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Ost-Fahrzeuge

DDR-Lkw zum Wohnmobil umgebaut

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Drei Männer aus Prenzlau besitzen W50, in denen sie essen und schlafen können. Die 67, 65 und 46 Jahre alten Technikfans bereisen damit Deutschland.
Veröffentlicht:25.04.2022, 13:23

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Als Norbert Spann vor ein paar Jahren in den Endspurt zur Rente ging, wurde ihm klar, dass er eine neue Freizeitbeschäftigung braucht: „Ich suchte nach einem Hobby, weil mir zu Hause die Decke auf den Kopf gefallen wäre. Das ahnte ich schon, bevor ich im Ruhestand war.“ Der langjährige Berufskraftfahrer tat das Naheliegendste und legte sich einen IFA  P3, einen DDR-Geländewagen, zu, den der gelernte Schlosser mit viel Liebe zum Detail aufwendig restaurierte. „An alter Technik rumgeschraubt habe ich schon immer gern“, erinnert sich der 67-Jährige. Doch es war nicht nur das Werkstatt-Flair, welches den Prenzlauer faszinierte. Durch die noch intensivere Beschäftigung mit den Ost-Fahrzeugen knüpfte der Kreisstädter schnell neue Kontakte. Die Szene in der Uckermark ist recht groß. Man kennt sich von vielen Treffen.

125 PS unter der Haube

Als Nächstes kaufte sich Norbert Spann einen W50, der zu einem ziemlich komfortablen Wohnmobil umgebaut worden war. Dem 125 PS-starken Gefährt verpasste der Familienvater in mühevoller Kleinarbeit noch den letzten Schliff. Sehr zur Freude von Enkel Luca Krüger, der den Opa so oft wie möglich auf seinen Ausflügen begleitet und vor allem das gemeinsame Schlafen im Etagenbett schätzt, obwohl sich der Großvater meist durch Schnarchen etwas unbeliebt macht. Aber das nimmt der Siebtklässler billigend in Kauf, denn das Verreisen mit dem Lkw ist ein Erlebnis, das der Zwölfjährige nie mehr missen möchte und um das ihn alle Altersgenossen vermutlich sehr beneiden.

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Über 38  000 Kilometer hat Norbert Spann mit seinem rot-weiß lackierten Brummi in den letzten Jahren schon zurückgelegt. Der Oldie mit einer Reisegeschwindigkeit von 70 km/h hätte vermutlich noch mehr auf der Uhr, wenn nicht durch Corona in den letzten beiden Jahren so viele Events ausgefallen wären. „Es fand ja kaum etwas statt. Die Stimmung dort hat uns wirklich sehr gefehlt“, bestätigte dem Uckermark Kurier auch Reinhard Redlich (65), ein pensionierter Justizbeamter aus der Uckermark, der bei Ostfahrzeug-Treffen wie dem vom Wochenende in Finowfurt mit seinem roten W50 stets neben dem von Norbert Spann steht.

Platz frei halten

Der Dritte im Bunde ist Raik Glaser. Doch für den 46-Jährigen müssen die beiden Ruheständler den Platz in der Regel vorher frei halten. Auch diesmal konnte der Unternehmer erst einen Tag später anreisen. „Arbeit geht vor“, sagte der Mineralölhändler, der in Prenzlau eine Tankstelle betreibt: „Aktuell haben wir richtig gut zu tun.“ Trotzdem will sich der Geschäftsmann, der ebenfalls einen zum Wohnmobil umfunktionierten Lkw fährt, den Spaß nicht nehmen lassen. Aller Stress falle von ihm ab, wenn er sich hinters Lenkrad des mit einem H-Kennzeichen versicherten Brummis setzt. Und die Fachsimpelei bei den Treffen sowie die gemütlichen Stunden im Anschluss tun auch ihm sehr gut, wie er resümiert. Wer ebenfalls Interesse an der Szene hat, muss inzwischen aber gut bei Kasse sein, schränkt Raik Glaser ein. Ost-Fahrzeugtechnik, die man noch vor ein paar Jahren recht preiswert erwerben konnte, sei richtig teuer geworden, bestätigen seine beiden Mitreisenden.

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Manches sei mittlerweile nahezu unerschwinglich. Und eins ist klar: Wer sich so ein Schmuckstück leistet, muss selbst schrauben können oder jemanden kennen, der das für ihn erledigt. Denn auch wenn die W50 nahezu unkaputtbar sind, fallen ab und an Reparaturen oder der Ersatz von Verschleißteilen an. Nachschub dafür gab es am Wochenende in Finowfurt aber reichlich. Das Feld der Händler war groß. Mindestens genauso umfangreich wie das Repertoire an guten Ratschlägen und Hinweisen – von Fachmann zu Fachmann oder ganz selten -frau.