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Motoball

Wie Phoenix aus der Asche

Jarmen / Lesedauer: 3 min

Erst standen sie vor dem Aus, jetzt wollen die Jarmener Motoball-Junioren den Deutschen Meistertitel.  
Veröffentlicht:18.09.2013, 10:44
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Sie schieben die Motorräder im Laufschritt über den Platz, dann springen sie dabei hin und zurück über die Sitzbank, danach bringen sie ihre Simson-Maschinen sitzend mit einem Bein ins Rollen. Die Nachwuchs-Motoballer vom MSC Jarmen erwärmen sich vor dem Training auf ihre ganz eigene Art - und haben sogar noch Spaß dabei.

„Sie wissen, dass sie danach fahren können, und das motiviert sie. Außerdem haben sie ein Riesen-Spiel vor sich, und da wollen sie alle topfit sein“, sagt MSC-Jugendleiter Ronald Tews beim letzten Training vorm Finale um die Deutsche Motoball-Meisterschaft. Eine Sensation! Und ein kleines Wunder, dass sie überhaupt trainieren können. Der Schock erwischte sie zwischen Weihnachten und Silvester 2012. Diebe hatten die Garage aufgebrochen und Motoren, Werkzeug und Ersatzteile im Wert von 10.000 Euro gestohlen. „Mir haben die Knie geschlottert und mir ist schlecht geworden, als ich das gesehen habe. Da lagen nur noch die nackten Motorrad-Rahmen, ich hätte heulen können. Die Nachwuchsarbeit stand vor dem Aus, daran hätte der ganze Verein kaputt gehen können“, erinnert sich Tews.

Riesige Resonanz auf Spendenaufruf

Was tun? Der Verein entschied sich, einen Spendenaufruf zu starten…und die Resonanz war riesig. „Drei Monate später hatten wir 20.000 Euro zusammen. Privatpersonen, Firmen, viele Landwirte der Region haben Geld und Ersatzteile gespendet. Sogar ein Fan aus Unna in Nordrhein/Westfalen hat uns geholfen. Nochmal einen großen Dank an alle“, sagt der MSC-Vorsitzende Joachim Block.

Ein Segen für die Jarmener, die alles in ihre Jugendabteilung steckten. 13 Jungs und ein Mädchen spielen beim MSC-Nachwuchs. Jetzt hat jeder sein eigenes Motorrad, alle können zusammen trainieren, und der Erfolg ist nicht zu übersehen.

Von Schießbuden-Mannschaft zu ernsthafter Konkurrenz

„Wir sind der einzige Verein in Deutschland mit zwei Jugendmannschaften. Unser 1. Team hat alle 20 Vorrundenspiele der Meisterschaft mit einem Torverhältnis von 146:3 gewonnen, und steht jetzt im Endspiel. Die 2. Mannschaft hat sich innerhalb eines Jahres von der Schießbude der Liga zu einem ernsthaften Konkurrenten entwickelt. Das ging nur durch die Unterstützung nach dem Einbruch“, sagt Matthias Köhn, der zweite Jugendwart beim MSC.

Alle packten in ihrer Freizeit mit an. Chef-Techniker Bernd Gorkow und seine Helfer machten aus den normalen 4 PS-Simson-Motoren leistungsstarke 13 PS-Geschosse…die Gegner sahen diese meist von hinten. „Das war sehr aufwendig. Alles musste umgebaut und an die höhere Leistung der Motoren angepasst werden. Meine Frau sieht mich etwas seltener, aber für die Jungs machen wir das sehr gern“, so Gorkow, der ständig testet, prüft und an den Maschinen schraubt.

Nachwuchs-Trainer ein heimisches Ur-Gestein

Nachwuchs-Trainer ist ein Jarmener Motoball-Urgestein. Eberhard Wippler gehörte 1972 zu den Vereinsgründern, und bringt den Talenten jetzt Technik, Taktik und die richtige Einstellung bei. Die Stadt Jarmen stellt dem Verein mittlerweile kostenlos eine sichere Garage mit Werkstatt zur Verfügung.

„Das Schönste ist, gemeinsam mit der Mannschaft zu spielen und zu gewinnen. Wir sind sehr froh, das weiterhin machen zu können“, sagt Max Tews. Der 17-Jährige ist MSC-Kapitän und mit 79 Treffern Toptorjäger der deutschen Nachwuchs-Liga. Am Sonnabend müssen die Jarmener nach Kierspe bei Wuppertal.

Im Spiel gegen Ubstadt/Weiher aus Baden/Württemberg geht es den Deutschen Meistertitel. Die Rückkehr des Jarmener Motoball-Nachwuchses nach dem schwärzesten Tag der Vereinshistorie ist aber selbst bei einer Niederlage eine einzigartige Erfolgsgeschichte.