Dopingvorwurf
Kollark stellt Anzeige wegen Verleumdung
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Thomas Krause
Der Neubrandenburger Leichtathletiktrainer Dieter Kollark geht weiter gegen die erhobenen Kinderdoping-Anschuldigungen vor. Der 73-Jährige, der momentan die Europameisterschaftsvierte im Diskuswurf, Claudine Vita, betreut, stellte am Freitag bei der Staatsanwaltschaft Neubrandenburg wegen Verleumdung Anzeige gegen Unbekannt.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und der Berliner Tagesspiegel hatten berichtet, Kollark habe in der DDR Kindern Dopingmittel verabreicht. Beide Zeitungen schrieben über den Fall „Hanno Siegel”, der auf die Kinder- und Jugendsportschule Neubrandenburg gegangen ist und dort von Kollark gedopt worden sein soll – und zwar von seinem 13. bis zu seinem 17. Lebensjahr. „Siegel” ist den Darstellungen zufolge heute 53 Jahre alt.
Zeitung hat sich entschuldigt
Kollark bezeichnet die Darstellung als „reine Lügengeschichte, in der alles erfunden ist”. In dem von „Siegel” angegebenen Zeitraum habe er überhaupt keine Kinder trainiert. Der SCN-Trainer war rechtlich gegen beide Zeitungen vorgegangen.
Die FAZ hat sich bei Kollark inzwischen öffentlich entschuldigt, am Freitag musste der Tagesspiegel bei Androhung einer hohen Geldstrafe eine Gegendarstellung abdrucken. Kollark erwartet, dass die Staatsanwaltschaft den Fall lückenlos aufklärt: „Was da abgelaufen ist, geht nicht. Da ist die rote Linie überschritten worden.”
Beide Zeitungen hatten nicht persönlich mit Kollark über die Doping-Anschuldigungen gesprochen und auch nicht mit dem Opfer „Hanno Siegel”. Die Informationen über den Fall „Siegel” kommen vom Schweriner Arzt Dr. med. Jochen-Friedrich Buhrmann. Er ist Chefarzt an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Helios-Klinik Schwerin.
Angaben sind laut Arzt glaubhaft
„Hanno Siegel” habe sich in seiner Sprechstunde vorgestellt mit der Bitte um ein Gutachten im Rahmen des 2. Dopingopfer-Hilfegesetzes, so Buhrmann auf Nachfrage des Nordkurier. „Seine Angaben sind glaubhaft, das fachärztliche Gutachten habe ich erstattet. Seinem Antrag wurde vom Bundesverwaltungsamt stattgegeben, entsprechende Hilfen wurden gewährt”, sagte der Chefarzt.
Die Frage, ob „Siegel” ihm gegenüber erklärt habe, Dieter Kollark sei der Mann gewesen, der ihn gedopt habe, ließ Buhrmann mit Verweis auf die ärztliche Schweigepflicht unbeantwortet.
Kollark schließt nicht aus, dass es Trittbrettfahrer gebe, die im Zuge des Dopingopfer-Hilfegesetzes einfach nur Geld kassieren wollen und damit die wirklichen Opfer in Misskredit bringen würden. Auch diese Möglichkeit sei in der Anzeige gegen Unbekannt dargelegt worden.
Nach dem Gesetz erhalten offizielle Dopingopfer des DDR-Sports eine Einmalzahlung von 10.500 Euro aus einem Hilfsfond von 10,5 Millionen Euro. Die Betroffenen müssen anhand medizinischer Gutachten darlegen, dass ihre Schädigung zu mehr als 50 Prozent auf Doping im DDR-Sport zurückzuführen ist.
Opferhilfeverein glaubt nicht an Trittbrettfahrer
Ines Geipel, Vorsitzende des Dopingopfer-Hilfevereins (DOH) mit Sitz in Berlin, erklärte gegenüber dem Nordkurier, dass sich „Hanno Siegel” bislang noch nicht beim Verein gemeldet habe.
Sie kenne den Fall nur durch ein Symposium im Oktober letzten Jahres in Schwerin. „Da klang die Situation sehr ernst”, so Greipel und fügte hinzu, dass sie hier keine Trittbrettfahrer kenne, sondern nur Elend. Der Schweriner Arzt Buhrmann sitzt im Beirat des DOH.