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Mutter von Angela Merkel

Templin bestürzt über Tod von Herlind Kasner

Templin / Lesedauer: 3 min

Eine Bürgerin, die Spuren in Templin hinterlassen hat, weit über den Weltruhm ihrer Tochter Angela Merkel hinaus – so blicken die Templiner auf Herlind Kasner zurück.
Veröffentlicht:11.04.2019, 05:48

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Mit Bestürzung und großem Bedauern hat Templins Bürgermeister Detlef Tabbert (Die Linke) auf die Nachricht vom Tod der Mutter von Bundeskanzlerin Angela Merkel reagiert. Er erinnerte daran, dass sich Herlind Kasner, einst SPD-Mitglied, über alle Maßen in die demokratische Gestaltung der Stadt und des Kreises eingebracht habe. „Besonders in der schwierigen Zeit der Fusion zum Großkreis Uckermark.”

Darüber hinaus sei Herlind Kasner eine aktive Bürgerin der Stadt gewesen, die sich bis ins hohe Alter engagiert habe: „Während des Neujahrsempfangs, bei dem wir ihrer Tochter die Ehrenbürgerschaft der Stadt Templin verliehen haben, hatte ich Gelegenheit, mit Herlind Kasner noch einmal persönlich ins Gespräch zu kommen.” Dabei sei es um die Wiederbelebung des Joachimsthalschen Gymnasiums als Europäische Schule gegangen. „Dies war Herlind Kasner sehr wichtig”, sagte der Bürgermeister. Sie habe an allen Veranstaltungen dazu teilgenommen.

Sie wollte unterrichten, so lange sie „die Aktentasche noch tragen kann”

Tief betroffen zeigte sich am Mittwoch auch Joachim Funck vom Tode Herlind Kasners. Der Pädagoge war über viele Jahre hinweg Wegbegleiter an der Templiner Außenstelle der Kreisvolkshochschule Uckermark, deren Leiter er von 1996 bis 2009 war. „Wenn ich mich recht erinnere, war Herlind Kasner 1991 an die Volkshochschule gekommen”, erzählte er. Dreimal in der Woche habe sie Unterrichtsstunden in Englisch für Anfänger und Fortgeschrittene abgehalten.

„Sie hat immer gesagt, dass sie solange unterrichten werde, wie sie die Aktentasche noch tragen kann”, erinnerte sich der Templiner. Der Bundesverband der Volkshochschulen habe sie ausgezeichnet als eine der ältesten Lehrerinnen im aktiven Dienst. „Was ihre Tochter als Bundeskanzlerin betrifft, war sie immer sehr diskret und zurückhaltend”, so Joachim Funck.

Großes Mitgefühl mit der Tochter, die keine Zeit zum Trauern hat

Auch Christian Hartphiel, neu gewählter SPD-Ortsvereinsvorsitzender von Templin, zeigte sich tief bewegt. „Ich freue mich aber, dass Herlind Kasner noch den besonderen Tag der Auszeichnung ihrer Tochter Angela Merkel mit der Ehrenbürgerwürde miterleben durfte“, sagte er. Er sei dankbar, dass er an diesem Tag auch mit Herlind Kasner trotz des ganzen Trubels noch etwa zehn Minuten sprechen durfte, die auch mit 90 Jahren ihr fröhliches Wesen nicht verloren hatte. „Es machte immer viel Freude, mit der schlagfertigen Frau zu sprechen“, sagte er.

Noch gut erinnert er sich an den SPD-Empfang, den der Templiner Ortsverein anlässlich von 25 Jahren deutscher Wiedervereinigung ausgerichtet hatte. Damals hatte die SPD Herlind Kasner, die erste Kreistagspräsidentin nach der Wende war, eingeladen. „Frau Kasner hat bei einem der wenigen öffentlichen Auftritte eine tolle Rede gehalten, die vor allem auch die jungen Leute berührt hat“, denkt Christian Hartphiel zurück. Sie habe begeistert über die Wendezeit berichtet und zählte ja auch zu den Gründungsmitgliedern des SPD-Ortsvereins, dem sie bis 2005 angehörte.

Die Stadt soll den Eheleuten Kasner ein ehrendes Andenken bewahren

Christian Hartphiel hält es für wichtig, dass die Leistungen von Herlind Kasner und auch ihres verstorbenen Mannes Horst Kasner für die Stadt Templin ein ehrendes Andenken erhalten. „Traurig finde ich in solchen Momenten das Los der Berufspolitiker wie der Kanzlerin Angela Merkel“, sagte Hartphiel, die kaum die Chance hätten, sich in solchen Situationen aus dem politischen Geschäft herauszunehmen, weil nationale und internationale Termine drücken. Er erinnerte daran, dass Angela Merkel auch schon kurz nach der Beerdigung ihres Vaters wieder auf der Wahlkampfbühne in Schwerin stehen musste. Er wünsche ihr und der Familie viel Kraft.