StartseiteRatgeberAuf einen Wein ins Wirtshaus zum Spessart

Räubergeschichten und edle Tropfen

Auf einen Wein ins Wirtshaus zum Spessart

Ratgeber / Lesedauer: 3 min

Es muss eine wilde Zeit gewesen sein, damals, als die Kaufleute Stoßgebete gen Himmel sandten, um heil durch die dunklen Räuber-Wälder zu kommen. Heute ist die Reise dagegen ein wahrer Genuss, für Naturliebhaber und Freunde eines guten Tropfens.
Veröffentlicht:07.11.2014, 15:31
Artikel teilen:

Die Wälder sind dunkel, die Ausblicke auf Lichtungen und Höhen beeindruckend. Was heute ein wunderbarer Anblick ist, jagte einst Kaufleuten aus Nürnberg große Angst ein: „Lieber Gott, du hast mir aus dem Mutterleib geholfen, so hilf mir auch durch den Spessart“, sollen sie gebetet haben. Das erzählt jedenfalls Franz Bilz – er ist Rentner, Wanderführer und kennt, so scheint es, jeden Baum und jeden Strauch im Wald des Räuberlandes. So nennt sich das Gebiet zwischen Dammbach, Heimbuchenthal, Leidersbach, Mespelbrunn, Rothenbuch, Weibersbrunn und dem
Markt Eschau.

Urige Behausungen in idyllischer Landschaft

„Wir haben ausgezeichnete Wanderwege, Strecken für Mountainbiker und Leute, die Nordic Walking machen“, sagt Bilz. Die Region verfügt über zertifizierte Qualitätswege: Das bedeutet nicht nur, dass die Wege gut ausgeschildert und gepflegt sind. Auch das Angebot rechts und links des Weges muss stimmen. Dazu gehören regionale Gastronomie und urige Unterkünfte. Von denen gibt es vor allem in der idyllischen Landschaft rund um Bürgstadt viele. Der Centgrafenberg ist ein 58 Hektar großes Weinanbaugebiet und Endpunkt des Fränkischen Rotwein Wanderwegs, der auf sechs Etappen und rund 70 Kilometern von Großwallstadt nach Churfranken führt.

Mitten in den Weinbergen steht ein kleines Holzhaus. Hier lässt Winzer Max Helmstetter seine Weine verkosten. Wie viele andere Winzer entlang des Wanderwegs schenkt Helmstetter von Anfang bis Mitte November in einer sogenannten Häckerwirtschaft seine edlen Tropfen aus. „Dieser Art des Weinausschanks hat in Churfranken eine besondere Tradition“, sagt er. Zeitlich begrenzt, zwischen zwei und vier Wochen, dürfen eigenerzeugte Weine ausgeschenkt werden – egal, ob man ein Restaurant hat oder nicht. Schon seit dem 16. Jahrhundert gibt es diesen Brauch, „und man pflegt ihn bis heute“, so der Winzer. Überhaupt sind die Menschen im Spessart heimatverbunden – und sie finden hier alles, was sie für ihr Gewerbe brauchen. Spessarteiche zum Beispiel. Die besten Stämme reifen unweit des Hotels Heimathenhof in Heimbuchenthal. Schreiner schätzen die Eiche zum Möbelbau, Winzer mögen das Barrique in ihren Weinkellern.

Der Raub-Überfall kann heute gebucht werden

Dass die Region noch mehr zu bieten hat als Räubergeschichten und gute Weine, zeigt sich entlang der beiden Spessartwege. Der erste, untertitelt „Von Fürsten, Fuhrleuten und Pilgern“, ist 62,5 Kilometer lang und führt von Aschaffenburg nach Gemünden in West-Ost-Richtung durch den Spessart. Die Nummer 2, „Über Berg und Tal zum Main“, führt auf 58 Kilometern von Nord nach Süd – aus Heigenbrücken im Hochspessart nach Stadtprozelten. Entlang des Weges bieten sich imposante Ausblicke, etwa auf der Geißhöhe. Von hier kann man bei klarer Sicht sogar die Skyline von Frankfurt sehen.

Der Weg führt auch durch Mespelbrunn. Dort steht ein Gebäude, das vielen bekannt sein könnte: Das Wasserschloss war einer der Orte, an dem Ende der 1950er Jahre das „Das Wirtshaus im Spessart“ gedreht wurde. Und wer nach dem Besuch zu einem Waldspaziergang aufbricht, kann sich zuvor noch einen waschechten Räuberüberfall beim Tourismusverband bestellen.