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Verhandlungen zu Dokumentationszentrum Prora haken

Stralsund / Lesedauer: 2 min

Nach dem Teilverkauf von Block 5 der NS-Hinterlassenschaft Prora auf Rügen wird um die Einrichtung eines Dokumentationszentrums weiter gerungen.
Veröffentlicht:05.10.2018, 06:34
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Land und Bund stellen für den Umbau eines Teils der NS-Hinterlassenschaft Prora zu einem Dokumentationszentrum insgesamt 6,8 Millionen Euro bereit. Doch die Verhandlungen über den Umbau der sogenannten Liegehalle von Block 5 gestalten sich offenbar zäher als gedacht. So will der Landkreis Vorpommern-Rügen von finanziellen Belastungen und Risiken im Zusammenhang mit der Einrichtung freigehalten werden. Bislang sei dies vom Land noch nicht garantiert worden, sagte der scheidende Landrat Ralf Drescher (CDU).

Der Block 5 ist der letzte Teil der auf etwa 4,5 Kilometer geplanten und auf 2,5 Kilometer erhaltenen Anlage, der noch in öffentlicher Hand ist. Der Bund hatte seit 2004 die Blöcke 1 bis 4 des einst von den Nationalsozialisten als „Seebad der 20.000” konzipierten Areals an Privatinvestoren verkauft.

Der Landkreis ist nun dabei, sich vom unsanierten Großteil des Blockes 5 zu trennen, weil er sich mit der Sanierung finanziell überfordert sieht. Am Montag hatte der Kreistag bereits den Weg für den Verkauf eines Gebäudeteils an einen Privatinvestor freigemacht, der dort Wohnungen bauen darf. Entgegen der ursprünglichen Planungen des Kreises, auch den etwa 40 Meter langen Liegehallenbereich zu verkaufen, bleibt er nun zunächst Eigentümer dieses Immobilienteils. Nach den Worten Dreschers soll der Kreis dem aktuellen Stand zufolge die Haftung für die Fördermittel übernehmen und die Risiken tragen, falls Defizite beim Betrieb der Einrichtung oder Kosten für Reinvestitionen entstehen sollen. Dies sei nicht akzeptabel, sagte Drescher.

Landkreis hat „moralische Verantwortung” für Prora

Das Kultusministerium antwortete auf konkrete Anfragen ausweichend. Gemeinsam mit allen Partnern werde ein tragfähiges Modell für die künftige Trägerschaft erarbeitet, teilte eine Sprecherin des Kultusministeriums mit. Detailfragen wie beispielsweise Zweckbindungsfristen würden im Verlauf zu klären sein.

Die beiden bestehenden Ausstellungszentren, das Prora-Zentrum und das Dokumentationszentrum, müssen sich seit Jahren gegen den Investitionsboom in der NS-Hinterlassenschaft stemmen. Sie hatten vor gut einem Jahr einen gemeinsamen Dachverein gebildet, der in dem neuen, in der Liegehalle geplanten Dokumentationszentrum eine Ausstellung zur NS-Geschichte sowie zur militärischen Nutzung der Anlage in DDR-Zeiten betreiben soll. Dazu wurde mit Museumsexperten eine Machbarkeitsstudie erarbeitet.

Die Vize-Vorsitzende des Dachvereins, Kerstin Kassner (Linke), sieht die Bauherrenschaft beim Landkreis gut aufgehoben. Der Landkreis habe eine moralische Verantwortung für die Immobilie, sagte sie. Sie gehe davon aus, dass der Betrieb der Ausstellung finanziell stabil erfolge. Dies habe die Machbarkeitsstudie belegt. Auch würden Rücklagen für Reinvestitionen gebildet.