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Nachwuchs-Fußball

Tim Borowski stiftet Pokal beim Knabenturnier

Neubrandenburg / Lesedauer: 7 min

Für das schönste Tor beim Knabenturnier gibt es einen Pokal – und den stiftet nun Tim Borowski. Er hat nicht vergessen, wo seine Laufbahn den entscheidenden Kick bekam.
Veröffentlicht:04.02.2022, 08:16

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Tim Borowski hat „da nicht lange überlegen“ müssen. „Das mache ich. Das mache ich sehr gerne“, bekräftigt der Fußball-Promi und erweist sich einmal mehr als ein echter Neubrandenburger Jung‘. Künftig wird der im deutschen Profi-Geschäft fest etablierte „Boro“ beim Fußball-Knabenturnier der Nordkurier Mediengruppe den Pokal für das „Supertor“ stiften. „Da helfe ich, keine Frage“, sagt der 41-Jährige. Zweifellos eine schöne Bereicherung der Traditionsveranstaltung mit ihren bislang 54 Auflagen, längst das größte U13-Hallenturnier in Europa.

Mit dem SV Werder Bremen war Borowski 2004 Deutscher Meister und Pokalsieger, mit dem FC Bayern München 2009 Vize, er schrieb bei der sommermärchenhaften Heim-Weltmeisterschaft 2006 Geschichte, absolvierte 33 Spiele in der Nationalmannschaft und nach dem Karriereende mit viel Fleiß die Fußballlehrer-Ausbildung – Tim Borowski hat im großen Fußball geschafft, wovon andere träumen. Kein anderer aus unserer Gegend hat es in diesem Metier so weit gebracht. Der Ursprung seiner Laufbahn ist dabei nie aus Borowskis Blick geraten. „Das war eindeutig in Neubrandenburg. Und das Knabenturnier – damals noch nicht im Jahnsportforum, sondern in der Stadthalle – spielte dabei eine besondere Rolle“, weiß er.

Talente-Scout aus Bremen guckte zu

Anno 1991, der 5. Januar: Die Jungs von Post Neubrandenburg mit Klaus Kirchner als Trainer ließen die rappelvoll besetzte Halle beim 25. Knabenturnier beben. Zum 5:1-Finalsieg über Rot-Weiß Erfurt steuerte Tim Borowski allein drei Treffer bei, insgesamt kam er auf elf – Torschützenkönig. Wofür das extra eingeflogene Hamburger Fußball-Idol Uwe Seeler die Auszeichnung vornahm. Das Foto von „Uns Uwe“ mit dem lütten blonden Timmi im Arm ist inzwischen Sport-Kulturgut. Symbolisch in einiger Hinsicht, zumal kurz nach der Wende entstanden.

„Es braucht manchmal Glücksmomente, um als Fußballer entscheidend voranzukommen. Und das war für mich definitiv so einer. Einer der wichtigsten, möchte ich sogar sagen“, äußert Tim Borowski. Denn: Unter den vor Siegesfreude ausflippenden Zuschauern saß – ganz ruhig – ein Gast von der Weser, Rolf Behrens, Chefscout des Bundesligisten SV Werder Bremen und schrieb sich einen Spielernamen, der mit „B“ beginnt, in sein Notizbuch. Dann suchte er den Kontakt zu den entsprechenden Eltern.

Als 16-Jähriger zu Werder Bremen

Die Info-Kette hatte folgendermaßen funktioniert: Talente-Ermittler Behrens war von Martin Hornung, einem fußballverrückten Unternehmensberater aus Münster, in die Vier-Tore-Stadt gelotst worden. Der wiederum hatte zuvor seinen neuen Ost-Kumpel, den in Neubrandenburg und Umgebung geschätzten Nachwuchs-Trainer Rainer Walter, von dem einzigartigen Budenzauber am Tollensesee, den die ansässige Zeitung alljährlich inszeniert, schwärmen gehört.

Die Dinge fügten sich. Tim Borowski, der übrigens im Knabenturnier-Folgejahr vor den Kleinkönnern der Top-Clubs aus dem Westen als „Bester Spieler“ geehrt wurde, blieb im Werder-Fokus und wurde dann als 16-Jähriger nach Bremen geholt. Seine Laufbahn nahm – nach anfänglichem Heimweh – ordentlich Fahrt auf. Und: Bewusster Martin Hornung ließ sich parallel für das Knabenturnier etwas einfallen, was mittlerweile nicht mehr wegzudenken ist. Wenn nämlich am Ende der Mammut-Veranstaltung im Jahnsportforum neben den Mannschaften jedes Mal ebenso die besten Jungspunde – vom Torhüter über den Techniker bis zum Torjäger – gewürdigt werden, gibt es seit einigen Jahrzehnten auch einen Preis für das „Supertor“, den attraktivsten Treffer. Den hat der Münsteraner erfunden und seither gesponsert.

Mehr zum Thema: Erfinder des Supertors gestorben

Leider verstarb Martin Hornung im vergangenen November im Alter von 68 Jahren an einer Krebserkrankung. Tim Borowski hat sich nun bereit erklärt, die Nachfolge als „Supertor“-Stifter zu übernehmen. „Es ist schon so, dass ich viele Anfragen aus verschiedensten Richtungen erhalte, ob ich Unterstützung geben könnte. Da darf man sich nicht verzetteln. Aber in diesem Fall ist es klar: Das Knabenturnier gehört für mich in die oberste Kategorie. Ich habe die Möglichkeit, etwas zurückzugeben“, so der 1,94-Meter-Typ, der zwei Mal auch schon Star-Gast bei dem Spektakel vor 3000 Fans war, so beim „50.“. Gewissermaßen schließt sich für ihn ein Kreis. „Was Anfang der 1990er beim Knabenturnier ablief, auch mit den Leuten, die mir im Hintergrund halfen, all das schuf ja die Voraussetzung für meine Fußballer-Laufbahn“, sagt der zweifache Familienvater, der mit seinen Lieben nach wie vor in Bremen das „Basislager“ hat.

Weitere Generation fußballbegeistert

Sein Sohn ist neun, er kickt beim Bremer Verein FC Oberneuland, wo einst auch der aktuelle Nationalspieler Julian Brandt von Borussia Dortmund das Fußball-Abc erlernte. Der Verein steht für anständige Jugend-Arbeit. Der Opa, Klaus Borowski, erzählt über den Enkel: „Der Junge ist richtig fußballbegeistert. Wenn wir zusammen sind, ist das wie ein Trainingslager. Er war auch schon mal Balljunge im Weserstadion.“ Das „Erlebnis Knabenturnier“ würde Tim Borowski auch seinem Sprössling wünschen. „Dabei ist es egal, welches Club-Emblem man auf der Brust trägt. So etwas vergisst man nicht.“

Käme es tatsächlich dazu, so gäbe es in der Turnier-Historie etwas bislang nie Dagewesenes: Knabenturnier-Teilnahme in der dritten Generation! Denn Klaus Borowski zählt zu jenem Jahrgang, der 1968 beim zweiten Knabenturnier, damals noch in Neustrelitz, startete und Zweiter wurde. Ein Postler, also auch einer der sogenannten „Briefträger“. Er durchlief seinerzeit die Altersklassen des Vereins, war später für Motor Süd Neubrandenburg aktiv, dann als Trainer. Ergo: Fußball spielt bei den Borowskis eine Riesenrolle. Zumal Tims Bruder Tom ein Torwart und Mutter Petra lange Zeit beim SV Nagema als Fußballerin unterwegs war.

Was in seiner alten Fußball-Heimat abgeht, darüber wird Tim Borowski verlässlich auf dem Laufenden gehalten. Die Eltern sind nicht nur Zuschauer bei den Spielen, Vater Klaus engagiert sich zudem beim 1. FC Neubrandenburg 04. Ein Beispiel: Er gilt als „Gründervater“ der Walking-Kicker-Mannschaft des Clubs, die bereits über die Landesgrenzen hinaus für Aufsehen gesorgt hat.

Nach den Stress-Jahren eine Auszeit

Seit seinem freiwilligen Abschied im Sommer 2021 nach beinahe einem Vierteljahrhundert bei Werder Bremen gönnt sich Tim Borowski eine Auszeit. Zuletzt war er dreieinhalb Spielzeiten „Co“ von Trainer Florian Kohfeldt gewesen. „Stress pur. Da bleibt privat viel auf der Strecke. Ich genieße es, jetzt mal für eine Weile aus der Mühle raus und mehr für meine Familie da zu sein. Fit halte ich mich mit Tennis und Golf, eher weniger mit Fußball“, berichtet er. Reisen sei – soweit wegen Corona möglich – ein Thema. Er verspüre Nachholbedarf: „Ich bin durch den Profifußball viel in der Welt herumgekommen, gesehen habe ich davon aber, ehrlich gesagt, nur wenig. Man kommt nach Barcelona, hält sich in einem Hotel auf, das so aussieht wie eins zu Hause, abends geht‘s in die große Schüssel, Abreise, und das war‘s.“

Klar ist für Borowski allerdings: Er wird ins Fußball-Business zurückkehren, möglichst zur kommenden Saison. „Ich bin nach wie vor bestens vernetzt. Dass Max Kruse von Union Berlin zum VfL Wolfsburg wechselt, wusste ich ein paar Tage, bevor das als überraschende Nachricht durch die Medien ging“, sagt er. Dem Knabenturnier, das Pandemie-bedingt zwei Mal ausfallen musste, drückt er die Daumen für eine Fortsetzung im Januar 2023 – mit vielen Supertoren. Für das schönste gibt‘s einen Pokal.