„Unsere Talente sollen ganz nach oben“
Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Seit ein paar Tagen läuft die Handball-Weltmeisterschaft, am Freitag startete die deutsche Auswahl mit einem Sieg gegen Katar ins Turnier. Am Sonntag geht es gegen Serbien weiter. Was trauen Sie dem DHB-Team bei dieser WM zu?
Es gibt sehr viele Ausfälle, es fehlen viele Leistungsträger, daher wäre für mich schon das Erreichen des Viertelfinals eine große Überraschung.
Wer sind für Sie die Titelfavoriten?
Ganz klar Titelverteidiger Dänemark mit seinem Superstar Mikkel Hansen. Aber auch Frankreich, Norwegen oder Spanien können sich berechtigte Hoffnungen auf den Titel machen. Geheimfavorit ist für mich Island.
Mehr lesen: Deutsche Handballer legen erfolgreichen WM-Start hin
Werden Sie bei der WM live vor Ort sein?
Nein, ich werde die Spiele zusammen mit meinen drei Söhnen zu Hause vor dem Fernseher verfolgen.
Der Handballverband Mecklenburg-Vorpommern, dem Sie seit Sommer 2022 als Präsident vorstehen, hat mit dem 3. Platz beim Deutschland-Cup (der Nordkurier berichtete) einen beachtlichen Erfolg gefeiert. Wie schätzen Sie die Leistung der Mädels ein?
Ich bin total begeistert und kann den Mädels dazu einfach nur gratulieren. Mich erfüllt es mit Stolz, was das Team dort sowie die jeweiligen Vereine – vor allem die Stützpunkte – unseres Bundeslandes in den vergangenen Jahren geleistet haben. Zudem freut es mich wahnsinnig für Fine Stenzel vom SV Fortuna 50 Neubrandenburg, dass sie ins All-Star-Team des Turniers berufen wurde. Diese Leistung wird nochmals aufgewertet, wenn man berücksichtigt, dass Fine erst 2008er Jahrgang ist.
Lesen Sie auch: Bronze für MV-Auswahl beim Deutschland-Cup
Welchen Stellenwert hat der Nachwuchsleistungssport im Handballverband MV?
Einen immens hohen. Leistungssport ist Teil unserer DNA. Wir wollen zusammen mit den Vereinen Bedingungen schaffen, das Talente den Weg nach ganz oben schaffen. Gleichzeitig bedarf es dafür noch besserer Unterstützung aus öffentlicher Hand.
Wo sehen Sie Verbesserungspotenzial?
Ich verstehe nicht, dass wir nicht die gleichen finanziellen Rahmenbedingungen bei der Unterbringung unserer Talente an den Internaten im Land schaffen können, wie es in anderen Bundesländern der Fall ist. Das ist ein Wettbewerbsnachteil. Zudem haben es die Nicht-Schwerpunktsportarten, zu denen Handball in MV gehört, besonders schwer, Talente optimal zu fördern. Hier muss auf jeden Fall was passieren.
Mehr lesen: Pasewalks Handball-Geschichte gibt’s jetzt auch zum Lesen
Welche Ziele wollen Sie gemeinsam mit Ihrem Präsidium in der jetzigen Amtszeit bis 2025 angehen? Wo wollen Sie Schwerpunkte setzen?
Zum Einen wollen wir die Rahmenbedingungen im Leistungssport verbessern, vor allem den Kinder- und Jugendhandball optimaler gestalten. Der Handballsport muss zudem in Zukunft wieder stärker in den Schulen vorkommen. Auch muss der Verband stärker mit den Vereinen im Dialog stehen, um natürlich auch Hilfestellung bei aufkommenden Problemen geben zu können.
Corona war ein großes Thema. Wie ist der Handball in MV durch die Corona-Krise gekommen, wie sieht die Mitgliederentwicklung aus?
Glücklicherweise sehr konstant. Das ist im Wesentlichen auf die gute Arbeit in den Vereinen zurückzuführen.
Lesen Sie auch: Handball: Rückkehrerin will Sport-Angebot in Anklam beleben
Wie wollen Sie es schaffen, insbesondere Kinder und Jugendliche für den Handballsport zu begeistern?
Indem der Verband idealerweise mit Unterstützung des Landes MV Ressourcen zur Verfügung stellt und dafür sorgt, den Handballsport an den jeweiligen Standorten interessanter zu machen, damit noch viel mehr Kinder den Weg zu uns in den Handballverein finden. Der Weg über Schule und Kitaist dafür für mich der Schlüssel.
Welche Rolle spielt der Bundeswettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ für den Handball in unserem Bundesland?
Aus meiner Sicht ist es ein toller Wettbewerb, der weiterhin stattfinden sollte, auch wenn es rückläufige Mannschaftszahlen gibt. Es ist ja nicht nur schön für Vereinsspieler, sondern als Schulwettbewerb auch eine weitere Chance, auf Talente aufmerksam zu werden.
Mehr lesen: Stavenhagener Handball-Frauen steigen auf
Beachhandball schickt sich an, olympisch zu werden. Der Deutsche Handballbund engagiert sich stark. Wie sieht es in Mecklenburg-Vorpommern aus?
Beachhandball wird ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit sein, allein schon deswegen, weil sich der DHB dort stark engagiert. Beachhandball gehört mittlerweile zum Programm der Olympischen Jugendspiele und könnte durchaus eine Entwicklung nehmen wie der Beachvolleyball, der bei den großen Olympischen Spielen zum festen Tableau gehört. Wir werden mehr Wettkampfformate in MV anbieten. Im März ist der DHB sogar zu einem Casting in Rostock. Auch hier wollen wir versuchen, Talente aus MV ganz nach oben zu bringen.