Spezialfirma-Check
Wie gut ist die Wasserqualität in Seen und an der Küste?
Greifswald / Lesedauer: 4 min

Ralph Sommer
Fast jeder hierzulande schwört auf seine schönste Badestelle und verrät guten Freunden seinen Geheimtipp. Der breite, feinkörnige Strand zwischen Bakenberg und Nonnevitz im äußersten Norden der Insel Rügen ist ein so begehrtes Baderevier, das Generationen von Feriengästen aus ganz Deutschland Jahr für Jahr an die Ostsee lockt. Schon den 1950er Jahren hatte eine Gruppe des Wander- und Bergsteigerverbandes Halle/Saale den Küstenwald als idealen Campingplatz entdeckt.
Vor dem Hochufer des Regenbogen-Camps liegt ein Traumstrand, etwas für Naturliebhaber und – zugegeben – etwas für Hartgesottene. Denn hier, an jenem Zipfel von Mecklenburg-Vorpommern, der am weitesten in die Ostsee ragt, herrschen stets ein paar Grad kältere Wassertemperaturen als an irgendeinem anderen ostdeutschen Strand. „Dafür hast Du aber hier glasklares Wasser, in dem sich die Dorsche an den großen Findlingen tummeln“, sagt ein sächsischer Stammgast. „Und die Sonne scheint hier immer – fast immer!“
34 blaue Flaggen flattern an unseren Stränden
Mecklenburg-Vorpommern kann man getrost als Badeparadies bezeichnen. An der rund 2000 Kilometer langen Ostseeküste, den mehr als 2000 Seen sowie an den über 26.000 Kilometer langen Fluss- und Kanalläufen kann jeder sein ideales Revier zum Abkühlen finden. Fast 500 Badegewässer werden auch in diesem Sommer nach EU-Vorgaben überwacht. Die schon am 20. Mai gestartete Badesaison reicht bis zum 10. September. In dieser Zeit sind Experten der örtlichen Gesundheitsbehörden unterwegs, um regelmäßig die Badewasserqualität zu prüfen.
Ob in Lütow an der Krumminer Wiek des Peenestroms, am Kiesseee bei Zarrenthin, am Pinnower See, am Löcknitzer See oder am Loitzer Peenekanal – fast überall wurden zum Saisonstart 2022 die Prädikate Ausgezeichnet vergeben. „95 Prozent der Badegewässer im Lande wurden als sehr gut oder gut eingestuft“, versichert Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD).
Von den insgesamt 45 in Deutschland gehissten „Blauen Flaggen“, dem europaweit geltenden Gütesiegel für Qualität, Sauberkeit, Tourismus und Natur, flattern in diesem Sommer allein 34 an Badestränden in Mecklenburg-Vorpommern, an 28 Küstenabschnitten und an sechs Seen. „Die Gäste schätzen neben der beeindruckenden Natur und dem gesunden Klima auch die vielfältigen Bademöglichkeiten“, sagt Tourismusminister Reinhard Meyer (SPD).
„Das Baden in MV muss eine saubere Sache bleiben, damit wir zufriedene Gäste und Gastgeber haben. Dafür werden in unseren Laboren etwa 2500 Proben pro Saison analysiert“, sagte Dr. Heiko Will, Erster Direktor des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lagus). „Für unsere Beschäftigten in den Laboren läuft die neue Saison bereits auf Hochtouren.“
Badewarnungen sind die Ausnahme. So wurden nur 15 Badewasserstellen mit „Ausreichend“ eingestuft. Neun Badegewässer waren mangelhaft. Lediglich für die EU gemeldeten Badegewässer Barther Bodden Glöwitzer Bucht, Kleine Müritz Rechlin und den Rühner See in Bützow wird ein Badeverbot empfohlen. Das gilt auch für die wegen ihres sehr flachen Wassers anfällige Badestelle Bellin am Stettiner Haff.
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Auch Hallen- und Freizeitbäder überwacht
Doch selbst im Kleinen Jasmunder Bodden, der zum Jahreswechsel wegen eines massenhaften Fischsterbens in die Schlagzeilen geraten war, darf man sich wieder in die Fluten stürzen. Zwar hätten auch Laboruntersuchungen die Ursache für die winterliche Fischkatastrophe nicht klären können, sagt Umweltminister Till Backhaus (SPD). Doch gebe es inzwischen schon wieder recht gute Fänge mit augenscheinlich gesunden Fischen.
Auch über die Wasserwerte in Hallen- und Freizeitbädern wachen Speziallabore. Zu ihnen gehört zum Beispiel das vor 19 Jahren gegründete Labor für Umwelthygiene (LUH) im vorpommerschen Hanshagen. „Wir betreuen derzeit etwa 130 Schwimmbäder, vor allem in Hotels und Kurkliniken, die regelmäßig, mitunter jeden Monat, beprobt werden, sagt Geschäftsführerin Lena Bürger.
Die insgesamt 40 Mitarbeiter analysieren pro Tag gegenwärtig 300 Wasserproben nach mikrobiologischen und chemischem-physikalischen Parametern. Dazu gehörten auch Proben aus Kleinkläranlagen, Brunnen, Wärmepumpen, Teichen und Tränken.
Übersichtskarte zur Badewasserqualität in Mecklenburg-Vorpommern:www.badewasser-mv.de