StartseiteRegionalUckermarkRosa Papier-Rezept bald Vergangenheit?

E-Zeitalter beginnt

Rosa Papier-Rezept bald Vergangenheit?

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Etwas mehr als die Hälfte der Apotheken ist für die neue E-Technik gerüstet. Das Team von Michael Kranz aus Prenzlau gehört dazu. Er nennt Vorteile.
Veröffentlicht:31.08.2022, 10:37

Artikel teilen:

Es gibt wohl kaum ein Thema, das bei Ärzten und Apothekern gerade so kontrovers diskutiert wird wie die Einführung des E-Rezeptes. Ursprünglich war der Start schon für den 1. Januar 2022 geplant. „Aber für einen sicheren Beginn gab es damals einfach noch zu wenig Erfahrungen. Das ist jetzt anders“, weiß Michael Kranz von der Grünen Apotheke aus Prenzlau. Er bilanziert, dass in Deutschland bis Ende August bereits 168.000 E-Rezepte ausgestellt wurden.

Mehr zum E-Rezept: Lauterbach dringt auf schnellen Start für E-Rezepte

Doch ihn wundert, dass nur etwas mehr als die Hälfte der 18.461 Apotheken offiziell startklar sind: „Wir sehen die Veränderung ganz klar als Chance. So können auch Kunden aus dem Umland gewonnen werden, wie zum Beispiel gerade die circa 4000 Menschen aus Boitzenburg. Hier bieten wir momentan einen kostenlosen Lieferdienst einmal täglich an. Aktuell muss allerdings vorab das Rezept abgeholt werden. Das würde zukünftig deutlich einfacher gehen.“

Vereinfachte Abläufe

Nach weiteren Vorteilen befragt, sagte der Apotheker, dass das E-Rezept Abläufe vereinfache. „Es beschleunigt und automatisiert administrative Vorgänge. Durch den Zugang zu den Rezeptinformationen in der Telematikinfrastruktur ist eine händische Eingabe und die Prüfung der ärztlichen Angaben nicht mehr nötig. Auch das Einlösen aus der Ferne wird einfacher, da bei der Nutzung eines Smartphones das Einsenden durch die Versicherten per Post entfällt.“

+++ Testphase zum E-Rezept wird verlängert +++

Um ein solches Rezept einzulösen, könnten die Patienten über die E-Rezept-App in Kontakt mit ihrer Apotheke treten und diese dann darüber informieren, ob ein Medikament vorrätig ist und wann es abgeholt werden kann“, ist der Kreisstädter sicher: „Letztlich bleibt mehr Zeit für die pharmazeutische Beratung. Administrative Vorgänge und Nachfragen in Arztpraxen kosten Zeit. Weil E-Rezepte schon in der Arztpraxis automatisch auf Formfehler geprüft werden, entfallen nun aber Arbeitsschritte. Und die Bestellung selbst kommt direkt im Warenwirtschaftssystem an.

Lesen Sie auch: Nächster Schritt bei der Einführung des E-Rezepts

Fehlerhafte oder schwer lesbare Papierrezepte gehören ab sofort der Vergangenheit an. Das fehleranfällige Scannen samt OCR-Erkennung und Nachbearbeitung entfällt. Über den Rezeptcode erhalten Apotheken den direkten Zugriff auf die elektronisch signierte Verordnung des Arztes. Weniger Fehler bei der Abgabe bedeuten weniger Retaxationen und damit auch weniger finanzielle Verluste.“

Keine Angst vor Verlust

Das E-Rezept spare den Kunden zudem unnötige Wege, betont der Firmenchef: „Rezeptzettel verlieren? Mit der App kann dies nicht mehr passieren. Sie speichert alle E-Rezepte sicher. Und wer ein einfaches Folgerezept im laufenden Abrechnungsquartal braucht, kann ebenfalls Wege sparen: Denn ein weiterer Arztbesuch wird unnötig, wenn die Praxis das Folgerezept direkt digital auf die App übermittelt. Mit der App finden Patienten außerdem an jedem Ort genau die Apotheke, die sie gerade brauchen. Die App kennt aktuelle Öffnungszeiten und weiß auch, ob eine Apotheke einen Botendienst anbietet.“

Ebenfalls interessant: Rückschlag für elektronisches Rezept

Viele Versicherte hätten zudem pflegebedürftige Angehörige, für die der Weg zum Arzt oder in die Apotheke zu beschwerlich ist. Mit der E-Rezept-App können sie zukünftig verschriebene Medikamente für diese Angehörigen oder auch die Nachbarn abholen, wenn letztere ebenfalls eine elektronische Gesundheitskarte mit PIN haben. Mit der Familienfunktion können Versicherte die Rezepte für andere Menschen auf deren ausdrücklichen Wunsch hin in ihrer eigenen E-Rezept-App aufrufen und in der Apotheke einlösen.

Mehrfach verschlüsselt

„Von der Arztpraxis bis in die Apotheke werden E-Rezepte bei der digitalen Übertragung mehrfach verschlüsselt und sicher gespeichert. Damit sind sie vor unbefugtem Zugriff geschützt. Nur wer im Besitz des Rezeptcodes für ein E-Rezept ist, kann es auch abrufen: Das ist neben der ausstellenden Arztpraxis und der Apotheke, bei der das Rezept eingelöst wird, nur die Person, für die das Rezept bestimmt ist.“ Die Grüne Apotheke sei jedenfalls startklar, so Kranz: „Was fehlt, sind echte E-Rezepte zum Üben und um Praxis im Umgang mit den E-Rezepten zu gewinnen. Fazit: E-Rezepte gehören in die Apotheke vor Ort. Es wird aber noch eine ganze Zeit parallel das bekannte rosafarbene Rezept geben.“