StartseiteSport„Hansa bedeutet mir sehr viel – das wird auch immer so bleiben“

Steffen Baumgart im Interview

„Hansa bedeutet mir sehr viel – das wird auch immer so bleiben“

Köln / Lesedauer: 5 min

Steffen Baumgart ist in Rostock geboren, war Fußballprofi und Co-Trainer bei Hansa. Mittlerweile ist der 50-Jährige Bundesligatrainer beim 1. FC Köln. An seine Heimat und Hansa-Zeit erinnert er sich trotzdem noch gerne zurück.
Veröffentlicht:16.04.2022, 08:05

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Steffen Baumgart tigert die Seitenlinie hoch und runter, als Coach greift er so emotional wie kaum ein Zweiter ins Geschehen ein. Sein Trainerkollege Christian Streich vom SC Freiburg verglich den 50-jährigen Trainer des 1. FC Köln einst sogar mal mit einem Sumoringer, der durchaus Probleme mit seinen Kniegelenken bekommen könnte. Knieprobleme hin oder her – Baumgart ist seinen Weg als Trainer gegangen. Nun klopft er mit dem 1. FC Köln sogar an die Tür zum internationalen Geschäft, erinnert sich aber auch gerne an seine Zeit bei Hansa Rostock, was Nordkurier-Reporter Peter Krüger nach einem Gespräch mit Steffen Baumgart zu berichten weiß.

Im Moment befinden Sie sich als Trainer des 1. FC Köln auf der Zielgeraden der Bundesligasaison. Mit etwas Glück winkt in der kommenden Saison sogar Europa. Als Spieler ging ihr Stern jedoch einst bei Hansa Rostock auf. Welche Bedeutung hat der Club von der Küste noch für Sie?

Eine große. Ich bin schließlich in Rostock geboren, aufgewachsen und habe dort meine ersten Fußstapfen hinterlassen, die mich bis in die Bundesliga gebracht haben. Allein deshalb hat Hansa schon eine riesige Bedeutung für mich und das wird auch nie vergehen. Natürlich ist der Abstand zum Verein mittlerweile größer geworden, aber Rostock ist meine Heimat, meine Eltern, meine Familie leben noch dort, mein Neffe spielt dort Fußball – von daher wird es immer eine Verbindung nach Rostock und auch zu Hansa geben.

Gibt es einen Moment bei Hansa Rostock, an den Sie sich besonders gern zurückerinnern?

Da gibt es viele Momente. Es gibt jetzt nicht das eine große Erlebnis oder die eine schöne Erinnerung. Rostock war einfach eine sehr schöne und intensive Zeit. Die Anfangszeit bei Hansa war damals zusammen mit Trainer Frank Pagelsdorf natürlich überragend. Der Aufstieg in die Bundesliga, das erste Bundesligator gegen Leverkusen – alles schöne Momente. Mein wichtigstes Tor für Hansa war der 1:0-Siegtreffer gegen Hertha BSC im Olympiastadion, das war noch in der 2. Liga. Auch später, nach dem ich aus Wolfsburg wieder nach Rostock kam, unter Andreas Zachhuber war es eine sehr gute Zeit, als wir zum Beispiel am letzten Spieltag auf Schalke den Klassenerhalt feiern konnten.

Wie beurteilen Sie den Weg von Hansa Rostock, der in den vergangenen Jahren beschritten wurde?

In der jüngsten Vergangenheit hat Hansa dank Martin Pieckenhagen (Sportchef), Jens Härtel (Trainer) oder auch Stefan Beinlich (Nachwuchs) viel Ruhe in den Verein bekommen. Sie haben es geschafft, Rostock wieder in die 2. Liga zu führen und werden dort, so wie es aussieht, wohl auch die Klasse halten. Das ist auch gut so, denn Hansa gehört aus meiner Sicht einfach in die 2. Liga. Ich weiß aber auch, dass es nicht ganz so einfach ist, die Klasse zu halten und kann daher einschätzen, was die Jungs dort in Rostock leisten. Ich freue mich für Jens (Härtel), mit dem ich mich oft austausche, dass er die Ziele mit seinem Team zuletzt erreichen konnte.

Apropos Jens Härtel. Warum passt er so gut zu Hansa?

Ich finde es immer schwierig zu sagen, ob ein Trainer zu einem Verein passt oder nicht. Ob er nun gut nach Rostock passt oder damals gut nach Magdeburg gepasst hat. Ich finde, Jens hat eine klare Idee und einen klaren Plan vom Fußball, auch im Umgang mit der Mannschaft. Er hat es schon in Magdeburg geschafft, eine Mannschaft aus der Regionalliga in die 2. Liga zu führen. Was danach passiert ist, müssen wir keinem erklären – es war nicht so gut, ihn dort rauszuhauen. Auch in Rostock ist er seinen Weg gegangen – natürlich in Zusammenarbeit mit seinem Team –, sehr solide, norddeutsch stoisch, hat nie die Ruhe verloren. Er hat bisher richtig gute Arbeit bei Hansa abgeliefert.

Wie gefällt Ihnen die aktuelle Hansa-Mannschaft?

Ich habe Hansa zuletzt beim 1:1-Unentschieden in Paderborn live gesehen, ansonsten oft im Fernsehen. Es ist eine Mannschaft, die sehr kompakt wirkt. Es geht hinten schon bei Torhüter Markus Kolke los, der der Mannschaft einen sehr guten Rückhalt gibt. Es ist ein Team mit viel Erfahrung, das in den Spielen sehr geschlossen auftritt. Das zeichnet sie aus. Wenn sie auch weiterhin so auftreten – und das ist natürlich der Wunsch aller Hansa-Fans –, dann werden sie sich auf jeden Fall in der 2. Liga etablieren. Jeder weiß, was in dieser Liga so alles möglich ist und warum sollte man nicht irgendwann anfangen, zu träumen. Doch jetzt heißt es erst mal: Klassenerhalt perfekt machen und sich langfristig in der Liga etablieren.

Ist es vorstellbar, dass es irgendwann auch mal einen Hansa-Trainer Steffen Baumgart gibt?

Gegenfrage: Was ist im Fußball nicht vorstellbar? Ich würde jetzt nichts verneinen, aber auch nichts zusagen. Fakt ist: Ich kann es mir im Moment nicht vorstellen und es ist auch kein Ziel von mir. Man wird jetzt einfach die Entwicklung sehen, von beiden Seiten. Jetzt ist es vielleicht so, dass ich die Möglichkeit habe, ganz woanders zu sein und in drei Jahren sieht es wieder ganz anders aus. Jetzt im Moment bin ich hier in Köln Trainer und das bin ich gerne. Allesandere wird die Zeit dann mit sich bringen.