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Coronademo in Prenzlau

Therapeutin warnt: Wir dürfen nicht weggucken

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Vier junge Frauen laden am 30. Mai zu einer Demo für Meinungsfreiheit nach Prenzlau ein. Angemeldet hat die Kundgebung eine Therapeutin aus Fergitz.
Veröffentlicht:29.05.2020, 05:27

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Dass Doreen Mechsner einmal zu einer Demonstration aufrufen würde, hätte sich die vierfache Mutter vor ein paar Monaten sicher nicht träumen lassen. Doch die Coronakrise hat das Leben der 47-Jährigen wie bei so vielen anderen Menschen auch in ungeahntem Maß durcheinandergewirbelt. Gemeint sind damit noch nicht mal die direkten Folgen des Lockdowns, die sie unter anderem als Autorin in Schwierigkeiten brachten, weil ihre Neuerscheinung weder auf der Buchmesse noch bei Lesungen präsentiert werden konnte. Es geht der engagierten Frau vielmehr um ihr Demokratieverständnis, das in diesem Frühjahr akut ins Wanken geraten ist.

Keine Verhältnismäßigkeit

Die Lern- und Familientherapeutin hat nämlich realisieren müssen, dass zum Thema Verhältnismäßigkeit der Eindämmungsmaßnahmen aktuell nur schwerlich ein offener Diskurs möglich ist. „Wer etwas anderes sagt als die offizielle Lesart, der wird sofort als Verschwörungstheoretiker hingestellt”, gibt die Uckermärkerin die Erfahrung vieler Leute wieder.

Das stimme sie sehr traurig, räumt die Fergitzerin offen ein. Sie beobachte mit Erschrecken, wie sehr Corona die Gesellschaft mittlerweile spalte, setzt die Unternehmerin hinzu. „Ich habe für mich entschieden, dass ich nicht mehr weggucken kann, sondern mich einbringen muss.” Gemeinsam mit ihren Bekannten Sandra Rösler, Peggy Boldt und Nicole Köpke organisiert die Schriftstellerin deshalb schon zum dritten Mal in Prenzlau eine Kundgebung, in der es um Meinungsfreiheit geht.

Nicht weggucken

„Es ist uns wichtig Zeichen zu setzen und Präsenz zu zeigen”, betont Doreen Mechsner. Dass dafür organisatorische Dinge wie Gespräche mit der Polizeidirektion Ost und Ordnern unabdingbar sind, nimmt sie in Kauf. „Es ist an der Zeit zu handeln.” Doreen Mechsner outet sich als großen Fan des Neurobiologen Gerald Hüther und seines Ansatzes, dass es immer darum gehen sollte, dem Menschen seine Würde zu lassen. „Aber diese Würde ist weg, sobald man von anderen zum bloßen Objekt degradiert wird und nicht mehr selbstbestimmt handeln darf.” Sie habe, so die Fergitzerin, Geschichte studiert und wisse daher aus der Historie, welche Gefahren drohten, wenn alle den Mund halten.

Insbesondere die Maskenpflicht, an deren Sinnhaftigkeit sie zweifelt, findet die Uckermärkerin ganz schrecklich, wie sie sagt: „Aber ich habe ehrlich gesagt nicht den Mut, ohne zu gehen.” Deshalb legt die 47-Jährige seit kurzem ein Plastevisier an, wenn sie Läden betritt. Die Blicke der anderen Leute sprächen Bände, resümiert sie nachdenklich. Doreen Mechsner und ihren Mitstreiterinnen ist es wichtig, herauszustellen, dass sie das Positive im Mittelpunkt der Kundgebung sehen möchten.

Fronten aufbrechen

„Wir wollen mit den Menschen wieder ins Gespräch kommen und verhärtete Fronten aufbrechen. Die Krise kann auch eine Chance sein, beispielsweise systemrelevanten Berufen mehr Wertschätzung zukommen zu lassen oder über das bedingungslose Grundeinkommen zu reden.” Wer Interesse hat, mit den vier Frauen zu demonstrieren, sollte sich am Sonnabend, dem 30. Mai, um 15.30 Uhr neben dem Laga-Spielplatz an der Uckerpromenade einfinden. „Was soll bleiben? Was soll sich verändern? Was kann jeder Einzelne tun? Welche Forderungen haben wir an die Politik? Was braucht es für ein friedliches, gleichwürdiges Miteinander? Diesen und weiteren Fragen wollen wir in unserem nächsten Treffen nachgehen Lassen Sie uns gemeinsam Kraft für eine friedliche Zukunft tanken.”