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Ratten-Skandal

So geht es jetzt mit der Messie-Wohnung weiter

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Die Entrümpler sind fertig, der Schädlingsbekämpfer auch. Aber sind wirklich alle Ratten weg? Das fragen sich die Mieter eines Prenzlauer Wohnhauses.
Veröffentlicht:02.11.2019, 10:59

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„In Messie-Wohnung hausen Ratten” titelte der Uckermark Kurier Ende Oktober 2019 nach einer spektakulären Räumaktion in Prenzlau. Dem vorausgegangen war ein fast aussichtsloser Kampf des Vermieters, der sich vergeblich um Zutritt zu den Räumen bemüht hatte. Obwohl dem Bewohner zwischenzeitlich ein gerichtlicher Betreuer zur Seite gestellt worden war, dauert es Monate, bis der bereits Anfang des Jahres ins Heim gezogene Mieter einer Öffnung der Wohnung zustimmte. Das Bild, das sich dann bot, ließ selbst erfahrene Schädlingsbekämpfer und Haushaltsauflöser erschauern. Ihnen kamen etliche lebende Nager entgegen, auf dem Boden verstreut lagen tote Tiere inmitten schimmliger Essensreste.

Das blanke Chaos – jetzt war klar, warum es die übrigen sieben Mietparteien vor Gestank kaum noch ausgehalten hatten in den letzten Wochen. Mittlerweile sieht die Wohnungsgenossenschaft Prenzlau aber Licht am Ende des Tunnels, wie Petra Müller, kaufmännischer Vorstand, am Freitag bestätigte. Zwischenzeitlich sei nochmals eine Ungezieferbekämpfung vorgenommen worden, erklärte sie auf Nachfrage. Zusätzlich habe eine Heizungsfirma die Schächte geöffnet und nach Ratten abgesucht, so Petra Müller. Auch die Badewannenverkleidung, hinter der die Nager genistet hatten, sei ab.

Ozon tilgt Gestank

Seit dieser Woche laufe auch ein Ozongerät, das den schlimmen Geruch tilgen soll, führte die Verantwortliche weiter aus: „Im gesamten Block wurden zudem noch einmal vorsorglich Rattenköder ausgelegt. Wir sind guter Hoffnung, das Problem so in den Griff zu bekommen.” Im nächsten Schritt steht eine komplette Sanierung der Wohnung an: neue Fußböden, neue Türen, neue Tapeten, neue Badausstattung. Petra Müller ist sicher, dass man in zwei Monaten von dem vorausgegangenen Spuk nichts mehr merkt. Was den ehemaligen Bewohner anbelangt, wirbt sie trotz aller Probleme, die seine Weigerung gebracht hatte, um Verständnis.

Der Mann habe über 40 Jahre dort untadelig gelebt und immer pünktlich Miete gezahlt. Das Geschehen der jüngsten Zeit begründet sie mit gesundheitlichen Problemen und seinem hohen Alter. Da mache die Spezies der Mietvandalen dem Unternehmen viel größere Sorgen, führte das Vorstandsmitglied aus.

Räumungsklagen dauern

Gemeint seien diejenigen, für die der Landkreis die Miete zahle und die bei Problemen einfach die Region verlassen würden. „Wenn wir Glück haben, finden wir dann einen Schlüssel in unserem Briefkasten. Doch selbst dann fangen die Schwierigkeiten erst an. Denn wenn keine Kündigung vorliegt, müssen wir eine Räumungsklage einreichen und darauf warten, dass der Gerichtsvollzieher mit uns die Wohnung öffnet. Dieser Weg dauert unter Umständen ein ganzes Jahr, zwölf Monate also, in denen uns die Miete entgeht. Und da sind noch gar nicht die Kosten dabei, die entstehen, wenn wir solche Wohnungen beräumen müssen. Oftmals ziehen die Leute aus und hinterlassen ein Chaos”, führt Petra Müller aus und zählt als Altlasten kaputte Möbel, Müll und stinkende Kühlschränke auf.

Mietnomaden unterwegs

Als Grund dafür sieht sie, dass dieses Klientel keine Vorvermieterbescheinigung vorlegen müsse. „So ziehen sie wie Nomaden durch ganz Deutschland. Im Einwohnermeldeamt heißt es dann meist: 'unbekannt verzogen', und wir bleiben bei allen Kosten sitzen.” Petra Müller wirbt deshalb um Verständnis dafür, dass man Wohnungen lieber leer stehen lassen, als sie an Leute zu vergeben, wo die Rechtschaffenheit nicht belegt werden könne. „Das beschert uns vielleicht einen etwas höheren Leerstand als anderen Vermietern, ist es uns aber im Interesse funktionierender Hausgemeinschaften wert.” Denn wie groß die Unzufriedenheit der übrigen Mieter sei, wenn es an einer Stelle hapere, habe ja der letzte Fall gezeigt.