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Gastkommentar

"Die Diffamierung von Menschen ist ein himmelschreiendes Unrecht"

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Die Pandemie hat viele Fragen zu dem, was unsere Gesellschaft zusammenhält, aufgeworfen. Unser Gast-Kommentator, der Pfarrer Thomas Dietz, wünscht sich weniger Ausgrenzung und mehr Miteinander.
Veröffentlicht:06.12.2021, 16:17

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Die Diffamierung von Menschen, die sich nicht impfen lassen möchten, ist ein himmelschreiendes Unrecht. Ihre Ausgrenzung ist ein großer Verlust für unsere ganze Gesellschaft. Oftmals sind es Menschen, die eine sehr bewusste Lebenseinstellung haben und sich wertvoll und bereichernd in unserer Gesellschaft einbringen.

Unverständlicherweise wird sie von politisch Verantwortlichen betrieben und spiegelt sich leider schmerzhaft auch in Leserbriefen in der Zeitung wieder.

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Die meisten Virologen bestätigen inzwischen, dass die 2  G-Regelung unsinnig ist, weil sie die Ausbreitung der Epidemie nicht verhindert. Für die Regelung 2  G-Plus trifft dies nicht zu. Sie gesteht ja indirekt eine eingeschränkte Wirkung der Impfstoffe ein, treibt aber ansonsten Ungeimpfte in die Enge. Das sollten wir nicht zulassen!

Leider stehen wir nach über einem Jahr hilflos vor der Situation, dass unser aller Leben wieder stark eingeschränkt wird. Warum wohl?

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Ich sehe im Wesentlichen zwei Gründe:

Erstens: Die Impfstoffe leisten nicht das, was wir alle erhofft haben. Sie schützen sehr wahrscheinlich vor einem schweren oder tödlichen Verlauf, sie schützen nicht vor einer Ansteckung und Weiterübertragung. Ihre Wirkung verliert sich schneller als erwartet. Sind daran diejenigen schuld, die sich nicht haben impfen lassen wollen? Wohl nicht! Auf mögliche Neben- oder Nachwirkungen der aktuell in Deutschland zugelassenen Impfstoffe möchte ich nicht eingehen. Angemerkt sei: Die neue Corona-Variante Omikron ist allein, ganz allein durch geimpfte Menschen nach Deutschland eingeschleppt worden!

Zweitens: Politisch unverantwortlich wurde zugelassen, dass wir inzwischen mehrere tausend Intensivbetten weniger haben in Deutschland als vor einem Jahr. Und soweit ich das mitbekomme, liegt das im Wesentlichen daran, dass inzwischen mehrere tausend Pflegekräfte ihren Arbeitsbereich verlassen haben, weil die Verhältnisse so belastend und unbefriedigend sind. Wir beklatschen zwar – einmalig – die Leistungen des Pflegepersonals, aber für eine wirklich existenzielle Besserung ihrer langfristigen Arbeitssituation setzen wir uns nicht ein! Sollte der Druck auf das Pflegepersonal weiter erhöht werden, befürchte ich Schlimmes.

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Offen bleibt auch die Frage, warum in unserem Land nicht klassische Impfstoffe zugelassen werden, wie sie in anderen Ländern bereits milliardenfach verimpft werden, auch in Ländern der EU. Sehr wahrscheinlich würden davon viele Menschen, die gegenüber den aktuellen, neuartigen Impfstoffen Bedenken haben, eher Gebrauch machen. Wir haben kürzlich Besuch aus Dänemark gehabt. Dort herrscht eine gänzlich andere Atmosphäre im Land als bei uns. Es gibt keine Spaltung zwischen geimpften und ungeimpften Menschen. Die Möglichkeit, sich testen zulassen, ist um ein Vielfaches einfacher als bei uns!

Ich würde mir für die Advents- und Weihnachtszeit und für das neue Jahr wünschen, dass wir in Bescheidenheit und Demut die Situation betrachten, verantwortlich und mit Herz entscheiden, jeden Menschen mit der gebührender Achtung und Würde behandeln und dies in dem Bewusstsein, dass wir eine Solidargemeinschaft sind, die alle, wirklich alle Menschen in unserem Land umfasst.