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Leichtathletik

Der schwere Weg zurück ins Läufer-Glück

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Elija Ziem gehört zu den schnellsten 400-Meter-Läufern der U18 in Deutschland. Der Leichtathlet vom SCN hat harte Zeiten durchlebt.
Veröffentlicht:19.03.2021, 15:00

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Der Junge hat richtig Bock auf Laufen. Mit seinem Kumpel und Klubkollegen Emil Grapenthin rannte Elija Ziem zuletzt in seiner Heimatstadt Waren sogar einen Halbmarathon, einfach mal so im Training. Es war die längste Strecke, die der 17-Jährige vom SC Neubrandenburg in seinem Leben gelaufen ist. „Es hat Spaß gemacht”, sagt er. Elija Ziem gehört zu den schnellsten 400-Meter-Läufern der Altersklasse U18 in Deutschland. Im vergangenen Jahr holte er sich bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften in Heilbronn etwas überraschend die Bronzemedaille – seine 48,34 Sekunden bedeuteten nicht nur persönliche Bestzeit, damit erfüllte er zugleich die Norm für die U18-Europameisterschaft im August in Rieti (Italien).

Es läuft wieder bestens bei dem begabten Läufer aus der starken Trainingsgruppe von SCN-Trainer Thomas Peucker, zu der auch Emil Grapenthin, Peter Paul Fritz, Bennet Levi Köhn und Jonas Baedeker gehören.

Elija Ziem ist auch Schweizer Meister

Das war nicht immer so, und deshalb bedeuten Elija Ziem diese Bronzemedaille und der Halbmarathon mit seinem Kumpel sehr viel. Seine ohnehin junge Laufbahn war Ende 2019 ins Stocken geraten, ihr drohte sogar das vorzeitige Ende. Dabei war 2019 eigentlich ein äußerst erfolgreiches Jahr. Er sagt, es sei ein „Sahnejahr” gewesen. Erst wurde er im Juli Deutscher U16-Meister über die 800 Meter, wenige Wochen später holte er sich auch den Schweizer Titel über 600 Meter. Möglich war das, weil Elija Ziem die Schweizer Staatsbürgerschaft besitzt; seine Mutter ist dort geboren.

Doch dann brach er sich im September im Training den Fuß. Als die Blessur ausgeheilt war, folgte Anfang Januar der nächste Schock: Ein Arzt diagnostizierte einen Bruch des Lendenwirbels. Elija Ziem sagt, er werde nicht vergessen, was der Arzt ihm damals erklärt hatte: „Das war es mit dem Leistungssport.“ Es sei ein harter Satz gewesen. „Es war das erste Mal, dass ich wegen des Sports geweint habe”, blickt er zurück. Aber so einfach aufgeben – nein, das wollte der Läufer nicht. Gemeinsam mit dem Club und vor allem SCN-Sportwartin Astrid Kumbernuss suchte die Familie nach Möglichkeiten und fand schließlich einen Spezialisten an der Berliner Charite. Der Mediziner meinte nach einem ersten Check, dass man das schon wieder hinbekomme. Neun Monate später rannte der SCN-Läufer bei den Deutschen Junioren-Meisterhaften auf das Podium.

Dazwischen allerdings lagen extrem harte Wochen des Hoffens und Bangens. Hält der Rücken? Kommen die Schmerzen zurück? „Es war schwierig. Die erste Zeit durfte ich auch überhaupt nicht laufen“, sagt Elija Ziem. Er fand Alternativen, besorgte sich einen Neoprenanzug, um auch bei kühlen Temperaturen im Warener Tiefwarensee schwimmen zu können. Er kaufte sich ein Rennrad, um auf der Straße Ausdauer bolzen zu können. Elija Ziem hatte nur ein Ziel – das Comeback. Es trieb ihn an.

Sein erster Trainer war Dirk Santowski in Waren

Erst vier Wochen vor den Titelkämpfen in Heilbronn konnte er mit seinem Coach wieder mit dem spezifischen Lauftraining beginnen. Der Ausgang ist bekannt. „Ich bin dem Club sehr dankbar für die Unterstützung in dieser Zeit und auf diese Bronzemedaille sehr stolz”, sagt Elija Ziem und fügt mit einem Lächeln hinzu, dass er sich dennoch ein wenig ärgere über Heilbronn: „Nach 300 Metern hatte ich ja noch vorn gelegen, da war sogar Gold drin. Aber auf den letzten Metern ging dann nicht mehr viel. Da hat man doch das fehlende Training gemerkt.”

Als Kind spielte Elija Ziem zunächst Fußball und Tennis. Die erste Berührung mit der Leichtathletik hatte er beim 1. LAV Waren und fand den Sport ziemlich cool. Dirk Santowski war sein erster Übungsleiter, der Ziems Begabung auf der Tartanbahn schnell erkannte. In der 5. Klasse ging das Talent folgerichtig zum SCN, lebt dort seitdem im Internat. Stefan Herrmann war sein erster Coach beim Sportclub, er führte den Jungen aus Waren sozusagen in die Welt des Leistungssports ein.

Das Ziel ist Italien

Drei Jahre später wechselte Ziem in die Laufgruppe von Thomas Peucker. „Ich bin nicht das Supertalent, da gibt es andere. Aber bei Thomas Peucker habe ich gelernt, was hartes Training ist und was Fleiß auch bringen kann”, erzählt der Sportgymnasiast. Das Klima in der Trainingsgruppe sei toll: „Wir sind alle Konkurrenten, klar, aber auch Kumpel.”

Spaß möchte er auch in dieser Saison haben und natürlich Erfolg. Eine Medaille bei den Deutschen U18-Meisterschaften Ende Juli in Rostock ist sein Ziel. Und Elija Ziem träumt von einem EM-Start in Italien.