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„Kanaken und Kartoffeln”

Das DFB-Versagen geht weiter

Frankfurt/Main / Lesedauer: 2 min

Nächstes Kapitel in der DFB-Krise: Jetzt soll die Nationalelf in „Kanaken” und „Kartoffeln” gespalten sein. Was wurde aus „Vielfalt und Toleranz”? Eine Analyse.
Veröffentlicht:27.08.2018, 15:31

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Es war mal wieder ein typischer Grindel-Spruch: „Wir wollen niemanden für das Schaufenster haben”, verkündete der DFB-Präsident im Mai 2017 bei der Vorstellung des „Botschafters für Vielfalt” vollmundig. An jenem Tag hievte Reinhard Grindel Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger auf den Botschafter-Sessel. Hitzlsperger hatte sich kurz zuvor als erster prominenter Fußballer offen zu seiner Homosexualität bekannt – der Schwabe sollte, so das Versprechen Grindels, Diskriminierungsfälle an der Basis aufspüren und Hilfestellung beim Einsatz von Zivilcourage und Toleranz geben.

Ein Jahr zuvor, im Mai 2016, hatte der DFB mit 30-Sekunden-Videobotschaft auf die abfälligen Aussagen von AfD-Vize Alexander Gauland gegen den deutschen Nationalspieler Jérôme Boateng reagiert. „Statt vieler Worte beschränkt sich der Fußballverband auf das Wesentliche und setzt ein starkes Zeichen für Vielfalt und Toleranz”, teilte der DFB seinerzeit mit. In dem Video-Clip sind die Köpfe des aktuellen EM-Kaders vor schwarzem Hintergrund zu sehen. Am Ende steht der Schriftzug „Wir sind Vielfalt”.

Zwischendurch hatte der DFB einen weiteren Posten geschafft – mit Cacau als neuem DFB-Integrationsbeauftragten wurde der nächste Ex-Nationalspieler bestens versorgt. Nackte Symbolpolitik oder ernsthafter Versuch, gesellschaftliche Probleme im größten Verband Deutschlands aufzunehmen und aufzuarbeiten? Um mit der Wortwahl des DFB-Präsidenten zu sprechen: Der DFB inszeniert ein heuchlerisches Schaufenster.

Von „Die Mannschaft” keine Spur

Schöne Bilder, PR-wirksame Sprüche – ohne substanzielle Inhalte. Bereits die Özil-Erdogan-Affäre erschütterte das vermeintlich vielfältige DFB-Kartenhaus. In der Nationalmannschaft gibt es Grüppchenbildung in „Kanaken” und „Kartoffeln”, wie "Der Spiegel" am Wochenende berichtete. Das entlarvt Verbandsspitze, sportliche Leitung und Jungmillionäre in kurzen Hosen als eine charakterschwache Ansammlung von Ich-AGs. Vom Markenslogan „Die Mannschaft” keine Spur.

Migrationsarbeit findet nicht in Hochglanzbroschüren und Sonntagsreden statt, Teambuilding gelingt nicht beim Espressoschlürfen in angesagten Cafés, Weltmeister werden nicht in theoretischen Workshops geboren – die Entscheidungsträger beim DFB sollten sich stattdessen wieder auf ihre Kernkompetenzen besinnen. Das Problem: All jene, die den DFB in den vergangenen Wochen und Monaten in die Krise haben schlittern lassen, sind nach wie vor in Amt und Würden. Die Konsequenz: Das Tal der Tränen ist noch nicht durchschritten!