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Ausbildung

Handwerksgesellen in der Uckermark freigesprochen

Prenzlau / Lesedauer: 4 min

35 Junggesellen und eine Junggesellin wurden am Donnerstag feierlich freigesprochen. Mit ihrem Gesellenbrief stehen ihnen Türen offen.
Veröffentlicht:21.02.2020, 18:11

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Zunächst ein symbolischer Schlag mit einem handwerkstypischen Werkzeug auf die rechte Schulter. Dazu die Worte des Obermeisters: „Mit dem Gesellenschlag erhebe ich Sie in den Stand der Gesellen.“ Es folgt ein zweiter Schlag auf die linke Schulter: „Ich verpflichte Sie, Ihre erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten für die Ehre des Handwerks jederzeit einzusetzen.“ Im Hintergrund brennen zwölf Kerzen.

Nach alter Sitte sind am Donnerstagabend in der Aula der Carl-Friedrich-Grabow-Schule in Prenzlau 36 junge Handwerker aus der Uckermark von ihren Pflichten als Lehrlinge freigesprochen worden. Nach 42 Monaten der Ausbildung und einer erfolgreichen Prüfung haben sie ihren wohlverdienten Gesellenbrief erhalten. Unter den jungen Gesellen ist eine Frau, die sich zur Kfz-Mechatronikerin hat ausbilden lassen. Ein Junggeselle im Tischlerhandwerk wurde als Bester geehrt.

Zukunftsträchtige Arbeitsplätze

„Wir brauchen Sie als die Handwerker von Morgen“, sagte Kreishandwerksmeister Siegfried Schön. Fachkräfte seien rar. Der Kampf um die besten Köpfe voll im Gange. Die Technologie schreite rasant voran. „Bleiben Sie lernwillig, und haben sie den Mut zur Veränderung“, sagte der Handwerksmeister in Richtung der Junggesellen. Mit dem Gesellenbrief haben sie jetzt ein echtes „Kapital“ in der Hand. Das Handwerk hat Zukunft.

„Ich kann mir eine Stadt ohne Handwerk nicht vorstellen“, sagte Hans-Peter Lange, Präsident des Landesinnungsverbandes im Kfz-Gewerbe. Er hielt die Festrede am Donnerstag. „Haben Sie keine Angst, seien Sie einfach selbstbewusst“, riet er den Jung-Handwerkern. Die neuen Technologien müssten als Chance für das Handwerk verstanden werden. „Sie werden hier im Land Brandenburg gebraucht“, appellierte er an die Gesellen, in der Region zu wirken.

Höherer Stellenwert fürs Handwerk gefordert

„Wir haben die richtigen Entscheidungen getroffen“, meinte Uwe Hoppe, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Frankfurt/Oder. Er lobte die stabilen Lehrlingszahlen in der Uckermark. Es sei sogar ein leichter Anstieg erkennbar. Waren es 2018 noch 109 konnten 2019 bereits 114 Lehrlinge eingestellt werden. „Wir werden in unserer Gesellschaft immer das Handwerk brauchen“, zeigte er sich überzeugt. Eine Ausbildung im Handwerk verdiene einen höheren Stellenwert, so Hoppe. Sie müsse „in einem Atemzug mit dem Studium“ genannt werden.

„Wie wichtig die Arbeit der Handwerker ist, merken wir immer erst, wenn es irgendwo klemmt“, sagte Karsten Stornowski, 3. Beigeordneter der Landrätin. „Sie haben ihren Abschluss nicht geschenkt bekommen, sondern mussten ihn sich hart verdienen“, würdigte Silke Liebher, Leiterin der Wirtschaftsförderung der Stadt Prenzlau.

Auszeichnung für vorzeitiges Auslernen

Von 41 Prüflingen konnten insgesamt 36 die Anforderungen erfüllen. Fünf Anlagenmechaniker, zehn Elektroniker, 15 Kraftfahrzeugmechatroniker, vier Metallbauer und zwei Tischler wurden durch die Obermeister der Innungen mit zwei Schlägen auf die Schulter offiziell freigesprochen. Florian Schneider, der bei der Firma Tischlerei und Fensterbau Heiko Jähnke in Templin gelernt hatte, wurde eine besondere Ehre zuteil. Er hatte vorzeitig ausgelernt und erhielt dafür eine Auszeichnung.

Ebenfalls eine Ehre zuteil wurde Jasmin Parschat. Sie war die einzige Junggesellin unter den Prüflingen und durfte im Namen ihrer Kollegen eine Rede halten. „Wir haben uns in den vergangenen dreieinhalb Jahren vom kleinen Azubi zum Facharbeiter entwickelt“, sagte sie. Zu Dank verpflichtete seien die jungen Handwerker ihren Familien und Freunden, ganz besonders aber auch die Ausbilder, „die unsere Fehler ausbaden mussten“. Frank Lehmann, Geschäftsführer der LG Fahrzeugservice UG in Templin, bei der Jasmin Parschat ihr Handwerk gelernt hatte, sprach in höchsten Tönen von seiner Junggesellin. Er lobte ihre Einsatzbereitschaft und ihr Können. „Wir haben sie gleich übernommen“, sagte er. Perspektivisch solle die Mechatronikerin zum Meister herangeführt werden.

Selbstbewusste junge Frau

Auf die Frage, warum sich die junge Frau mit den blauen Haaren für das Handwerk des Kfz-Mechatronikers entschieden habe, stellte sie die Gegenfrage: „Warum nicht?“. Sie ergänzte: „Ich hatte Bock darauf.“ Das sei nicht anders als bei Jungs eben auch. Die letzten Worte ihrer Dankesrede: „Gott schütze das ehrbare Handwerk.“