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Thomas Tuchel

Ohne den Bus-Anschlag wäre ich noch BVB-Trainer

Dortmund / Lesedauer: 3 min

Der Ex-Trainer von Borussia Dortmund sagte im Prozess um den Bombenanschlag auf den Bus des Teams vor Gericht aus. Für ihn bedeutete die Attacke das Ende beim BVB.
Veröffentlicht:19.03.2018, 17:49

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Fußball-Trainer Thomas Tuchel macht den Bombenanschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund mitverantwortlich für sein Aus beim Bundesligisten im Sommer 2017. Im Prozess beim Dortmunder Landgericht sagte Tuchel am Montag als Zeuge vor Gericht aus.

Der Oberstaatsanwalt fragte den 44-Jährigen, ob er ohne dieses Anschlagsgeschehen noch über den Sommer hinaus BVB-Trainer gewesen wäre. Tuchel antwortete: „Ja, davon würde ich ausgehen.”

Nach dem Bombenanschlag habe es große Uneinigkeit zwischen ihm und BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gegeben. „Der größte Dissens war wahrscheinlich, dass ich im Bus saß und er nicht”, sagte Tuchel.

Profis wollten auch nicht spielen

Wie zuvor die Profis Sven Bender, Marcel Schmelzer und Roman Weidenfeller erklärte Tuchel, dass es aus seiner Sicht ein Fehler gewesen sei, die Partie in der Champions League gegen den AS Monaco schon am Tag nach dem Anschlag vom 11. April 2017 nachzuholen. „Der Zustand der Mannschaft war am nächsten Morgen so, dass es absolut keinen Sinn gemacht hat zu spielen”, so Tuchel.

Sven Bender, der seit Sommer 2017 bei Bayer 04 Leverkusen unter Vertrag steht, äußerte sich ähnlich. Er habe es unglücklich gefunden, einen Tag nach der Explosion spielen zu müssen. „Keiner von uns war vorher in einer solchen Situation. Wir hätten nicht spielen dürfen”, sagte der Mittelfeldspieler.

Fehler hätten aber auch Bender selbst und die anderen Profis gemacht. Schließlich hätten die Spieler durchaus die Möglichkeit gehabt, nicht zu dem Nachholspiel anzutreten. Diese Chance sei vertan worden.

Spieler nimmt immer noch psychologische Hilfe in Anspruch

BVB-Mannschaftskapitän Marcel Schmelzer erinnert sich nur ungern an das Nachholspiel. „In dieser Nacht hatte keiner geschlafen. Keiner hat auch nur einen Gedanken an dieses Spiel verschwendet”, sagte der Linksverteidiger.

BVB-Ersatztorwart Roman Weidenfeller räumte sogar offen ein, bis heute psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Der Vorfall hat mein Leben verändert”, sagte Weiderfeller. Und: „Die Aufarbeitung ist noch nicht abgeschlossen.”

Angeklagter entschuldigt sich nicht

Der Angeklagte Sergej W. sagte während des gesamten Verhandlungstages nicht ein einziges Wort. Er verzichtete auch darauf, sich persönlich bei den Betroffenen zu entschuldigen.

Der 28-Jährige hat bereits zugegeben, den Bombenanschlag bei der Abfahrt des BVB am Mannschaftshotel verübt zu haben, um mit einer Wette auf einen fallenden Kurs der BVB-Aktie reich zu werden. W. beharrt jedoch darauf, die Sprengsätze bewusst so gebaut zu haben, dass „niemand getötet oder ensthaft verletzt” werde.

Tatsächlich erlitt im Inneren des Mannschaftsbusses der damalige BVB-Verteidiger Marc Bartra einen offenen Bruch des Unterarms. Ein Motorradpolizist wurde mit einem Knalltrauma ins Krankenhaus eingeliefert.