StartseiteRegionalUckermarkRetter in Nöten – Landkreis fühlt sich erpresst

Uckermärkische Rettungsdienstgesellschaft

Retter in Nöten – Landkreis fühlt sich erpresst

Uckermark / Lesedauer: 3 min

Seit Monaten wird in der Uckermärkischen Rettungsdienstgesellschaft zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung verhandelt – ohne Ergebnis.
Veröffentlicht:16.11.2020, 15:37

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In der Uckermärkischen Rettungsdienstgesellschaft mbH (URG) rumort es. Wie es scheint, liegen die Nerven blank und die Fronten sind verhärtet. Ursächlich dafür ist eine Betriebsvereinbarung, die bislang nicht zustande gekommen ist. Am 14. Oktober war zwar eine Betriebsvereinbarung (BV) von Betriebsrat und Geschäftsführung unterzeichnet worden, diese wurde aber knapp eine Woche später vom Betriebsrat aufgekündigt. Seit Beginn diesen Jahres hatten die genannten Parteien darüber verhandelt. Teilweise über Rechtsanwälte und Gerichte. Auch Landrätin Karina Dörk (CDU) als Aufsichtsratsvorsitzende der URG ist involviert. Reibungspunkte sind aus Sicht des Betriebsrates unter anderem die Rotation von Mitarbeitern und ein verbindlicher Rahmendienstplan.

24-Stunden-Dienst war gewollt

Seit Anfang 2019 arbeitet die URG im 24-Stunden-Dienst. Das bedeutet, dass Mitarbeiter innerhalb von acht Tagen zwei Mal Dienst über 24 Stunden haben. Innerhalb eines solchen Dienstes darf sich ein Mitarbeiter nur 40 Prozent der Arbeitszeit im Einsatz befinden. Das sind umgerechnet circa 9,6 Stunden. Diskutiert wird über die damit einhergehende Rotation von Mitarbeitern. Sprich, wenn Not am Mann ist, kann ein Mitarbeiter auch in einer anderen Wache des Bereiches eingesetzt werden. Daran stößt sich der Betriebsrat. Nach dessen Meinung möchte die Rettungswache Angermünde beispielsweise nur mit der in Gerswalde rotieren. Die Templiner Wache käme demnach nicht in Frage. Das ist ein Problem für die Geschäftsführung, die für die Absicherung des Rettungsdienstes gerade steht.

Mitarbeiter haben es satt

An die Öffentlichkeit kam die innerbetriebliche Auseinandersetzung der URG mit einem Schreiben, welches in der vergangenen Woche den Uckermark Kurier mit der Bitte um Hilfe erreichte. „Die Mitarbeiter haben es einfach satt, zwischen den Fronten der Aufsichtsratsvorsitzenden Karina Dörk und der Geschäftsführung sowie dem Betriebsrat zermürbt zu werden (...)“, heißt es in dem Schreiben, das aus Eigenschutz anonym verfasst wurde. Beigefügt waren zwei Offene Briefe zwischen Geschäftsführung und dem Betriebsrat sowie umgekehrt. Darin tritt der Konflikt offensichtlich zu Tage. Auf Anfrage fand am Montag in der Kreisverwaltung ein Gespräch mit Landrätin Karina Dörk und den Geschäftsführern der URG, Andreas Linde und Mike Förster, statt.

Unerfüllbare Forderungen

Gleich zu Beginn gab die Landrätin ihrer Enttäuschung Ausdruck, dass ihr Versuch zur Vermittlung nach mehreren Gesprächsrunden zwischen Personalrat und Betriebsrat sowie einer Mitarbeiterversammlung nicht möglich gewesen sei. „Ich bin wirklich sehr verärgert, dass alles, worüber man sich geeinigt hat, am nächsten Tag für null und nichtig erklärt wird“, betonte Karina Dörk. Mike Förster informierte: „Wir haben eine Gesellschaft, in der eigentlich alles geregelt ist. Wir haben den 24-Stunden-Dienst und wir haben den Tarifvertrag öffentlicher Dienst“, informierte Mike Förster. Die Forderung nach einem Jahresrahmenschichtplan könne er nicht erfüllen, weil er nicht wisse, was im nächsten Oktober sei. Auch, dass Angermünde die Rotation ablehne, sei ihm unverständlich.

Kündigungen ausgeschlossen

„Die Situation ist dermaßen verfahren, dass wir nicht wissen, wie es zu einer Einigung kommen soll“, gab er zu. Die Landrätin wurde noch deutlicher. „Ich kann verstehen, dass sich die Mitarbeiter zerrieben fühlen. Aber die Kompromisslosigkeit des Betriebsrates zwingt mich dazu.“ Für die Lösung dieses Problems gäbe es nur zwei Möglichkeiten. „Falls wir keine Betriebsvereinbarung bekommen, müssen wir entweder zurück zum 12-Stunden-Dienst oder wir holen uns einen Partner ins Boot.“ Am 10. November hatte in der Rettungswache Angermünde eine Besichtigung durch die Johanniter Unfallhilfe stattgefunden, stand in einem dritten Offenen Brief, welcher der Redaktion vorliegt. Karina Dörk und auch die Geschäftsführung schließen aus, dass es zu Kündigungen kommt. Der Betriebsrat der URG wollte sich gegenüber der Zeitung nicht äußern.