Extremsport
Berliner Powerfrau und ihr irres Marathon-Ziel
Anklam / Lesedauer: 3 min

Thomas Krause
Auch hinter Marathon Nummer 114 steht nun ein Häkchen. Genau 5:06,32 Stunden benötigte Joyce Hübner am Mittwoch für die 42,2 Kilometer von Anklam nach Ueckermünde–Bellin und ist damit ihrem Ziel ein Stück nähergekommen. Die Berlinerin will 120 Marathons in 140 Tagen entlang der deutschen Grenze laufen. Am kommenden Mittwoch stehen die letzten 42,2 Kilometer auf dem Plan, das Ziel ist in Frankfurt/Oder. Dort nahm das verrückte Laufprojekt auch seinen Anfang.
Am Mittwoch Morgen in Anklam war Joyce Hübner bestens gelaunt, und das hatte vor allem mit dem Wetter zu tun. Nach den vergangenen Hitzetagen startete die Extremläuferin bei angenehmen Temperaturen und leichtem Regen. Sie fühle sich gut, freue sich aufs Laufen, sagte sie.

Begleitet wurde die Berlinerin allerdings erstmal nur von einer Läuferin: Die Altentreptowerin Andrea Pollow lief die ersten knapp zehn Kilometer mit, weil sie „die Idee einfach schön findet“. An der Seite der Läuferinnen waren auch zwei Radfahrer. „Man merkt schon, dass man in einem doch weniger besiedelten Landstrich ist. Generell sind an den Wochenenden natürlich immer mehr Läufer dabei, die mich begleiten wollen“, sagte sie.
Gut 70 Läufer absolvierten den ersten Marathon
Mehr als 1500 Hobbyläufer sind es in den vergangenen Monaten gewesen, die Joyce Hübner begleitet haben. Manche rannten zehn, andere
21 oder einige auch die ganzen 42,2 Kilometer. „Dass es so viele werden würden, hätten wir nie gedacht. Und das Schöne ist, etwa 70 Läufer sind mit Joyce ihren ersten Marathon überhaupt gelaufen“, sagte Sven Dünnwald. Er ist der Lebensgefährte der „verrückten“ Berlinerin und sitzt sozusagen in der „Schaltzentrale“ des Laufprojekts.
Gut 5200 Kilometer und 57.000 Höhenmeter werden es am kommenden Mittwoch in Frankfurt/Oder sein, die die 35–jährige Berlinerin dann gelaufen ist. Das Schwierige sei, dass du deinem Körper jeden Tag gut 5000 Kilokalorien zuführen musst. „Und du musst essen, ob du Hunger hast oder nicht. Irgendwann isst du dann aber nur noch, was dir schmeckt“, erzählte die Marathonläuferin.
Zwölf Paar Laufschuhe hatte Joyce Hübner am 5. Mai im Kofferraum, als sie in Frankfurt/Oder auf die ersten 42,2 Kilometer gestartet ist. Zu wenig, wie sich inzwischen herausstellte. „Da haben wir uns verkalkuliert. Aber da war es von Vorteil, dass wir einen Schuhsponsor haben“, erzählte sie. So habe sie einfach ein paar Laufschuhe nachordern können.
Die Hilfsbereitschaft der Menschen war groß
Wo es am schönsten war bei ihrer Marathon–Tour entlang der deutschen Grenze, können die Beiden gar nicht sagen. „Jede Gegend hat ja ihre Reize. In den Alpen in Bayern war die Kulisse natürlich fantastisch, aber in den Bergen ist es natürlich auch viel schwerer“, erzählte Sven Dünnwald.
Riesengroß sei aber die Hilfsbereitschaft der Menschen gewesen. „Egal, ob es darum ging, einmal die Klamotten waschen zu können oder darum, mal eine physiotherapeutische Behandlung zu bekommen“, sagte Sven Dünnwald. Von Ueckermünde–Bellin aus geht es nun heute weiter in den Rothenklempenower Ortsteil Glashütte, morgen verlässt Joyce Hübner schließlich Mecklenburg–Vorpommern. Am Montag ist noch einmal ein Ruhetag geplant, bevor die letzten beiden Etappen anstehen.
Ans Aufgeben habe sie in all den Wochen nie gedacht. „Aber nun wird es auch Zeit, nach Hause zu kommen“, sagte Joyce Hübner.
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