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Marie Kondo-Methode

Aufräum-Beraterin hilft Uckermärkern beim Entrümpeln

Prenzlau / Lesedauer: 4 min

Menschen trennen sich ungern von Dingen. Diese Erfahrung hat Kathrin Hasenburger gemacht. Wenn sie ins Haus kommt, geht es meist schneller.
Veröffentlicht:17.10.2019, 17:28

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Wenn sich die Japanerin Marie Kondo im Fernsehen ans Aufräumen macht, sitzen Millionen Menschen gebannt vor der Mattscheibe. Die Bestsellerautorin hat ihr Leben der Ordnung gewidmet und trägt diese Botschaft seit kurzem sogar über eine eigene Netflix-Serie in die Welt. Jetzt ist auch Deutschland im Aufräumfieber. Vor allem junge Leute verfolgen die Entrümplungsaktionen des TV-Stars begeistert.

Kathrin Hasenburger aus Woddow gehört zu den Fans der 35-jährigen Asiatin. Seit kurzem darf sie sich sogar zertifizierte Aufräum-Beraterin von Marie Kondo nennen.

Seminar belegt

Einer der letzten Schritte auf diesem Weg war ein Workshop mit dem Shootingstar, den die aus Ostwestfalen stammende Gästehausverwalterin unlängst in London belegte. Dem schloss sich ein Praxisteil an, welches die 37-jährige Uckermärkerin in der Region absolvierte. An elf Tagen half sie einem 69-jährigen Akademiker, wieder Ordnung in seinen Haushalt zu bringen. „Nicht dass wir uns falsch verstehen. Das war keine Messi-Bude”, nahm Kathrin Hasenburger dem Interview vorweg.

Normale Wohnung

Sie traf dort auf eine ganz normale Wohnung mit einem über Jahrzehnte angesammelten Besitz, wie ihn tausende andere Menschen auch haben. „Ich habe ihm dann Schritt für Schritt geholfen, den Ballast loszuwerden, um das alltägliche Leben wieder leichter zu machen”, resümiert die junge Frau.

Kathrin Hasenburger stellt klar, dass es dabei nicht um Minimalismus gehe. „Aber in der Regel ist überall viel zu viel von allem da und raubt dadurch wertvolle Zeit und Kraft.” Am Anfang werde bei den Aufräumaktionen jedes Ding auf den Prüfstand gestellt. "'Brauche ich das und bringt es mir Freude?' – diese Frage muss man sich stellen”, erklärt die langjährige Buchhändlerin. Die KonMari-Methode basiere auf fünf Kategorien. Angefangen werde mit der Kleidung. „Da wird alles, aber auch wirklich alles, auf einen Haufen gelegt und durchsortiert. Schon da staunen die meisten, wie viel sie doch haben. Dieser Haufeneffekt macht was mit einem”, verrät die Expertin lachend. Dem folgen die Bücher. In Schritt 3 sind persönliche Papiere und Unterlagen dran. Das vierte Level widmet sich Verschiedenem. Das können Küchen- und Badutensilien sein, aber auch Hobbyzubehör oder Musikinstrumente werden durchsortiert. Die meisten Schwierigkeiten bringe die Ebene 5, hat die Beraterin die Erfahrung gemacht.

Auch Liebesbriefe

Diese widmet sich nämlich allem Sentimentalen, beispielsweise Liebesbriefen oder persönlichen Erinnerungsstücken. In diesem Bereich schwingen die meisten Emotionen und Verlustängste mit, deshalb werde er bewusst ans Ende gesetzt, erklärt Kathrin Hasenburger. Denn bis man zur Königsklasse vorgedrungen sei, habe man schon so viele Entscheidungen treffen müssen, dass die letzten leichter fallen, ist sie überzeugt. Generell sei zu beobachten, dass sich die meisten Menschen schwer von etwas trennen können. Das sei evolutionsbedingt erklärbar. „Wir haben ein Steinzeitgehirn, stammen schließlich von den Jägern und Sammlern ab. Das zieht sich durch alle Bereiche”, zieht die Uckermärkerin zur Erklärung heran. Aber nach dem Entrümpeln bestätige das Gros der Menschen auch, dass ihm eine Last genommen worden ist. „Die meisten wussten gar nicht, wie sehr sie der Besitz belastet hat.”

Besser konsumieren

Denn es gehe nicht nur darum, sich von materiellen Dingen zu trennen. „Dazu können auch Ideen und Projekte gehören, die mit Sachen in Verbindung stehen. Zum Beispiel der Bali-Reiseführer. Vor fünf Jahren war das vielleicht ein Urlaubsvorhaben. Aber ist es das auch noch heute?” Kathrin Hasenburger versichert abschließend, dass sie kein Vertreter der Wegwerfgesellschaft sei. „Im Gegenteil, durch meine Arbeit will ich für ein durchdachteres Konsumverhalten werben und Dingen zu Nachhaltigkeit verhelfen. Der Mensch sollte nicht immer mehr dazu raffen wollen, sondern abgeben können und mit seinem nicht mehr benötigtem Besitz auch Gutes tun. Denn damit tut er wiederum sich Gutes.”

Für 2020 ist sie in Verhandlung mit der Kreisvolkshochschule, um Seminare anzubieten. Ihre Dienste als Aufräum-Beraterin können schon gebucht werden: Telefon 0177 4431166