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Überlebensstrategien

Uckermärker Firmen kämpfen in Corona-Krise um Existenzen

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Für viele Unternehmer in der Region hat ein schlimmer Kampf begonnen. Einzelhändler und Gastronomen sehen schwarz und suchen verzweifelt Auswege.
Veröffentlicht:17.03.2020, 14:25

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Das Bestellbuch von Anke Menge-Weiher hat sich in den letzten Tagen mit erschreckender Geschwindigkeit geleert. Eine Gesellschaft nach der anderen sagte ihr Kommen ab. Aus Angst vor dem Coronavirus wurden ausnahmslos alle Feiern gecancelt, die die Wirtin der Gaststätte „Zur Fischerstraße” in den letzten Monaten vorgemerkt hatte. „Das ist echt der Supergau”, schätzte die Gastronomin im Gespräch mit dem Uckermark Kurier ein. Die Leute hätten ihre Partys nicht absagen müssen, setzt sie nachdenklich hinzu: „Aber ich kann es auch niemandem verdenken.”

Ihre Firma stürzt das allerdings in heftige Turbulenzen. Erst recht, nachdem zu Wochenbeginn die verkürzten Öffnungszeiten für Restaurants von der Bundesregierung bekanntgegeben wurden. Die Wirtin versichert, dass man im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten, also von 10 bis 18 Uhr, weiterhin für die Gäste da sein werde.

Weiter Mittagstisch

„Aber ich fürchte, dass das noch nicht das Ende der Auflagen ist”, so Menge-Weiher. Sie sehe schließlich, wie weit andere Länder gingen... Die Prenzlauerin wehrt sich trotzdem dagegen, auch noch den letzten Funken Optimismus zu verlieren und versichert deshalb, dass es irgendwie weiter gehen müsse. Das sei sie schließlich nicht nur ihren sieben Mitarbeitern, sondern auch den vielen Stammkunden schuldig, die hier schon seit Jahren zum Mittagstisch kommen.

„Wir werden weiterhin ein Tagesgericht kochen und es auf Wunsch auch ausliefern”, versprach die Unternehmerin. „Am Mittwoch gibt es Schmorkohl, am Donnerstag Kartoffelsuppe – Sie sehen also, der Essensplan steht”, versucht Anke Menge-Weiher es mit Zweckoptimismus. Auch zu kleineren Besorgungen für die alten Menschen hätten sich ihre Angestellten bereit erklärt, setzt sie hinzu.

Bestellhotline eingerichtet

„Ich weiß, dass ist nur ein kleiner Versuch, aber wir werden uns nicht gleich geschlagen geben. Aber wenn wir gar keine Umsätze mehr generieren, weiß ich nicht, wovon wir Miete, Betriebskosten und Löhne zahlen sollen. Also rufen Sie uns bitte an – Telefon 03984 2614”.

Ähnlich geht es Annette Schulz. Die Buchhändlerin aus Prenzlau hat am Dienstag geschockt zur Kenntnis genommen, dass außer dem Lebensmittelhandel und einigen anderen Branchen alle Geschäfte geschlossen werden müssen. „Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass die Regierung so weit geht”, räumte die 46-jährige Unternehmerin ein. Sie habe noch keinen Plan, wie die Firma dann weiterlaufen soll. „Alle Kosten hat man ja weiterhin zu tragen. Daran denkt wohl keiner.”

Branche in Bedrängnis

Sie sieht das größte Problem darin, dass nicht absehbar sei, wie lange das Ganze dauern wird. „Zwei Wochen könnte man vielleicht irgendwie überbrücken. Aber danach sieht es leider nicht aus.” Die Branche sei in den vergangenen Jahren durch den Internethandel sowieso schon in Bedrängnis gekommen, das könnte der Todesstoß für viele kleine Buchhandlungen sein. Für immer mehr Menschen vor Ort stellt sich die Frage, ob diese ganzen Restriktionen wirklich nötig und angemessen sind. Vielen Unternehmern gehen die Auflagen zu weit oder machten keinen Sinn. Öffentlich sagen mag das aber keiner. „Es ist, als ob die ganze Welt einen imaginären Maulkorb bekommen hätte”, so oder ähnlich drücken sich Betroffene aus.