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Tod am Zaun

Tierarzt wirft Landkreis Uckermark Untätigkeit vor

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Jörg Stürmer geht mit der Prenzlauer Behörde beim Streit um den ASP-Zaun hart ins Gericht. Doch das Veterinäramt kann belegen, aktiv geworden zu sein.
Veröffentlicht:20.01.2022, 08:37

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„Als Tierarzt habe ich den modifizierten Eid des Hypokrates geleistet, der mich verpflichtet, Tieren zu helfen, die in Not sind“ – Dr. Jörg Stürmer kann deshalb nicht wegsehen, wenn es um die Notlage in den Poldergebieten der Oder geht, der Uckermark Kurier berichtete. Er hat per Email einen offenen Brief an Landrätin Karina Dörk geschickt, in dem es um „vermeidbares Tierleid im Nationalpark Unteres Odertal“ geht. Er schrieb, „weil seit zwei Wochen nicht viel passiert ist außer Worten.“

+++ Bessere Lösung für Schweinepest-Zäune gefordert +++

In dem Brief resümiert der Veterinär, dass man vom Radweg aus immer noch das Wild im Wasser stehen sehe, ohne helfen zu können: „Die Rehe (eigentlich Fluchtiere!) sind bereits tagsüber in einem Stadium der Panik und Erschöpfung. Diese Überflutungssituationen ereignen sich wiederholt, meist mindestens einmal jährlich... Die Gefahr des qualvollen Todes zahlreicher Tiere war insofern voraussehbar, wurde billigend in Kauf genommen und ist nicht als ‚Unfall‘ anzusehen. Vielmehr stellt die Errichtung eines Zaunes an dieser Stelle einen achtungslosen Umgang mit der Wildtierpopulation und einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar.“ Er bittet die Landrätin, für echte und helfende Maßnahmen zu sorgen: „Wir beobachten seit 15 Tagen Verzögerung und Reglosigkeit anstelle von zügigem Handeln in dieser Situation.“

Sofortmaßnahmen veranlasst

Landkreis-Sprecherin Ramona Fischer weist diesen Vorwurf zurück. Ihren Aussagen zufolge seien der Behörde bislang insgesamt 15 Fälle bekannt geworden, in denen bei Hochwasser Rehe in bestimmten Bereichen des Nationalparks den Zaun nicht mehr überwinden konnten: „Deshalb hat der Landkreis als Sofortmaßnahme veranlasst, die Tore in diesen Bereichen tagsüber zu öffnen und eine tägliche Kontrolle des Zaunes durchzuführen. Die Öffnung von bestimmten Toren erfolgt nach wie vor an bestimmten Stellen und wird täglich durch ortsansässige Jäger, die Naturwacht und Mitarbeiter des Landkreises kontrolliert. Vom Landkreis beauftragte Firmen schließen die Tore am Abend und kontrollieren nochmals die Zäune.“

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Darüber hinaus hätten sich Landrätin Karina Dörk, Umweltminister Axel Vogel und die Leiterin des Landeskrisenstabs, Staatssekretärin Anna Heyer-Stuffer, darauf geeinigt, beginnend im Bereich zwischen Querdeich Stützkow und Schwedt/Oder auf der Kanalseite Durchlässe zu schaffen, die Rehen den Durchgang ermöglichen, aber Schwarzwild weiterhin den Weg versperren. „Schon einen Tag später wurden die ersten Rehdurchlässe geschaffen. Insgesamt sollen 12 davon gebaut werden. Die Auswahl der betreffenden Stellen erfolgte gemeinsam mit den beteiligten Akteuren vor Ort und mit dem Nationalpark“, versichert Ramona Fischer weiter: „Zusätzlich werden an bestimmten Stellen Zaunabschnitte um 40 Zentimeter eingekürzt und umgeschlagen, so dass dort der Zaun nur eine Höhe von 80 Zentimern aufweist. Diese Höhe wird vom Rehwild überwunden.“ Alle diese Maßnahmen würden laut Landkreis überwacht, um zeitnah feststellen zu können, ob sie wirken. Sobald Ergebnisse vorliegen, sollen diese ausgewertet und für die weitere Verfahrensweise genutzt werden.

Gefährliche Pest

In diesem Zusammenhang weist die Verwaltung nochmals auf die Gefährlichkeit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) hin. In der Uckermark wurde der erste Fall im August 2021 festgestellt. Bis diese Woche wurden insgesamt 24 Fälle einer Infektion mit dem hochansteckenden Virus nachgewiesen. „Seitdem laufen die Maßnahmen zum Schutz vor der Ausbreitung dieser Tierseuche auf Hochtouren. Ziel ist es, sie einzudämmen und ein Übergreifen auf Hausschweinbestände abzuwenden. Der Zaun entlang der deutsch-polnischen Grenze ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um die Ausbreitung in Richtung Westen zu verhindern“, so Fischer abschließend.

Werktags kann der ASP-Krisenstab unter der Rufnummer 03331 268456 kontaktiert werden. Außerhalb der Arbeitszeit sowie an Wochenenden ist der Bereitschaftsdienst telefonisch über die Rufnummer 03984 704039 erreichbar.