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Fight Night in Neubrandenburg

Stürmischer Seemann prügelt eiskalt die Romantik aus dem Ring

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Als der letzte Lokalmatador bei der Neubrandenburger Fight Night die Fäuste schwang, kochte die Stadthalle über. Für seinen Trainer gab es jedoch einen ganz anderen Höhepunkt. Denn es gab an diesem Abend nicht nur Schläge.
Veröffentlicht:10.02.2020, 05:50

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Es war kurz vor Mitternacht, als die Neubrandenburger Stadthalle ihren Siedepunkt erreicht hatte. Pierre Seemann schritt als dritter und letzter Lokalmatador hoch konzentriert und fokussiert zum Ring. Die 14. Neubrandenburger Fight Night stand nur noch Sekunden vor ihrem Hauptkampf, dem letzten Duell des Abends.

Insgesamt 16 Fights im Boxen, Kickboxen und auch MMA (Mixed Martial Arts) gingen bis dahin schon über die Bühne, die knapp 1500 Zuschauer in der proppenvollen Stadthalle waren längst auf ihre Kosten gekommen. Nun aber stand das mit Spannung erwartete Comeback bevor, Seemann stand nämlich vor gut 14 Jahren das letzte Mal im Ring.

Vorzeitiges Ende für Lokalmatadoren

Danach fehlte einfach die Zeit für den Kampfsport. Nun aber war er wieder da, seine Anspannung war förmlich greifbar. „Ich sollte ruhig beginnen“, so Seemann nach dem Kampf. Doch das, so gab der MMA-Fighter grinsend zu, hat nicht wirklich gut geklappt.

Denn schon frühzeitig in der ersten Runde brachte Seemann seinen Gegner Sasa Dajic zu Boden, deckte ihn mit gezielten Faustschlägen ins Gesicht ein und sorgte somit für ein vorzeitiges sowie erfolgreiches Ende des Kampfes. „Ich bin wahnsinnig glücklich, einfach nur stolz darauf, was wir in den letzten Monaten im Training so geleistet haben“, so Seemann.

Heiratsantrag im Boxring

„Man hat gesehen, dass sich hartes Training wirklich auszahlt“. Nun wolle er aber endlich sein gewünschtes „kühles Blondes“ vernaschen, sagte er und trottete nach über einer Stunde nach Ende seines Kampfes endlich in die Kabine.

Die Zeit davor verbrachte Seemann mit dem Entgegennehmen von Glückwünschen. Einer der Gratulanten war auch Trainer Danny Schindhelm, der höchstpersönlich für sein eigenes Highlight auf der diesjährigen Fight Night sorgte. Er machte seiner Freundin Dana Störmer einen Heiratsantrag – so richtig mit Blumen und Verlobungsring mitten im Seilquadrat.

Romantik pur also, die Seemann eine knappe Stunde später aber aus dem Ring prügeln sollte. Zuvor hatten auch schon die anderen beiden Lokalmatadoren ihre Kämpfe siegreich gestalten können. Erst gewann Hagen Schäfer seinen Boxkampf, wenig später legte Lars „Larry“ Karnatz mit seinem MMA-Fight erfolgreich nach.

Gegner war bosnischer Judomeister

Schäfer kam schwer in den Kampf, kassierte früh einen Treffer und wurde angezählt. „Ab der zweiten Runde hat Hagen aber das umgesetzt, was wir gefordert haben“, so Trainer und Organisator Stephan Kreienbrink. „Es war zwar ein knapper Ausgang, aber mit der letzten starken Runde hat Hagen das Ding zurecht gezogen.“

Da machte es Lars Karnatz bei seinem zweiten Fight-Night-Auftritt nach 2019 doch ein bisschen deutlicher. Schon in der ersten Runde brachte er seinen Gegner Radenko Marinovic zu Boden, nur ein Fehler in der Kampfführung verhinderte ein mögliches frühzeitiges Ende.

Mit Adrelanin vollgepumpt

„Ich habe den Gegner gewürgt, das ist im MMA verboten“, so Karnatz, der erst fünf Minuten vor dem Kampf davon erfuhr, dass sein Gegner immerhin schon mal bosnischer Judomeister gewesen sei. „Ich habe mich damals als Fußballer nie für so etwas interessiert. Mir war es egal, auch wenn mir jemand gesagt hatte, dass mein nächster Gegenspieler vielleicht tschechischer Torschützenkönig oder sonst was war.“

Er sei so kurz vor dem Kampf ohnehin mit Adrenalin vollgepumpt gewesen, gab aber zu, dass diese Info doch für ein bisschen mehr Respekt gesorgt habe, denn „eigentlich sollte ja der Bodenkampf meine Stärke sein“. Doch Karnatz verkaufte sich auch gegen den Judoka bravourös und beendete den Kampf in der zweiten Runde vorzeitig – und zwar am Boden.

„Ein perfekter Abend“, jubelte Organisator Stephan Kreienbrink, „vom Ablauf her und auch sportlich. Klasse, dass wir neben den drei Siegen unserer Athleten auch die beiden weiteren Titel in Mecklenburg-Vorpommern halten konnten“.

Greifswalder gewinnt den Bodycheck-Cup

Und damit meinte er die Deutsche Meisterschaft (K1(AFSO), die sich Rostocks Maxi Knitter gegen Kristin Geißler aus Saalfeldt sowie Abdalla Darkazanly vom MMA Team East Greifswald, der sich im Vier-Mann-Turnier (K1) den Bodycheck-Cup sichern konnte.

„Bis auf die erste Runde hat Abdalla das gegen seinen starken Gegner Levet Welsch richtig gut gemacht”, so sein Trainer Eric Bluhm, der in diesem Kampf auch eine weitere Steigerung seines neuen K1-Talents ausmachen konnte. Vor wenigen Wochen wurde Darkazanly Deutscher Meister und begeistert die Zuschauer jeweils mit seinem recht offensiven Kampfstil. So wie auch auf der Neubrandenburger Fight Night.