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Schule in Corona-Zeiten

Uckermärker Lehrerin packt aus

Prenzlau / Lesedauer: 4 min

Pädagogin Ina T. kämpft darum, dass ihre Schützlinge nicht unter die Räder kommen. Warum die Gefahr groß ist, erklärt die 49-jährige Lehrerin.
Veröffentlicht:11.01.2021, 12:51

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Ina T. (Name der Redaktion bekannt) liebt ihren Beruf – seit mehr als 25 Jahren. Die Uckermärkerin ist mit Leib und Seele Lehrerin. Dass diese Leidenschaft auch dringend nötig ist, haben der 49-Jährigen einmal mehr die vergangenen Monate gezeigt. „Denn der Wechsel zwischen Distanz- und Präsenzunterricht sowie das Homeschooling sind eine wahnsinnige Herausforderung für alle Seiten und bedeutet Stress“, ist sich die Pädagogin bewusst.

Die Lehrer ständen vor der riesigen Aufgabe, jeden ihrer Schüler in dieser Ausnahmesituation bestmöglich zu begleiten, betont Ina T. „In der Krise kommen Probleme hoch, die bislang unter der Oberfläche brodelten.“ Damit deutet sie vage an, dass es natürlich auch bei den Pädagogen „schwarze Schafe“ gebe, die ganz froh seien, jetzt nicht mehr täglich vor der Klasse zu stehen und sich mit den Kindern „rumärgern“ zu müssen.

Wenig Ambitionen

Die hätten auch wenig Ambitionen, sich über das geforderte Maß hinaus beim Homeschooling zu engagieren. Aber die Masse sei das nicht. Zum Glück mühten sich die meisten wirklich sehr. Aus den Erfahrungen im Kollegenkreis weiß die Lehrerin aber, dass das Neue-Wege-Gehen nicht allen gleich gut gelingt. Vor allem ältere Lehrer hätten manchmal schon ihre Schwierigkeiten mit der Technik. Da sei es dann natürlich wirklich schwierig, sich auf die neue Situation im Schulalltag einzustellen.

Sie selbst sieht die modernen Medien hingegen als die große Chance, um den Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen nicht zu verlieren. Ina T., die lange mit Schulverweigerern gearbeitet hat, weiß, dass die meisten Kinder relativ gut ausgerüstet seien, auch wenn nicht jeder einen PC-Arbeitsplatz zu Hause habe. „Aber ein internetfähiges Handy besitzen sie alle“, setzt die Pädagogin hinzu.

Whatsapp-Kontakte zu schulischen Zwecken seien zwar offiziell untersagt, betont die Uckermärkerin schmunzelnd: „Aber es gibt so viele Apps und auch E-Mail, die man nutzen kann, wenn der digitale ‚Lernraum Brandenburg‘ mal wieder überlastet ist. Wichtig ist, dass man an seinen Schülern kontinuierlich dran bleibt. Meine bekommen jeden Tag individuelle Aufgaben zugeschickt – mit Hinweisen zu Internet-Links und Tutorials sowie verbindlichen Terminvorgaben, bis wann die Lösungen wieder da sein müssen. Mindestens einmal pro Woche machen wir Zoom-Konferenzen. Außerdem wird viel telefoniert, auch mit den Eltern, die wir so dringend mit an Bord haben müssen.“

Klasse vor Abschluss

Bei ihr ist es gerade besonders brisant, weil sie auch eine zehnte Klasse auf den Abschluss vorbereitet. „Die Schüler haben riesige Angst, dass sie das nicht schaffen. Außerdem belastet sie die Sorge, dass ihre Großeltern krank werden und sterben könnten oder die Eltern den Job verlieren und die Familie dadurch in Not gerät“, beschreibt Ina T. das Dilemma. Sie könne sich da gut einfühlen, versichert die Lehrerin, obwohl ihr Berufsstand diesbezüglich ja auf der sicheren Seite sei.

„Als Beamtin müsste ich mir theoretisch gar keine Gedanken machen. Tue ich aber, weil mir meine Schützlinge am Herzen liegen. Ich weiß, dass die Prüfungsanforderungen leider Gottes die selben sein werden, obwohl im letzten Jahr gar nichts wie gewohnt lief.“ Das würde sie beispielsweise ändern, wenn sie könnte.

Die größten Probleme hätten die Kinder mit dem veränderten Schulalltag, führt Ina T. aus. Da sie theoretisch nicht mehr aufstehen müssen, um zum Unterricht zu fahren, erfordere es viel Selbstdisziplin, am Ball zu bleiben. Sie hat gemerkt, dass das Homeschooling die unterschiedlichen Lerntypen noch klarer herauskristallisiert. Sicher gebe es einige, die sich den Wecker stellten oder auf Drängen der Eltern ihr Bett morgens verließen.

„Aber ein großer Teil hat sich einen anderen Rhythmus zugelegt. Das muss nicht unbedingt schlecht sein“, beruhigt sie Mütter und Väter, die sich deswegen oft große Sorgen machen: „In meiner Klasse ist beispielsweise ein Junge, der stundenlang am PC zockt. Aber ich weiß, dass er sich danach, oft nachts, um die Schule kümmert, also alles gut. Man muss ihnen da ein bisschen Leine lassen.“ Ina T. bringt viel Verständnis für die Heranwachsenden auf und wünscht sich inständig, dass sie in der Coronakrise nicht unter die Räder kommen. Darum sollten sich alle – Lehrer und Eltern – bemühen.