Fußball

Neubrandenburger Kicker vor Spiel des Lebens

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Vor ein paar Monaten schickte Danilo Plate, Sportlicher Leiter des Fußball-Landesliga-Tabellenführers SV Hanse Neubrandenburg, eine Mail an alle Erst- und Zweitligisten. Eine Antwort aus der Hauptstadt sorgt nun für den Vereins-Höhepunkt.
Veröffentlicht:16.05.2018, 10:00

Von:
  • Peter Krüger
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Es ist Dienstagmittag Punkt 12.30 Uhr in Neubrandenburg. Während fast zeitgleich und in 600 Kilometer Entfernung im Dortmunder DFB-Museum Jogis WM-Kader vorgestellt wird, sitzen drei Männer des Fußball-Landesligisten SV Hanse Neubrandenburg gemütlich beim Mittagessen.

Die Namen der vermeintlichen Helden des Sommers interessieren den drei jedoch nur am Rande – sie haben ganz andere Dinge auf dem Zettel. Der Höhepunkt ihrer noch jungen Vereinsgeschichte. Ihr Verein trifft heute Abend um 18.30 Uhr (im neu.sw-Stadion) auf den Zweitligisten Union Berlin. Ein Spiel, auf das die Neubrandenburger mächtig stolz sind.

„Es war eine Mammutaufgabe für uns, dieses Spiel organisatorisch auf die Beine zu stellen“, gibt Hanse-Präsident Thomas Resske, einer der drei Mittagessenden, zu. Seine beiden Vorstandskollegen Maximilian Voß und Alexander Röpcke nicken zustimmend, während sie sich Bratwurst, Pommes und Gemüse gut schmecken lassen.

Angefangen hatte alles mit einer Email an die Vereine der ersten und zweiten Bundesliga

„Wir richten dieses Spiel in kompletter Eigenregie aus“, so Resske stolz, „der ganze Verein ist eingebunden“. So sorgen die „Alten Herren“ fürs Catering, die zweite Mannschaft für die Sicherheit, die B-Jugend als Balljungen dafür, dass das Spielgerät schnellstmöglich wieder auf den Rasen zurückkehrt – und die erste Mannschaft eben dafür, damit das Spiel gegen Union auch sportlich in ewiger Erinnerung bleibt.

Angefangen hatte alles mit einer Mail von Danilo Plate, dem Sportlichen Leiter des Landesliga-Spitzenreiters. Eine Mail – mit der offiziellen Bitte nach einem Freundschaftsspiel – die an alle Vereine der ersten und zweiten Bundesliga rausging. Eine Antwort kam jedoch nur aus der Hauptstadt. Und zwar von Helmut Schulte, dem damaligen
Sportdirektor der Unioner.

Schulte musste wie auch Cheftrainer André Hofschneider Anfang der Woche seinen Spind räumen. Nach der ziemlich enttäuschenden Saison der Berliner, in der der ursprünglich als heißer Aufstiegsaspirant startende Klub den Klassenerhalt erst am letzten Spieltag sichern konnte, wurde auf Führungsebene kräftig durchgesiebt.

700 Tickets für Spiel gegen Union Berlin bereits verkauft

Hofschneider soll jedoch bei allen drei – im Anschluss der Zweitligasaison – auszutragenden Testspielen der Hauptstädter noch auf der Bank sitzen – so auch heute Abend in Neubrandenburg. Und wenn es nach Hanse-Boss Resske geht, sollten das idealerweise möglichst viele Zuschauer mitbekommen.

„Knapp 700 Tickets sind im Vorverkauf weggegangen“, berichtet Resske. Eine stolze Zahl. „Wir freuen uns über jeden Einzelnen, der heute Abend den Weg ins Stadion findet“. Und denkt dabei auch an eine Wette, die der Verein mit Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt abgeschlossen hat.

„Kommen mindestens 2000 Zuschauer zum Union-Spiel, stellen wir etwas im sozialen Bereich auf die Beine. Kommen weniger, muss OB Witt bei unserem ersten Verbandsligaspiel-Heimspiel gegen den 1. FC Neubrandenburg 04 in der kommenden Saison Tickets an der Tageskasse verkaufen.

Der erhoffte Verbandsliga-Aufstieg sowie Neubrandenburgs Bürgermeister als Ticketverkäufer – beides ist noch Zukunftsmusik. Das Spiel gegen den Kultverein Union Berlin jedoch wird heute Abend real. „Ein Tor wollen wir schon schießen“, formuliert der stellvertretende Hanse-Vorsitzende Maximilian Voß, der ansonsten die linke Außenbahn beackert, bescheiden sein Ziel für das Spiel – und erhebt sich verabschiedend vom Mittagstisch.