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Schweinepest

Uckermark-Landrätin möchte nicht noch mehr Zäune bauen lassen

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Karina Dörk appelliert an die Bevölkerung, die Maßnahmen zu akzeptieren und nichts zu zerstören. Die Bürgerinitiative wehrt sich gegen Unterstellungen.
Veröffentlicht:17.02.2022, 08:37

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Landrätin Karina Dörk hat inmitten der Diskussion um den Schutzzaun zur Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) einen Appell an die Bürger gestartet. Vor dem für Donnerstag, den 17. Februar, angesetzten Treffen mit den zuständigen Ministerien, bei dem bisher eingeleitete Maßnahmen ausgewertet und das weitere Vorgehen abgestimmt werden sollen, wurde die CDU-Politikerin noch einmal deutlich. Sie manifestierte, dass im Nationalpark Unteres Odertal und in der Kernzone erneut verendete Schweine gefunden worden seien, die man positiv auf die hoch ansteckende Afrikanische Schweinepest getestet habe. Damit erhöhe sich die Anzahl auf 45 Tiere. Leider habe man, so Dörk, in den zurückliegenden Wochen – auch aufgrund der medialen Aufmerksamkeit – vermehrt Zerstörungen des Zaunes in Form von Einkürzungen oder Zerschneidung zu verzeichnen gehabt. Uckermark-

Wirksamer Schutz

„Die unkontrollierte Öffnung verhindert einen wirksamen ASP-Seuchenschutz und erfüllt den Tatbestand der Sachbeschädigung. Das ist kein Kavaliersdelikt“, betonte die Landrätin. Der Bau von Zäunen stelle ihrer Meinung nach derzeit das wirksamste Mittel zur Bekämpfung und Ausbreitung der hochansteckenden Seuche dar. Je weiter sich die ASP ins Landesinnere ausbreite, umso mehr eingezäunte Gebiete müssten entstehen, „die mit Einschränkungen für die dort lebenden Menschen und für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung der Flächen, aber auch für die ansässigen Jäger einhergehen“. Sie möchte aber nicht noch mehr Zäune bauen müssen, „weil wir jetzt die ASP nicht aufhalten können!“

+++ Zaun gegen Schweinepest – das Sterben geht weiter +++

Dörk bedaure sehr, dass Rehwild verendet sei: „Niemanden von uns lassen diese Bilder kalt. Als die Bilder im Internet auftauchten, haben wir sofort reagiert und dort, wo es möglich und notwendig war, die Tore tagsüber geöffnet. Nach Absprache mit den zuständigen Ministerien wurden Veränderungen an den Zäunen vorgenommen, indem Zaunhöhen reduziert und Rehdurchlässe integriert wurden. Die ersten Auswertungen der installierten Kameras zeigen, dass Rotwild – auch ein Rotwildkalb – den 1,20 Meter hohen Zaun ohne weiteres überspringen, dass Rehe den Rehdurchlass durchschreiten, dass Füchse, Waschbären und Hasen durch die Maschen schlüpfen und damit die Zäune keine unüberwindbare Barriere darstellen.“ Aus diesem Grund appelliere sie, die ASP-Schutzzäune zu akzeptieren. Weitere Zerstörungen vergrößerten die Gefahr der ASP-Ausbreitung, und das würde noch mehr Tierleid bei Wild- und Hausschweinen nach sich ziehen.

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Andrea Zillmann von der Bürgerinitiative gegen Tierleid kommentierte die Äußerungen der Landrätin: „Der Appell schlägt dem Fass den Boden aus.“ Sie habe kürzlich gelesen, dass die Wildschweinjagd demnächst beginnt, wenn die Poldertore dicht (eingezäunt?) gemacht wurden.

Angst um Frischlinge

„Jetzt bekommen aber die Wildschweinbachen ihre Frischlinge und sind eigentlich in der jagdlichen Schonzeit.“ Zillmann betonte weiter, dass der ASP-Schutzzaun im Nationalpark ihrer Kenntnis nach nicht auf FFH-Verträglichkeit geprüft wurde, weswegen der Deutsche Wildtierschutz eine EU-Beschwerde und mehrere Vereine und Verbände Strafanzeige wegen Tierquälerei erstattet hätten. Sie fragt sich auch, wie es weitere positive Fälle geben konnte: „Halten die Zäune die ASP doch nicht auf? Sind die Zäune doch nicht die wirksamsten Mittel, um die Ausbreitung aufzuhalten? Wird die ASP womöglich (hauptsächlich) durch andere Übertragungswege verbreitet?“ Weiter stellte sie zur Diskussion, wie man auf die Annahme komme, dass aufgrund von medialer Aufmerksamkeit Zäune zerstört würden. „Und welches Argument hatte denn der Experte für Wildtiere/Naturschutz, dass der Zaun im Überschwemmungsgebiet errichtet wurde? Wurden bei der Planung das Wasser oder gänzlich die Wildtiere/Fauna vergessen?“ Sie sieht den Appell kritisch: „Gibt es denn Bilder, die beweisen, dass Rehe die Rehdurchlässe durchschreiten?“