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Spektakulär

Turmriese stirbt durch Dynamit

Götschendorf / Lesedauer: 3 min

Eigentlich sollte ja auf dem Gelände des Betonwerks in Götschendorf „nur“ ein stillgelegter Betonmischturm gesprengt werden. Für junge Computerfans ein vermutlich eher weniger interessanter Vorgang. Doch die Bilder dieser Sprengung kursieren im Netz, ein Video davon wurde schon mehr als 40 000 Mal aufgerufen. Von Menschen, die vermutlich nicht einmal ahnen, wo dieses Götschendorf überhaupt liegt.
Veröffentlicht:05.09.2013, 07:14

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Aber sie wissen jetzt, dass hier ein 35 Meter hoher Turm spektakulär in die Knie ging. Bilder wie im Computerspiel. Und einer von ihnen, Philipp aus Radolfzell am Bodensee, war sogar dabei und hat das Signal zur Sprengung gegeben. Nicht am Computer, sondern ganz „in echt“.

Werbetrick für "Battlefield"

Dass er sich in die uckermärkische Realität gewagt hat, daran sind allerdings in der Tat ein Computerspiel und sein weltweit agierender Hersteller schuld. Ende Oktober bringt Electronic Arts das nicht unumstrittene „Ballerspiel“ „Battlefield 4“ auf den Markt. Und da in diesem reihenweise Häuser in die Luft fliegen, ging es bei einem Gewinnspiel um die Teilnahme an einer „echten Sprengung“, teilte Sebastian von Sobbe von einer Hamburger Kommunikationsagentur mit. Und ergänzte: „Das Gebäude passte mit seinem etwas runtergekommenen Industrie-Charme auch sehr gut zu Battlefield“. Immerhin. Die Agentur habe herumgefragt, wo in Deutschland in diesem Zeitraum etwas gesprengt wird. Und landete bei der Thüringer Sprenggesellschaft, die gerade die Aktion in der Uckermark plante.

Die Aktion selbst war von Profis lange und gut vorbereitet worden, verrät Martin Hopfe, der Geschäftsführer der Thüringer Spezialfirma, dem Uckermark Kurier auf Nachfrage. Wochenlang wurden von Statikern die für die geplante Sprengung des nicht mehr benötigten Turms notwendigen Zahlen berechnet. Außerdem sei das Bauwerk durch einen Abbau von Teilen „vorgeschwächt“ worden, wie die Fachleute sagen. Die Sprengladungen sind in zwei bis drei Metern Höhe angebracht worden, auch das dauerte zwei Tage. Der eigentliche Knall, so Martin Hopfe, war nur „das Tüpfelchen auf dem i“.

"Es wirkt das Prinzip der Panzerfaust"

Die Sprengung in Götschendorf sei aus zwei Gründen spektakulär gewesen: Es musste Stahl gesprengt werden und unmittelbar neben dem Turm steht eine Produktionshalle, die die Aktion möglichst unbeschadet überstehen sollte. Auch wenn das Thüringer Unternehmen unter anderem mit der Sprengung des über 300 Meter hohen Funkmastes in Frohnau Erfahrungen auf diesem Gebiet hat, sei eine Stahlsprengung mit einer sogenannten Schneidladung immer wieder eine Herausforderung. „Dabei wirkt das Prinzip der Panzerfaust“, erklärt der Fachmann. Da wären wir ja fast wieder beim Computerspiel. Bei der Sprengung wurden Teile aus sechs der zwölf Stahlstützen „herausgeschnitten“, so dass der Turm in eine Richtung kippte. „Das müssen Sie sich vorstellen, wie beim Baumfällen“, sagt Martin Hopfe. Wenn auf einer Seite ein Stück fehlt, kippt der Rest. Und wenn alles stimmt, in die richtige Richtung.

Das ist Sprengmeister Michael Schneider und seinen Männern in Götschendorf gelungen. In der benachbarten Halle gingen nur ein paar Scheiben zu Bruch und das war vorauszusehen. Was bleibt, ist ein Haufen Stahl und Beton. Und spektakuläre Bilder, die das alles aussehen lassen wie ein Computerspiel.