Kita-Betreuungsnot
Schichtarbeiter-Paar hofft auf Wunder in Prenzlau
Prenzlau / Lesedauer: 3 min
Melanie und Silvio Krüger aus Wollin versuchen, Job und Familie unter einen Hut zu kriegen. Mit einem Kind klappte das ganz gut, bilanziert die 28-jährige Mutter. Leon (heute 8) kam in Prenzlau in die Kita und geht dort mittlerweile in den Hort. Das ist ideal, weil beide Eltern in der Kreisstadt arbeiten. Anders bekämen die Krankenpflegehelferin und der Fleischer das nicht auf die Reihe: „Mein Mann fängt um 2 Uhr nachts bei Thiel in der Kietzstraße an. Meine Schicht beginnt eigentlich um sechs Uhr früh im Krankenhaus. Aber der Arbeitgeber hat Verständnis. Es reicht, wenn ich um 6.20 Uhr da bin.“
Weil sowohl Kita als auch Frühhort in Prenzlau schon um 6 Uhr öffnen, bekommt Melanie Krüger das hin. Doch aktuell gerät ihr Job in Gefahr, weil sich für Kind Nummer zwei keine praktikable Lösung finden lässt. Noch ist Damian bei einer Tagesmutter in Prenzlau untergebracht. Am 30. August wird der Knirps aber drei und soll in den Kindergarten, idealerweise in die „Geschwister Scholl“-Kita, denn die liegt auf dem Weg. Beide Kinder in einer Tour hinbringen und abholen, so hatten die Eltern sich das gedacht. Doch jetzt gibt es Probleme. In der Wunscheinrichtung ist nämlich kein Platz frei, ebenso wenig wie in den anderen beiden städtischen Einrichtungen im Stadtgebiet.
Dedelow ist keine Alternative
Während Melanie Krüger sich darauf beruft, dass ihr die Aufnahme dort zugesichert worden sei, betonte Prenzlaus Bürgermeister Hendrik Sommer (parteilos) bereits bei einer ersten Anfrage im Juni, dass das nicht stimme. Die Krügers seien in Wollin gemeldet, das zu Gramzow gehöre. Und das dortige Amt betreibe selbst sechs Kitas, so das Stadtoberhaupt. Er bitte daher um Verständnis dafür, dass die Prenzlauer Plätze vorrangig mit Kindern aus der Stadt belegt werden.
Aktuell gebe es nur am Standort Dedelow noch freie Kapazitäten; vorausgesetzt, Melanie Krüger bekomme beim Landkreis das Wunsch- und Wahlrecht attestiert. Diese Zusage hat sie mittlerweile. Auch den Vertrag fürs Dedelower „Wunderland” haben sie notgedrungen unterzeichnet. Aber mit dieser Alternative kann die Familie nicht leben. „Wir haben morgens keine Zeit, noch Dörfer anzufahren“, sagt die Mutter. Sie hofft auf ein Wunder, „anderenfalls weiß ich nicht, wie es weitergehen soll.“
Oma ist entsetzt über mangelnde Kita-Plätze
Mandy Schulz bricht der Konflikt von Tochter und Schwiegersohn fast das Herz. Die 45-Jährige springt seit Jahren bei der Versorgung des Nachwuchses ein: „Das mache ich auch gern. Aber ich arbeite selbst in Schicht in einem Pflegeheim und habe kein Auto.” Die Oma von Damian und Leon kann sich nicht vorstellen, dass in den Prenzlauer Kitas wirklich alle Plätze mit Kindern berufstätiger Eltern belegt sind?
Die Stadt räumte am Mittwoch auf Nachfrage ein, dass natürlich auch Prenzlauer Kinder untergebracht seien, deren Eltern nicht beide Vollzeit arbeiteten. „Es werden aber keine Kita-Plätze gekündigt, nur weil Bedarf von Eltern angemeldet wird, die nicht in Prenzlau wohnen”, argumentiert Sprecherin Alexandra Martinot. Zur Frage, ob denn Schichtarbeit überhaupt eine Rolle spiele bei der Platzvergabe, sagt sie: „Schichtarbeit findet Berücksichtigung bei Prenzlauer Kindern. Erst danach können Kinder aus dem Umland berücksichtigt werden.”
Vorrang für Kinder von Prenzlauer Eltern
Fakt sei, dass momentan generell keine Kita-Plätze an Kinder vergeben werden, die nicht in Prenzlau bzw. den Ortsteilen leben. Das erfolge nur im Hortbereich für Kinder, die in Prenzlau die Grundschule besuchen. Punktum: Kapazitäten für Kleine seien derzeit nur in der Kita „Wunderland”. Für aktuell freie Plätze in anderen städtischen Kitas lägen bereits Anmeldungen von Prenzlauer Kindern vor, sodass diese nicht anderweitig vergeben werden könnten.