StartseiteRegionalUckermarkEickstedter Bauer wartet sehnsüchtig auf Saatgut

Landwirte in Not

Eickstedter Bauer wartet sehnsüchtig auf Saatgut

Eickstedt / Lesedauer: 3 min

Auch die Landwirtschaft gerät durch die Corona-Krise in Bedrängnis. Friedrich von der Groeben sieht die Störung der Lieferwege als großes Problem.
Veröffentlicht:27.03.2020, 08:21

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Auf den Feldern der Region läuft die Frühjahrsbestellung an. Vielerorts rollen schon die Landwirtschaftsmaschinen durch die Dörfer – fast könnte man denken, dass die aktuelle Krise die Bauern ausnahmsweise einmal nicht trifft. Sie können ihre Arbeit schließlich dank Ausnahmeverordnungen weiter verrichten. Tiere und Äcker brauchen sie. Existenzängste sollten bei den Landwirten also nicht aufkommen, so die vorherrschende Meinung.

Doch das ist weit gefehlt – „Wir sind von der coronabedingten Entwicklung sogar ganz akut betroffen”, erklärt Friedrich von der Groeben im Gespräch mit dem Uckermark Kurier. Der 76-Jährige führt die Agrarwirtschaft Eickstedt, in der 15 Mitarbeiter mit Ackerbau beschäftigt sind.

Kein Ende absehbar

Die Firma steht auf soliden Füßen, doch die Störung der Lieferwege macht dem Unternehmer zunehmend Angst, vor allem, weil kein Ende absehbar ist. Aktuell hat er Sorge, dass er sein Maissaatgut nicht rechtzeitig heranbekommt. Noch beschwichtige der Großhandel zwar und vertröste von Tag zu Tag, erzählt der Firmenchef. Doch der Uckermärker beobachtet die weltweite Lage zunehmend skeptisch, wie er offen zugibt. Dass die Ware noch pünktlich in Eickstedt landet, sei unwahrscheinlich, malt er bewusst schwarz: „Dazu ist die Weltwirtschaft schon zu sehr aus dem Gleichgewicht gekommen.”

Auch der dramatische Einbruch der Preise für Weizen und Raps wird nicht folgenlos für seinen Betrieb bleiben, ahnt der Besitzer. Der Rapspreis hänge am Öl, und dessen Preis sei aktuell tief unten, erklärt der Bauer die Misere: „Und der Weizen ist ein weltweites Geschäft; wenn da die Handelsströme kaputt gehen, sieht es für uns Landwirte traurig aus.”

Abstand ist wichtig

Zusätzlich macht sich Friedrich von der Groeben natürlich auch Gedanken darüber, dass er selbst oder jemand aus der Belegschaft an Covid-19 erkranken könnte. Das hätte nicht nur Folgen für den Betroffenen. „Uns würden sie vermutlich schnell den Betrieb dichtmachen”, resümiert der Eickstedter nachdenklich. Er selbst geht schon seit Bekanntwerden der ersten Virusfälle auf Abstand zu seinen Mitmenschen. Eigen- und Fremschutz seien das Gebot der Stunde, das sei er als Arbeitgeber auch seinen Angestellten schuldig.

Gefragt, wie er die weitere Entwicklung sieht, überlegt Friedrich von der Groeben lange, bis die Antwort kommt. „Das jetzt hält keine Wirtschaft lange aus”, resümiert er dann. Irgendwie werde es auch danach weitergehen, aber wie, darauf vermag der Uckermärker aktuell nichts zu sagen. Erfreulich findet der Landwirt allerdings die vielen kleinen Beispiele von Solidarität, die aktuell durch die Medien gehen.

Händler stärken

Der Mietenerlass am Prenzlauer Turmcarré sei beispielsweise eine feine Sache, sagt der 76-Jährige. Solcher Beispiele bedürfe es in dieser angespannten Situation viel mehr. Er ruft auch dazu auf, die Händler vor Ort zu stärken, die verzweifelt um ihre Existenzen kämpfen und jeden erdenklichen Weg wählten, um Umsätze zu generieren. Denen müsse man zur Seite stehen. Was die von der Politik vollmundig verkündeten Hilfspakete anbelangt, rät Friedrich von der Groeben zu einer nüchternen Betrachtung. Jede Milliarde, die jetzt „verschenkt” werde, werde sich der Staat von den Bürgern und Unternehmen später zurückholen. Diesbezüglich gibt sich der Bauer keinen Illusionen hin.