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Viel Aufregung, wenig Klarheit

Doping-Diskussionen werden immer hitziger

Berlin / Lesedauer: 2 min

Das Innenministerium und der Deutsche Olympische Sportbund sehen sich in der Debatte über die Doping-Geschichte der Bundesrepublik dem Vorwurf der Verschleppung ausgesetzt.
Veröffentlicht:07.08.2013, 10:52
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Der deutsche Fußball wurde für seine Mauertaktik kritisiert, Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich und DOSB-Präsident Thomas Bach mussten sich Vorwürfe der Verschleppung und Verwirrungsstrategie gefallen lassen. Am Tag nach der Veröffentlichung des Abschlussberichts über die Doping-Praktiken in der Bundesrepublik wurden die Diskussionen über Konsequenzen immer hitziger. Forderungen nach Namensnennung, einem Anti-Doping-Gesetz und strafrechtlicher Aufklärung wurden laut. Der Deutsche Fußball-Bund sah sich gezwungen, erneut erhobene Anschuldigungen des Ephedrin-Dopings von Nationalspielern bei der WM 1966 zurückzuweisen.

Die Ankündigung des Deutschen Olympischen Sportbundes, eine unabhängige Kommission unter Vorsitz des Ex-Bundesverfassungsrichters Udo Steiner einzusetzen, verschafft Friedrich und Bach erst mal Zeit. So kann sich Friedrich auf die Bundestagswahl konzentrieren, Bach aufs Finale im Kampf um den IOC-Thron.

Viele Fragen

Wer waren die Profiteure des staatlich geduldeten und steuerfinanzierten Dopings, wer die Opfer? Welche Strippenzieher sind noch heute im Amt? Was fehlt in dem Abschlussbericht? Nach dpa-Informationen ist er mehrere Hundert Seiten kürzer und enthält weniger Namen als der im 2012 fertiggestellte Zwischenbericht der Studie „Doping in Deutschland“.

„Es müssen Ross und Reiter genannt werden“, verlangte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, und mahnte die Veröffentlichung der Langfassung der Studie an. Nur so könne auch der nun aufgekommene „Generalverdacht“ gegen bundesdeutsche Athleten ausgeräumt werden.

„Vieles, was heute verboten ist, war in den 70ern erlaubt“

Die lange unter Verschluss gehaltene Studie verdeutlichte, dass die Geschichte des Dopings in der Bundesrepublik bereits 1949 begonnen hatte. Es müsse geprüft werden, „ob bundesdeutsche Trainer oder Funktionäre für Doping-Vergehen in der Vergangenheit zur Rechenschaft“ gezogen werden müssen, so Ex-Turn-Weltmeister Eberhard Gienger, bis 2010 DOSB-Vize Leistungssport. Dabei müssten die damaligen Gesetzestexte berücksichtigt werden. „Vieles, was heute verboten ist, war in den 70ern erlaubt.“

Die aktuellen Erkenntnisse lassen wenig Interpretationsspielraum zu: Forschungen über Blutdoping seit Beginn der 80er-Jahre, Tests an Rad- und Hockey-Sportlern mit dem Kälberblutmittel Actovegin – auch der renommierte Doping-Fahnder Manfred Donike geriet ins Zwielicht. Der verstorbene Ex-Leiter des Kölner Instituts für Biochemie soll vor Olympia 1984 bei Absicherungskontrollen im deutschen Team zurate gezogen worden sein.