Leichtathletik
Claudine Vita reist als Nummer eins zu Deutschen Meisterschaften
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Thomas Krause
Mit einem Mini-Kader ist der SC Neubrandenburg bei den Deutschen Meisterschaften der Leichtathleten am kommenden Wochenende in Berlin vertreten. Hochspringer Chima Ihenetu und 200-Meter-Sprinterin Lea Sophie Benzin sind vor allem dabei, um einmal die Atmosphäre eines großen Wettkampfes genießen zu können. Ihre Chancen auf eine Medaille stehen bei null.
Anders sieht es bei Claudine Vita aus: Deutschlands derzeit beste Diskuswerferin tritt am Sonntag im Olympiastadion als Mitfavoritin um Gold an. Mit 66,64 Metern führt die 22-Jährige die deutsche Bestenliste an. In Berlin geht es für sie am Sonntag aber nicht nur um eine Medaille, die Meisterschaften gelten als entscheidender Wettkampf in Hinblick auf die Nominierung für die WM im Herbst in Katar. Für Vitas Trainer Dieter Kollark sind die Nominierungskriterien allerdings „noch ziemlich unkonkret“.
„Es besteht wohl auch noch nach der Deutschen Meisterschaft die Chancen, sich für die WM zu empfehlen“, sagt er. Zum Beispiel mit einer guten Leistung bei der Team-EM, die eine Woche nach Berlin in Polen ausgetragen wird. Der erfahrene Coach weiß aber auch, dass eine Top-Leistung in Berlin schon fast die Fahrkarte nach Katar sein könnte. Kollark erwartet einen sehr interessanten Diskuswurf-Wettbewerb, bei dem die Athletinnen zwischen 62 und 64 Meter werfen müssten, um eine Chance auf Edelmetall zu haben.
Vitas Ziel ist die WM
Mit Nadine Müller, Kristin Pudenz, Marike Steinacker, die seit ein paar Monaten in Neubrandenburg trainiert und dort ihre Bestleistung auf 63,24 schraubte, Anna Rüh und Claudine Vita haben fünf Diskuswerferinnen bereits die WM-Norm von 61,20 Meter erfüllt. In dem Kreis fehlt nur Shanice Craft, EM-Dritte von 2018, die bisher aufgrund von Verletzungen 2019 erst eine 59,79 zu Buche stehen hat. „Ich gehe davon aus, dass sie die Norm in Berlin erfüllen wird. Shanice gehört zu den Frauen, die sich immer steigern können, wenn es darauf ankommt“, sagt Dieter Kollark. Drei Damen dürfen am Ende zur WM fahren. So eine große Qualität in einer Disziplin gebe es nur noch im Speerwurf der Männer.
Bei Claudine Vita ging es nach ihrem Fabel-Wurf am 1. Mai auf dem Werferplatz im Jahnstadion jedoch etwas holprig durch die Saison. Zuletzt holte sie sich zwar die Silbermedaille bei der Studenten-WM in Neapel, so richtig zufrieden war im Vita-Lager aber niemand – nicht mit der Platzierung, nicht mit der Weite. Vitas Sehnsuchtsort in diesem Jahr ist Katars Hauptstadt Doha. „Ich möchte zur WM, das ist mein Ziel“, sagt die Studentin, die gleichwohl betont, dass die Konkurrenz in diesem Jahr unglaublich groß sei.
Astrid Kumbernuss, die die talentierte Diskuswerferin gemeinsam mit Dieter Kollark trainiert, sagt, dass Claudine gut drauf sei. Am vergangenen Wochenende war sie eine der Hauptdarsteller bei der Stadtwette eines Fernsehsenders in Neubrandenburg. Bejubelt von tausenden Zuschauern auf dem Marktplatz durfte die SCN-Sportlerin eine fiktive olympische Fackel tragen. „Das hat ihr gut getan, der Zuspruch der Menschen hier ist für sie richtig Motivation gewesen“, erzählt Kumbernuss.
Die Tage vor Berlin verbrachten die Neubrandenburger im Bundesleistungszentrum in Kienbaum. Dort, weit weg vom Alltag, soll Claudine Vita noch einmal Kraft tanken: Am Sonntag ab 15.20 Uhr steigt dann der Showdown im Olympiastadon.