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Vierbeiniger Trost

„Den Mailo hatte mir der Kalle vom Himmel geschickt”

Strehlow / Lesedauer: 3 min

Seit dem Tod ihres Mannes war Sabine Enders unglücklich. Doch dann schöpfte sie Hoffnung mit einem kleinen Trost-Hund. Es gibt aber leider kein Happy End.
Veröffentlicht:11.05.2022, 13:09

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Sabine Enders spricht mit ihrem Mann. Wenn sie aufsteht, sagt sie „Guten Morgen“ zu ihm. Wenn sie Frühstück macht, fragt sie, was am Tag so anliegt. Und wenn sie zu Bett geht, sind die letzten Worte der 62-Jährigen: „Schlaf gut, Kalle! Träum‘ was Schönes.“ Das ist doch nichts Besonderes, werden Sie, liebe Leser, jetzt vielleicht sagen. Nach über 44 Jahren Ehe sollte so etwas selbstverständlich sein. Im Fall der Enders‘ ist es allerdings so, dass besagter Kalle seine Frau schon seit vier Monaten nicht mehr hören kann. Der 64-jährige Familienvater aus Strehlow hat Anfang des Jahres seinen Kampf gegen den Krebs verloren. Für Sabine Enders blieb Ende Januar 2022 die Zeit stehen, als sie ihren Karl-Heinz zu Grabe trug, und sie versank nach seinem Tod in tiefe Trauer. Nach ein paar Wochen schaute die vierfache Großmutter allerdings nicht mehr ganz so verloren drein.

Winzling mit vier Pfoten

Das hatte einen Grund, einen mit vier Pfoten. Winzling Mailo hielt die gelernte Schäferin seitdem auf Trab. Die Witwe hatte zwar nicht aufgehört, mit ihrem verstorbenen Gatten Zwiesprache zu halten. Aber jetzt drehten sich die Monologe meist um den putzigen Welpen und wie viel Unsinn er schon fabriziert hatte. „Eigentlich müsste ich ihn umbenennen“, verriet die Strehlowerin schmunzelnd: „Denn so viel, wie er mir schon kaputt gemacht hat, sollte er ‚Zerstörer‘ heißen.“ Nichts sei aktuell vor dem süßen Fellknäuel sicher, sagte Sabine Enders mit gespieltem Ärger: „Alles muss ich hochräumen, so als ob man einen Säugling hätte.“

Schnell abgelenkt

Doch dieser ganze Stress kam ihr ganz gelegen. Die frischgebackene Hundebesitzerin gestand, dass Mailo sie mit seinem Unsinn sehr gut von trüben Gedanken ablenkte. „Ich kam gar nicht mehr dazu, den Kalle zu beweinen“, sagte sie leise – aber in diesem Moment waren ihre Augen wieder tränennass. Die zweifache Mutter tröstete sich mit dem Gedanken, dass ihr Kalle den Hund vom Himmel geschickt hat. Wie anders sei es zu erklären, dass zunächst niemand auf ihre Suchanzeige in der Zeitung reagiert habe?, fragte die quirlige Frau. Erst als sie sich bei ihrem verstorbenen Mann darüber beklagt hatte, klingelte plötzlich das Telefon.

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Wenig später flitzte das kleine Wunder bereits durch ihre Wohnung. Sabine Enders war bewusst, dass die nächsten Monate mit dem Vierbeiner anstrengend werden würden: „Mailo braucht Erziehung, vermutlich werde ich mich mit ihm zum Hundetraining anmelden müssen.“

Suche nach neuem Zuhause

Denn auch wenn sie früher selbst Cocker-Spaniel gezüchtet habe, stellte sie der Jack Russel-Terrier nun vor ungeahnte Herausforderungen: „Er muss parieren lernen. Und auch akzeptieren, dass Kalles Seite, also der Platz neben mir im Bett, für ihn tabu ist.“ Die erste Nacht hatte der Knirps dort noch verbringen dürfen. „Aber da waren wir ja beide so aufgeregt. Jetzt hat er sein Körbchen und viel Spielzeug drumherum. Das sollte reichen, um in den Schlaf zu finden.“

+++ Frau und Sohn vermissen ihren Hund schmerzlich +++

Mittlerweile ist leider klar, dass das Experiment mit dem Hunde-Trost gescheitert ist. Sabine Enders ließ wissen, dass sie sich doch noch nicht in der Lage fühle, für den Kleinen zu sorgen. Man möge ihr das verzeihen, warb sie um Verständnis: „Aber mich hat der Tod meines Mannes körperlich so kaputt gemacht, zusätzlich zu meinen vielen Gebrechen.“ Sie sucht nun liebe Menschen, die ihm ein neues Zuhause geben können.

Kontaktaufnahme per E-Mail über die Autorin möglich: [email protected]