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Pandemie

Aktionismus um Corona verunsichert Uckermärker

Prenzlau / Lesedauer: 4 min

Was derzeit überall zum Schutz gegen die Pandemie passiert, können viele nicht nachvollziehen. Viele wissen kaum noch, was sie dürfen und was nicht.
Veröffentlicht:18.10.2020, 18:16

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Corona – es gibt wohl kaum ein anderes Thema, dass die Uckermärker derzeit so stark verunsichert. Das ist auch kein Wunder. Es ist Ferienzeit, Eltern würden eigentlich mit ihren Kindern verreisen wollen. Doch bei den täglich neuen Meldungen über Risikogebiete, Neuerkrankungen, Beherbergungsverbot und Inzidenzzahlen ist es nur allzu verständlich, dass sich die Menschen fragen: Was darf ich noch? Was darf ich nicht? Zumindest eine Nachricht hatte am Freitagabend für Erleichterung bei Touristikern gesorgt: So wie Gerichte in anderen Bundesländern, hatte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg das Beherbergungsverbot auch in Brandenburg für Bewohner aus Risikogebieten vorerst ausgesetzt.

Kuriose Regel

In der ganzen Corona-Debatte gehörte diese Regelung zu den umstrittensten. Spätestens seit der Ausweisung von ganz Berlin als Risikogebiet wunderten sich Uckermärker, dass dennoch faktisch jeden Tag Fahrzeuge mit Berliner Kennzeichen im Landkreis unterwegs sind. Beispielsweise auch zur NaturThermeTemplin. Warum auch nicht? „Tagesgäste ließ die Verordnung über den Umgang mit dem SARS-CoV-2-Virus und COVID-19 in Brandenburg zu. Es gab kein Verbot. Berliner durften nach Brandenburg kommen. Das war ja das Kuriose“, erklärte Ernst Volkhardt, Geschäftsführer der NaturTherme. Berliner oder auch Einwohner aus anderen Risikogebieten durften als Tagesgäste kommen, nur die Übernachtung sei eingeschränkt gewesen. Laut Corona-Verordnung in Brandenburg galt bislang ein Beherbergungsverbot für Einwohner aus Risikogebieten. „Wer aber einen aktuellen negativen Corona-Test vorweisen konnte, der nicht älter als 48 Stunden war, durfte auch beherbergt werden“, so der Thermenchef. Er räumte allerdings ein, dass auf dem Wohnmobilstellplatz an der Therme bereits Gäste abgewiesen werden mussten, die aus Risikogebieten kamen und dort übernachten wollten.

Bei Feiern und auf Reise infiziert

„Ich würde derzeit in keine Sauna oder kein Schwimmbad gehen“, erklärte eine Templinerin, die namentlich ungenannt bleiben möchte. Diese ganzen Festlegungen gegen das Corona-Virus seien ihr zu unsicher. Ramona Fischer, Pressesprecherin der Landkreises Uckermark erklärte dazu: „Jeder Betrieb und jede Einrichtung ist verpflichtet, ein eigenes Hygienekonzept zu erstellen und durchzusetzen, um sowohl die eigenen Beschäftigten als auch die Kunden beziehungsweise Gäste vor einer Infektion zu schützen. Die Erfahrungen der vergangenen Wochen in der Uckermark zeigen, dass nicht die genannten Einrichtungen, sondern eher Familienfeiern oder Reisen zu einem Infektionsgeschehen beitrugen.“

Flaute trotz Ferienzeit

Wie groß die Verunsicherung unter den Uckermärkern ist, bekommen Touristiker zu spüren. Die Ferienzeit sollte eigentlich Reisezeit sein. „Die Nachfrage nach Reisen ist allerdings derzeit sehr bescheiden“, sagte am Freitag Christin Pünjer vom Reisebüro der VR-Bank Uckermark-Randow eG. „Wir hatten noch viele Buchungen für Griechenland und die Leute sind auch geflogen. Für Ende des Monats haben wir noch Italien-Reisen“, informierte sie. Doch darüber hinaus sehe es eher schlecht aus.

Gewappnet gegen Hiobsbotschaften

Viele Uckermärker gehen derzeit in puncto Urlaub auf Nummer sicher. So wie die Familie von Dominique Ruff aus Templin. „Wir haben uns einen Caravan gemietet und fahren damit nach Büsum an die Nordsee“, erzählte sie. Sie, ihre Mutter Katrin Ruff, ihr kleiner Bruder Louis (10) sowie Manja Grygier haben die Reise spontan geplant. „Vielmehr kann man nicht machen“, so die 29-Jährige. Die Buchung des Campingplatzes in Büsum haben die Templiner schon in der Tasche. Dominique Ruff gestand aber, dass sie täglich checkte, ob es Hiobsbotschaften zur Corona-Lage in Schleswig-Holstein gibt. „Doch selbst, wenn das der Fall sein sollte, dann fahren wir eben dorthin, wohin wir dürfen. Das ist ja der Vorteil: Mit dem Wohnmobil hat man immer eine Alternative.“

Risikogebiet nicht gleich Risikogebiet

Und wie ist das mit Reiserückkehrern aus Risikogebieten? „Die bundesweite Regelung, die auch in Brandenburg gilt, besagt, dass Rückkehrer aus einem ausländischen Risikogebiet derzeit für 14 Tage in Quarantäne müssen, sich aber durch einen negativen Test davon vorzeitig befreien lassen können. Sie müssen sich beim Gesundheitsamt melden. Die Liste der Risikogebiete wird regelmäßig durch das Robert Koch-Institut aktualisiert und im Internet unter www.rki.de veröffentlicht. Eine Quarantänepflicht nach einem Aufenthalt in innerdeutschen Risikogebieten besteht aktuell aber nicht“, stellte Ramona Fischer auf Nachfrage klar.

Wenig Neuinfektionen

Was bleibt, ist die Sorge vieler Uckermärker vor einem zweiten Lockdown mit Schulen im Ausnahmezustand oder geschlossenen Kindertagesstätten. Eine Sorge, die momentan unbegründet ist, denn anders als Regionen mit über 50 neuen Coronafällen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner, wie zuletzt in Cottbus, ist die Uckermark mit zuletzt fünf weit von solchen Zahlen entfernt. Was allerdings nicht bedeutet, mit Sicherheitsvorkehrungen wie Mund-Nasenschutz in öffentlichen Gebäuden oder großen Menschenansammlungen, Abstands- und Hygieneregeln sorglos umzugehen.