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Restaurant in Not

Damit hatte der Gastwirt nun wirklich nicht gerechnet

Wolfshagen / Lesedauer: 3 min

Nächstenliebe war einmal? Von wegen. Nach einem Bericht über die Nöte des Restaurants „Königssäule” in Wolfshagen traf ein berührender Brief ein.
Veröffentlicht:29.11.2022, 15:00

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Siegfried Köpke hat offenbar ein großes Herz. Er schaut nicht weg, wenn andere Menschen in Not sind. Deshalb gingen bei ihm auch gleich die Alarmglocken an, als ihn seine Schwestern auf den Artikel des Uckermark Kurier über die Schließung der „Gaststätte zur Königssäule“ in Wolfshagen an der B 198 aufmerksam machte. „Mit Bestürzung haben wir das zur Kenntnis genommen. Ist dort jetzt wirklich Schluss?“, wollte unser Leser von der Redaktion wissen: „Wir fühlen uns mit Wolfshagen aus familiären Gründen verbunden und kennen die Wirtschaft noch aus der Zeit vor der Wende. Ich würde mir wünschen, dass es Unterstützung aus den umliegenden Orten, den ansässigen Unternehmen, aber auch von der Gemeinde Uckerland gibt.“ Siegfried Köpke kann nicht fassen, dass in diesem Fall die Energiepreise um 300 Prozent gestiegen sind. Und er bat – falls für das Restaurant noch nicht alles verloren ist –, folgendes Angebot an die Besitzer weiterzuleiten: Er würde ihnen eine Monatsrate Gas in Höhe von 1100 EUR überweisen.

Noble Geste

Die Redaktion kontaktierte daraufhin Joachim Gyimes, einen der beiden Betreiber. Mit seinem Partner Thomas Perkuhn reagierte er auf das unglaublich noble Angebot des Unbekannten. „Das ist ein edler Gedanke, die Gaststätte zu fördern. Damit haben wir nicht gerechnet. Doch möchten wir darauf nicht zugreifen und hoffen, dass Sie dies aus nachfolgender Erklärung heraus auch verstehen“, heißt es im Antwortbrief an Siegfried Köpke.

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Die Gastronomen versichern, dass sie sich ihren Entschluss, das Lokal auf unbestimmte Zeit zu schließen, nicht leicht gemacht hätten. Lange habe man alle Möglichkeiten durchgerechnet, „doch am Ende kam immer ein kontinuierlicher Abbau unserer Einlagen heraus, von Juni bis Oktober war das schon ein mittlerer vierstelliger Betrag.“ Als Gründe nennen sie rückgängige Besucherzahlen, ständig steigende Lebensmittelpreise, beispielsweise bei bei Milchprodukten innerhalb von 14 Tagen um circa 20 Prozent. Hinzu gekommen seien der Mindestlohn, die Fleischpreise und die teuren Besorgungsfahrten von bis zu 50 Kilometern täglich.

Kosten nicht weitergegeben

„Und diese Kosten konnten wir ja nicht 1 zu 1 an die Gäste weitergeben“, schreibt Gyimes weiter: „Wir haben, als das Ganze Anfang des Jahres los ging, gesagt, dass wir die Lebensmittelpreis-Erhöhung nicht so weiter geben, aber als dann der Fokus auf die Energie fiel, konnten wir nichts mehr entgegen halten. Ende August haben wir uns für das vorübergehende Aus entschlossen. Wir hoffen, Sie verstehen das und sehen das Ablehnen nicht als Arroganz unserer Seite an. Es ist immer unser Bestreben gewesen, ohne äußere Zuwendung das Projekt Königssäule zu stemmen, und dies hat bisher gut geklappt. Wir wollen auch nicht in den moralischen Zwang geraten, der durch Unterstützungszahlungen entstände, so dass wir uns bis in den Ruin verausgaben müssten.“ Das Gebäude wurde nun in den Winterschlaf gesetzt. Strom, Gas, Müll, Steuern, Kasse, Kaffeeautomat und all die weiteren laufenden Kosten wurden soweit möglich herunter gefahren, „so versuchen wir, das Gebäude zu halten. Wenn sich die Situation politisch und wirtschaftlich stabilisiert, kann es eine Zukunft für die Gaststätte geben.“

+++ Stolzes Wolfshagen lebt mit Ruinen +++