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Profiboxer aus MV verliert

Ex-Weltmeister kann Postboten nicht auf die Bretter schicken

Braunlage / Lesedauer: 4 min

Boxprofi Marco Huck kehrt mit einem Punktsieg über Dennis Lewandowski in den Ring zurück. Enttäuscht hat der 35-Jährige aber trotzdem.
Veröffentlicht:01.09.2020, 10:29

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Keine Überraschung im Oberharz: Ex-Boxweltmeister Marco Huck gewann klar nach Punkten gegen den Postboten Dennis Lewandowski und feierte somit nach knapp einjähriger Pause eine erfolgreiche Rückkehr in den Ring.

Doch eine Glanzleistung des einstigen Champions waren die zehn Runden gegen den Greifswalder Lewandowski beileibe nicht. Doch der Reihe nach. Es war kalt geworden im Eisstadion von Braunlage.

Die Nummerngirls wickelten ihre graziösen Körper in Wolldecken ein, während die Zuschauer sich der Hoffnung hingaben, der Hauptkampf des Boxabends würde sie schon erwärmen. Doch daraus wurde nichts.

Denn die Aussichten auf einen heißen Kampf waren schon vor dem ersten Gongschlag alles andere als rosig. Beide Faustkämpfer hatten eine längere Schaffenspause eingelegt – Huck ein knappes Jahr lang, Lewandowski hingegen hat sich boxerisch schon vor ungefähr zwei Jahren auf die faule Haut gelegt. Und sollte dieses bitter bereuen.

Vorbereitungszeit war zu kurz

Denn es war der Fitnesszustand, der aus Lewandowskis Sicht einem besseren Ausgang des Kampfes im Wege stand. „Meine Vorbereitungszeit von nur fünf Wochen war viel zu kurz“, gab der 26-Jährige offen zu, der nach einer Niederlage gegen Boris Estenfelder vor genau zwei Jahren dem Boxsport den Rücken gekehrt hatte.

Zwei Kämpfe bestritt der einstige Junioren-Weltmeister aber trotzdem – jedoch ohne sportlichen, sondern ausschließlich aus finanziellen Gründen. Ohne richtiges Training verlor er beide Fights. Dann kam vor knapp fünf Wochen das Angebot von Marco Huck ins Haus geflattert. Beide kannten sich schon von einer Sparringswoche im Jahr 2016. Ebenfalls in Braunlage.

Die Niederlage war für ihn keine Überraschung

„Als das Angebot kam, musste ich nicht lange nachdenken“, so Lewandowski, „ich habe Marcos Kämpfe früher am Fernseher verfolgt, es war eine Ehre für mich, gegen ihn boxen zu dürfen“. Und diese wurde finanziell auch noch gut entschädigt. Für Lewandowski, der sonst als Postzusteller für jeden Euro hart knüppeln muss, kein unwichtiger Aspekt.

Dass es sportlich am Ende nicht zu mehr gereicht hat als zur Niederlage nach Punkten, war für Lewandowski keine Überraschung und auch keine Enttäuschung. „Mein Ziel war es, die zehn Runden ohne Knockout zu überstehen und vielleicht selbst mit einem harten Treffer für eine vorzeitige Entscheidung zu sorgen“, so Lewandowski, dessen Kampfname „Ostseehammer“ lautet.

Für genau diesen „Ostseehammer“ begann der eigentliche Kampf aber erst nach den zehn unspektakulären Runden, die Huck zwar dominierte, aber es nicht vermochte, den nicht austrainierten Postboten auf die Bretter zu schicken.

Und zwar der Kampf mit seinem Handy. Jenes legte der Greifswalder Faustkämpfer für einige Stunden nach dem Kampf nicht mehr aus der Hand. Nachrichten von Familie, Bekannten und Freunden flatterten herein. Doch auch kritische Meinungen in sozialen Netzwerken, die den Kampf zwischen Huck und Lewandowski, auch mit dem Hintergrund, dass der deutsche Profi-Boxsport ohnehin in den Seilen hängt, sportlich in Frage stellten.

Der „Ostseehammer” will jetzt dranbleiben

„Damit muss ich leben“, sagte Lewandowski, „vor dem Kampf war im Netz zu lesen, dass ich keine zwei Runden überstehen werde. Da haben sie sich geirrt“. Aus sportlicher Sicht muss sich nach diesem Kampf einzig und allein der 35-jährige Marco Huck die Frage stellen, wohin seine Reise im Schwergewichtig zukünftig führen wird. Um tatsächlich wieder im Konzert der ganz Großen mitzumischen, so immerhin sein Anspruch, bedarf es da schon eine riesige Leistungssteigerung.

Und Lewandowski selbst will jetzt dranbleiben: „Ich habe wieder Bock auf Boxen. Wir trainieren jetzt weiter und lassen die Kilos purzeln. Und dann sehen alle den Ostseehammer im Ring, den man von damals kennt“. Jetzt aber geht es erst einmal mit seiner kleinen Familie in den wohlverdienten Urlaub.