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Paar erzählt

Darum haben wir uns impfen lassen

Prenzlau / Lesedauer: 4 min

Christine Schwind hat etwas Schlimmes erlebt, das den Ausschlag gab, sich die Corona-Spritzen zu holen. Ihren Partner "überrumpelte” sie mit einem Trick.
Veröffentlicht:16.01.2022, 11:00

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Neun Jahre lang hat Christine Schwind einen Mann gepflegt, der ihr sehr am Herzen lag. Ihr damaliger Partner war 2009 nach einem Schlaganfall mit Gehirnbluten ins Koma gefallen. „Tagelang habe ich an seinem Krankenhausbett gesessen und gebangt. Die Intensivstation der Greifswalder Stroke-Klinik kannte ich irgendwann in- und auswendig“, erinnert sich die 63-Jährige an diese schwere Zeit zurück. Nur mühsam kämpfte sich ihr 15 Jahre älterer Partner ins Leben zurück. Trotz umfassender medizinischer Betreuung und Rehabilitation sei er allerdings nie wieder der Alte und stets auf ihre Hilfe angewiesen gewesen, setzt sie nachdenklich hinzu. Schon damals habe sie sich geschworen, alles dafür zu tun, niemals in so eine Lage zu kommen, erklärt die resolute Mitsechzigerin. Eine radikale Gewichtsreduktion gehörte ebenso dazu wie die komplette Umstellung ihrer Ernährungsgewohnheiten. 30 Kilo nahm die siebenfache Mutter in der Folge ab.

Angst vor Virus

„Aber man ist natürlich trotzdem nie davor gefeit, sich einen Virus einzufangen“, ist der gelernten Zootechnikerin bewusst. Davor habe sie bis heute Respekt, räumt die zuletzt bei der Post Beschäftigte ein.

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Sie musste deshalb auch nicht lange überlegen, ob sie sich die Corona-Schutzimpfung geben lässt. „Das war für mich nur folgerichtig, denn ich habe wirklich große Angst davor, selbst mal sehr krank oder sogar ein Pflegefall zu werden.“ Die neunfache Großmutter gehörte deshalb mit zu den ersten Ü60-Jährigen, die sich die Spritze geben ließen, als Astra Zenica für ihre Altersgruppe freigegeben worden war.

Auch ihren jetzigen Partner, den sie zwei Jahre nach dem Tod ihres vorherigen Mannes kennengelernt hatte, schleppte die Witwe kurzerhand mit zum ersten Impftermin: „Andreas ist zwar erst 57 Jahre alt, aber aufgrund mehrerer Vorerkrankungen vermutlich mindestens so gefährdet wie ich.“ Der Herz-Kreislauf-Patient mit Schlauchmagen war allerdings zu diesem Zeitpunkt noch unentschlossen, was die Impfung anbelangt, wie er lachend einräumt: „Aber schlauerweise hatte Christine meinen Impfpass gleich mitgekommen, und ehe ich mich versah, hatte ich die Spritze auch im Arm.“ Seine Lebensgefährtin stellt allerdings schnell klar, dass sie sich zuvor hätten ausführlich aufklären lassen. „Unser Glück war, dass bei dem freien Impfen unsere Hausärztin samt Schwestern mit von der Partie war. Zu dieser Medizinerin haben wir eh großes Vertrauen. Als sie uns sagte, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben, glaubten wir das auch.“ Nebenwirkungen stellte sich glücklicherweise nicht ein.

Schon geboostert

Neun Monate später ist das Paar schon geboostert. Wenn die beiden jetzt Meldungen von steigenden Inzidenzen und Krankenhauseinlieferungen hören, versetzt sie das nicht mehr in Panik. Omikron hat seinen Schrecken verloren. „Ich glaube schon, dass wir jetzt vor schweren Verläufen geschützt sind“, betont Eisenbahner Andreas Krüger im Interview. Sie hätten deshalb auch keine Berührungsängste bei Begegnungen mit Ungeimpften: „Unsere Frisörin ist ungeimpft, die Fußpflegerin ebenfalls; das respektieren wir. Sie werden ihre Gründe dafür haben. Deshalb sind sie ja keine schlechteren Menschen. Und vielleicht ändert sich diese Einstellung ja auch, wenn erstmal der Totimpfstoff zugelassen ist, auf den so viele Unentschlossene noch warten.“

Christine Schwind weiß allerdings auch, dass die Infektion mit dem Virus manchmal die Meinung zum Impfen beeinflusse: „Meine 58-jährige Schwester hatte sich beispielsweise auf der Arbeit angesteckt. Es ging ihr danach zwar nicht so schlecht, aber sie leidet bis heute unter den Folgen, ist nach längeren Fußmärschen schnell erschöpft und kurzatmig. Inzwischen hat sie sich auch impfen lassen.“

Nummer sicher

So wie das Gros ihres Umfeldes ebenfalls, wie der lange am Stellwerk Dauer tätige Andreas Krüger betont. Er ist froh, dass auch seine Eltern, die stramm auf die 80 zugehen, und der Rest der Familie den Impfschutz haben. „Wir sind alle sehr eng miteinander, feiern oft und gern zusammen. Da geht man in der heutigen Zeit schon lieber auf Nummer sicher. Man möchte ja niemanden in Gefahr bringen.“

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Von ihrer Impfdisziplin profitiert haben die beiden unlängst erst ganz konkret. Der Stellwerker hatte nämlich beim Nordkurier-Gewinnspiel zwei Karten für die Pferdeshow „Cavalluna“ gewonnen, die mit einem Corona-Hygienekonzept über die Bühne ging. „Wir wären jetzt auch gern noch zu ‚Holiday on Ice“ gefahren, aber das wurde leider abgesagt. Man kann nur hoffen, dass sich die Lage endlich normalisiert, denn Konzertbesuche wie die Auftritte der Don Kosaken fehlen uns schon sehr im Alltag.“ Sie appellieren deshalb an alle, im Interesse der Normalisierung des Lebens sich impfen zu lassen. Dazu gezwungen werden sollte allerdings niemand, so ihr Fazit.

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