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Bücher gerettet

Bibliothek zieht ins alte Pfarrhaus

Fürstenwerder / Lesedauer: 3 min

Der Dorfverein „Mittenmang in Fürstenwerder“ übernahm die Räume im Erdgeschoss. In dem größeren Zimmer zogen die vielen Bücher ein.
Veröffentlicht:28.04.2022, 14:10

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Bücher können Freunde sein. Wer gern liest, weiß das. Und so war es für eine Gruppe von Literatur-Enthusiasten auch keine Frage, der Bücherei in Fürstenwerder ein neues Zuhause zu geben. Schon immer wohnten in dem Ort an der Grenze zu Mecklenburg lesefreudige Menschen. Und auch eine Bücherei hat es dort, an unterschiedlichen Standorten, immer gegeben. Zum Glück, denn fast hätte die Bücherei-Ära jetzt ein Ende gefunden. Denn da, wo die Buchausleihe seit vielen Jahren, ihre Nutzer empfangen hat, konnte sie nicht mehr bleiben. Was also tun? Schließen oder einen anderen Standort finden.

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Just in diesem Augenblick kam ein Angebot. Die evangelische Kirchengemeinde Fürstenwerder bat den Ortsbeirat um Rat und Tat in Sachen Pfarrhaus. Das leerstehende Gebäude sollte erhalten werden. Aber wie? Nutzungskonzepte wurden entworfen, ein Sanierungsplan erstellt, eine Finanzierung berechnet. Heraus kam die Idee: Der Dorfverein „Mittenmang in Fürstenwerder“ übernimmt Räume im Erdgeschoss. In den größeren Raum zieht die Bibliothek ein. Für den Vereinsvorsitzenden Volker Wille wäre es auch nie in Frage gekommen, eine ganze Bücherei zu entsorgen. Auch, wenn das, was dann kam, den Fürstenwerderer an den Rand der körperlichen Erschöpfung brachte. Zwar hat Volker Wille schon sein eigenes Haus saniert. Aber diese Räume im Pfarrhaus hatten es in sich. „Es musste ja alles raus, die Fußböden und deren Unterkonstruktion waren nicht mehr brauchbar, ein neuer Fußboden musste rein“, zählt der frisch gebackene Bibliotheksleiter auf.

Archäologisch reizvoll

Als archäologisch reizvolle Aufgabe, bezeichnete Volker Wille mit einem Augenzwinkern, das Ablösen mehrerer Tapetenschichten, die in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder übereinander geklebt worden waren.

Um den alten Charakter des Pfarrhauses deutlich zum Vorschein zu bringen, wurden einige Fachwerkbalken im Eingangsbereich frei gelegt. Unmengen Holz wurden verarbeitet und alte Baustoffe kamen zum Einsatz. Auch die Bücherei als solche ist keine hochmoderne. „Denn die Dorfbücherei von Fürstenwerder bestand hauptsächlich aus in der DDR erschienenen Werken. Wir haben kein einziges Buch übernommen, das nach 1990 gedruckt worden ist“, erläutert Volker Wille.

Das Angebot wird regelmäßig durch Neuerscheinungen ergänzt. Dafür sorgt der ortsansässige Antiquar und Buchhändler Nils Graf. Belletristik, Sachbücher, Literatur für Kinder oder Werke von internationalen Autoren finden sich in der Pfarrhaus-Bücherei, darunter echte Raritäten: Bücher, die gar nicht mehr aufgelegt werden und trotzdem nichts an Aktualität verloren haben. Eine schöne Idee ist das Arno-Schmidt-Freundschaftsregal. Arno Schmidt war ein BRD-Schriftsteller, der 1976 verstorben ist.

Nicht nach Alphabet sortiert

Bücher in diesem Regal werden nicht nach dem Alphabet sortiert, sondern danach, ob die Autoren miteinander befreundet waren oder befreundet hätten sein können. Autoren, die etwa zur gleichen Zeit lebten oder ähnliche Themen hatten. Allen Büchern ist eines gemeinsam – sie stehen in Regalen, die aus der Bücherei stammen, die etwa Ende der 50iger Jahre in Fürstenwerder eröffnet wurde. Nach oben vom ansässigen Tischlermeister verlängert, haben die schon antiken Stücke und ihr wertvoller Inhalt ihren Platz nun in der Pfarrhaus-Bücherei.

Geöffnet hat die Bücherei zunächst am Donnerstag von 12 bis 18 Uhr und am Sonnabend von 10 bis 14 Uhr. Es ist auch möglich, einen Termin für die Nutzung der Bücherei zu vereinbaren.

Telefon: 039859 630597