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Krankenhaus sagt sorry

Patientin muss neun Stunden auf ein Klinikbett warten

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Die 90-Jährige hatte eine Einweisung. Trotzdem saß die alte Dame ewig in der Notaufnahme. Die Klinik in Prenzlau entschuldigt sich und nennt Gründe.
Veröffentlicht:10.06.2022, 14:14

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Eigentlich hätte die Angelegenheit mittags erledigt sein sollen: Als Harald Zunk von seiner Tante erfuhr, dass sie ins Krankenhaus muss, versprach der Wilhelmshofer, sich um den Transport zu kümmern. Letztlich machte sich seine Partnerin frei und gegen 10 Uhr mit der 90-jährigen Verwandten auf den Weg nach Prenzlau. Die Klinikeinweisung ihres Hausarztes hatte die alte Dame da bereits in der Tasche. „Wir dachten also, dass es schnell geht“, blicken die Angehörigen auf den schicksalhaften Dienstag zurück. Doch sie sollten sich irren. Neun Stunden nach ihrer Ankunft harrten die Seniorin und ihre Begleiterin immer noch in der dortigen Notaufnahme aus.

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Dieses ihrer Meinung nach unzumutbare Vorkommnis will die Familie nicht auf sich beruhen lassen: „Wir haben ja Verständnis dafür, dass in einer Klinik viel los ist. Und wir sind auch superfroh, dass es in Prenzlau überhaupt noch ein Krankenhaus gibt. Aber so kann man mit Patienten nicht umgehen.“ Schon gar nicht, wenn diese wie in diesem Fall hochbetagt seien. Harald Zunk will nicht in den Kopf, warum man die kranke Frau, die zur internistischen Abklärung von Beschwerden eingewiesen worden war, so lange sitzen ließ. Seiner Lebensgefährtin habe das Personal im Anschluss erklärt, dass die Umstellung auf digitale Patientenakten wohl die Ursache für das Chaos gewesen sei, so Zunk.

Kein Vorwurf ans Personal

„Wir wollen den Beschäftigten dort ja auch gar keinen Vorwurf machen. Schwestern und Ärzte hatten an diesem Tag alle Hände voll zu tun. Das sah man ja. Es ging dort zu wie im Taubenschlag“, bestätigen die Verwandten: „Aber warum schickt man neuaufzunehmende Patienten denn überhaupt in den Bereich, wo die Notfälle abgefertigt werden? Bei der Vielzahl der Neuankömmlinge konnte das Personal das ja gar nicht bewerkstelligen.“ Weitere Wartende hätten an diesem Tag ihre Papiere zurückverlangt. Ein Vater sei mit seiner Tochter dann nach Pasewalk weitergefahren, weil sie sich das Ausharren nicht länger antun wollten, berichtet der Wilhelmshofer: „Aber wir hatten ja gar keine Wahl.“ Zum Glück sei wenigstens Wasser vorrätig gewesen im Wartebereich. Verpflegung gab es allerdings nicht. Ebensowenig wie die Gelegenheit für die alte Dame, sich mal kurz hinzulegen.

Suppe gebracht

Als die kranke Tante um 19.30 Uhr endlich ihr Bett auf Station zugewiesen bekam, hätten sich die Schwestern dort hundertmal entschuldigt und noch schnell eine Suppe gebracht, versichert die Familie. Trotzdem möchten sie den Vorfall öffentlich machen, in der Hoffnung, dass die Leitung ihre Abläufe im Haus auf Sinnhaftigkeit überprüft und so etwas keinem anderen Patienten mehr passiert.

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Vom Klinikkonzern GLG kam dazu folgende Stellungnahme: „Tatsächlich gab es an diesem Tag in der Rettungsstelle des Krankenhauses ein deutlich erhöhtes Patientenaufkommen, sowohl die Fallzahl als auch die Schwere der Erkrankten waren ungewöhnlich und unerwartet. In der Folge kam es zu einem Verzug einiger Behandlungen, da Notfälle stets Vorrang haben.“ Auch alle Räume und Betten seien belegt gewesen, bedauert Krankenhausverwaltungsdirektorin Marita Schönemann, dass Wartezeiten unvermeidlich wurden: „Zudem bestand eine personell enge Besetzung. Es lagen an diesem Tag wirklich außergewöhnliche Umstände vor, die nicht der Norm in unserem Krankenhaus entsprechen. Wir möchten uns für die lange Wartezeit entschuldigen. Wir hoffen auf das Verständnis der Betroffenen und stehen der Patientin und ihren Angehörigen gern für ein Gespräch zur Verfügung.“