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Talent träumt vom großen Aufschlag

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Sie ist 16 Jahre jung, sehr begabt und momentan die beste Tennisspielerin in Mecklenburg-Vorpommern. 2020 machte Emma Ansorge einen weiteren Sprung nach oben – aber der Karriereweg ist steinig.
Veröffentlicht:18.12.2020, 15:30

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Am Ende war es doch noch eine gute Saison für Emma Ansorge – trotz des irren Corona-Jahres. Das 16 Jahre junge Tennis-Talent vom TC Rot-Weiß Neubrandenburg hat in der deutschen Damenrangliste einen feinen Sprung auf Platz 345 gemacht. Das klingt erst einmal bescheiden, aber: Als Emma Ansorge vor einem Jahr erstmals der Sprung in die Rangliste, die die besten 500 Tennisspielerinnen führt, gelang, platzierte sie sich auf Rang 460.

Es geht nach oben für die junge Tennisdame, und das soll es auch im kommenden Jahr. Emma Ansorge will in der neuen Saison in die Top 200 in Deutschland. „Das Potenzial ist da”, sagt Trainer Philipp Hölzel, der seit 2016 an ihrer Seite ist und ihr eine hohe Begabung attestiert. Für die Entwicklung im Tennissport seien die Jahre zwischen 16 und 20 entscheidend. „Und da sind Emmas Leistungen jetzt richtig gut”, sagt der Coach. Großen Anteil daran hat auch Athletiktrainer Dirk Rosin, der seit zwei Jahren zum Tennis-Team Ansorge gehört. „Das war ganz wichtig, Emma ist seitdem athletisch viel stärker geworden”, sagt Philipp Hölzel.

Es ist nicht die übliche Tennis-Geschichte

In Mecklenburg-Vorpommern ist sie derzeit die wohl beste Tennisspielerin; im August holte sie sich in Greifswald zum ersten Mal den MV-Titel bei den Aktiven. „Der Titel ist schön, das Turnier hat Spaß gemacht. Aber in Mecklenburg-Vorpommern fehlt doch die Konkurrenz”, sagt die Sportgymnasiastin. Deshalb wolle man im neuen Jahr auch versuchen, verstärkt an hochklassigen Turnieren teilnehmen zu können, auch im Ausland. „Dafür ist eine bessere Ranglistenplatzierung aber wichtig, um überhaupt bei diesen Turnieren starten zu können”, sagt ihr Vater.

Ben Ansorge ist sozusagen der Kopf des Tennis-Teams. Wenn man ihn reden hört, fallen einem sofort die Geschichten dieser überehrgeizigen Tennis-Väter ein, die ihre Kinder mit aller Macht und allem Geld nach Wimbledon bringen wollen. Ben Ansorge lacht: „Die kenne ich auch. Ich zähle mich nicht dazu. Klar haben wir uns gefreut, als sie ihr erstes Turnier gewonnen hatte. Aber Druck gemacht haben wir wenig”, sagt er. Emma wolle einfach Tennis spielen, Tage, an denen sie keinen Bock auf Training hatte, gebe es nicht.

Als Kind war sie ständig auf Achse

Schon als kleines Kind, erzählt Ben Ansorge, habe Emma einen großen Bewegungsdrang verspürt. „Sie war ständig unterwegs und immer musste ein Ball dabei sein.” Seine Eltern, die beide Tennis spielten, nahmen die Enkeltochter dann irgendwann mal mit in die Halle. Da war sie gerade vier. Seitdem schwingt Emma Ansorge den Schläger. Seitdem geht es aufwärts auf der Karriere-Leiter.

Die Saison 2020 war indes keine leichte. Wegen der Corona-Pandemie gab es vor allem im Frühjahr kaum Gelegenheiten, Tennistraining zu absolvieren, geschweige denn, sich mit der Konkurrenz messen zu können. Seit dieser Woche darf Emma Ansorge wegen des neuen Lockdowns erneut nicht in die Tennishalle in Wulkenzin.

„Gott sei Dank konnten wir aber im Sommer viele Turniere spielen”, sagt Ben Ansorge. Beim gut besetzten 27. Dunlop-Cup Anfang August in Kühlungsborn gewann Emma Ansorge die Nebenrunde und kassierte dabei ihr erstes kleines Preisgeld. Wenige Wochen später verlor sie bei den Offenen Ostdeutschen Meisterschaften in Dresden ihr zweites Spiel gegen die Nummer 98 der deutschen Rangliste, Stella Wiesemann, mit 2:6 und 0:6. „Es ist noch ein weiter Weg”, sagt ihr Vater.

Ihr Vorbild ist Roger Federer

Für Emma Ansorge, deren Vorbild Tennis-Star Roger Federer ist, soll dieser Weg eines Tages erfolgreich enden – sie möchte Profispielerin werden, mit ihrem Hobby einmal Geld verdienen. „Es ist mein Traum”, sagt sie und fügt hinzu, dass sie keine Gedanken daran verschwende, dass es einmal den Punkt geben könnte, an dem klar wird, dieser Traum ist geplatzt.

Ben Ansorge sagt, dass man mittlerweile die Strukturen im Team soweit verbessert habe, dass es möglich sei, den Sport später einmal professionell betreiben zu können. „Mit dem Sportgymnasium haben wir hier ideale Bedingungen, das passt alles”, sagt er und betont: „Bei allem, was wir tun, hat Emmas persönliche Entwicklung aber immer Vorrang.”