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Schock in Prenzlau

Firmenchef stirbt einen Tag vor seiner Hochzeit

Prenzlau / Lesedauer: 4 min

Bis zuletzt hatte die Familie gehofft, dass Frank Plaumann den Krebs besiegt. Was jetzt aus der Fleischerei wird, verriet uns sein Sohn Eric.
Veröffentlicht:29.06.2022, 15:19

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Das Schicksal ist ein mieser Verräter – bei den Plaumanns aus Prenzlau platzten in diesem Monat alle Träume jäh. Bereits im Februar 2016 hatte Unternehmer Frank Plaumann die Diagnose Darmkrebs bekommen. Mit 54 nahm der Fleischermeister den Kampf gegen die Krankheit auf. Jahrelang unterzog sich der Familienvater 14-tägig den Torturen der Chemotherapie. „Er war stark und wollte für uns und seine Firma leben”, sagt seine Partnerin Simone Saewert. Doch der Tumor in seinem Körper wütete unbeeindruckt weiter. Ende 2021 mussten ihnen die Ärzte dann sagen, dass es keine Aussicht auf Heilung mehr gibt.

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Der Prenzlauer überschrieb zwar im November den Familienbetrieb seinem Sohn Eric (32), welcher extra dafür im Sommer 2020 den Meisterbrief als Fleischermeister in Landshut/Bayern gemacht hatte. Der Senior übergab dem Junior auch alle Familienrezepturen der beliebten Rossschlächterei. Doch mit dem Leben abgeschlossen hatte der 59-Jährige deshalb noch lange nicht. Er schmiedete weiter Pläne. An seinem 60. Geburtstag, der auf den 13. Juni 2022 fiel, wollte der Ladeninhaber seiner Lebensgefährtin nach 14 Jahren wilder Ehe endlich das Ja-Wort geben. Der Termin beim Standesamt war bereits gemacht.

Mit Kutsche geplant

„Sogar eine Kutsche und ganz viele Pferde hatten wir bestellt”, erzählt die 47-Jährige weinend: „Es sollte nochmal ein unvergessliches Erlebnis für ihn und uns werden.” Ironie des Schicksals: Einen Tag vorher schloss der Bräutigam für immer seine Augen. „Er hat bis zum Schluss gekämpft”, bestätigt Simone Saewert. Auf dem Totenbett hätten sie Frank dann versprochen, dass sie als Familie zusammenhalten und alles in seinem Sinne weiterführen würden, erklärt die trauernde Braut. Und so wird es auch umgesetzt werden, obwohl sie selbst, der Sohn und Patchworktochter Julia bis heute nicht realisiert haben, dass es den Mann und Vater nicht mehr gibt.

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Einerseits sei sie natürlich sehr froh, dass ihr Partner vor seinem Tod noch alle Vorkehrungen für sein Erbe getroffen habe. „Aber darüber nachzudenken, fällt uns schwer. Wir stehen unter Schock, müssen das erst langsam akzeptieren lernen.” Letztlich sei der Tod aber eine Erlösung für ihren Frank gewesen. Sie selbst hat mit ihm nicht nur den Mann, sondern auch den Seelenverwandten verloren: „Wir waren so ein eingespieltes Team, haben uns stets blind vertraut und gut zusammen funktioniert.” Die Witwe weiß, dass sie fortan ohne ihn klarkommen muss. Die Existenzgründung ihrer Hundezucht beispielsweise wird sie nun ohne seinen Rat und seine Unterstützung bewältigen müssen. „Aber ich weiß, dass er da oben über uns alle wacht.”

Keine öffentliche Trauerfeier

Mit Blick auf die Beisetzung im engsten Kreis wirbt sie um Verständnis dafür, „dass wir für eine öffentliche Trauerfeier keine Kraft haben. Die Flut an Beileidskarten hat uns gezeigt, wie viele Menschen ihn schätzten und mochten. Die alle an seinem Grab stehen zu sehen, das hätten wir nicht verkraftet.” Simone Saewert hofft, dass das Vermächtnis ihres Liebsten gut gedeiht und ihr Patchwork-Sohn Eric ein gutes Händchen mit der Firma und dem dortigen Team hat: „Ich bin überzeugt, dass er das Werk seiner Vorfahren in deren Sinne fortsetzen wird, wünsche ihm allseits viele Kunden und uns die Kraft, irgendwann über den schweren Verlust hinwegzukommen.”

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Auch wenn die Trauer die Tage jetzt schwer macht, produziert Eric Plaumann aktuell weiter wie bisher, also alle Spezialitäten, gerade zur Grillzeit sind das die verschiedenen Bratwurstsorten, Käsekrainer und Filets. Auch Rouladen und Gulasch gibt es weiter, ebenso wie den Mittagstisch. Den Betrieb gibt es seit 1946, einst gegründet von Karl Plaumann. Aktuell stehen hier drei Mitarbeiter in Lohn und Brot, für den Laden, den Partyservice und das Catering. Auch Veranstaltungen mit Grill und Bierwagen macht der Sohn weiter – so wie einst sein Papa.