StartseiteRegionalUckermarkUnheilbar-Diagnose schweißt Familie zusammen

Liebe bis zum Ende

Unheilbar-Diagnose schweißt Familie zusammen

Warnitz / Lesedauer: 4 min

Mike Stark hängte den Montagejob an den Nagel, als seine Frau Daniela krank wurde. Dafür möchte die Warnitzerin ihm an seinem 50. Geburtstag Danke sagen.
Veröffentlicht:02.07.2022, 12:27

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Dass die große Liebe für immer bleibt – ja, gehofft hatte das Daniela Stark natürlich, als sie mit 22 die ersten Küsse mit ihrem Mike tauschte. Kennengelernt hatten sich die beiden im September 96 auf der Terrasse ihres Vaters. „Ich kam von der Lehre nach Hause, und da saß er dann”, denkt sie lachend zurück. Die Sympathie war sofort beiderseitig, weshalb es nicht lange dauerte, bis aus ihnen ein Paar wurde. „Länger als drei Wochen haben wir mit dieser Entscheidung wohl nicht gewartet”, setzt die 48-Jährige schmunzelnd hinzu. Bis sie die Ringe wechselten, verging zwar noch eine Weile. Hochzeit wurde erst 2004 gefeiert – da gab es die beiden Söhne Tobias (24) und Tim (22) schon. Aber die Innigkeit in ihrer Beziehung sei auch vor dem Ringetausch riesengroß gewesen, schwärmt die Warnitzerin bis heute.

Mehr Zeit als Paar

Jetzt, wo die Jungs langsam flügge geworden sind und sich beim Großen sogar schon eigener Nachwuchs ankündigt – in zwei Wochen werden sie Großeltern, genießen die Starks die Liebe auf neue Art und Weise. Jetzt ist Zeit, sich umeinander zu kümmern, denn der Nachwuchs braucht sie nicht mehr ganz so sehr. Dass ihr Mike den Montagejob an den Nagel gehängt und seit geraumer Zeit täglich nur noch bis Berlin pendelt, findet seine Frau wahnsinnig schön. Auch wenn die Entscheidung dafür in einer Zeit fiel, als ihr Schicksal besiegelt zu sein schien.

+++ 48-Jährige lebt mit der Diagnose „Krebs – Unheilbar“ +++

Es war Mitte März 2021, als die Welt der zweifachen Mutter durch die Diagnose Brustkrebs ins Wanken geraten war. Der Zeitpunkt hätte damals nicht schlechter gewählt sein können, denn zwei Wochen zuvor hatte sie nach langer Arbeitslosigkeit endlich ihren Traumjob gefunden. Die Stelle im Seniorenheim Lützlow war das, was sie sich immer gewünscht hatte.

Mit Taxi zur Chemo

Doch statt zu „ihren Omis“ zum Dienst zu fahren, holte sie das Taxi zu Chemotherapien ab. Vier Durchgänge verabreichten ihr die Onkologen in Bernau. Dann sagte man ihr, dass der Krebs nicht mehr heilbar ist. Die Mediziner können das Wachstum des Tumors jetzt nur noch in Schach halten. Die gelernte Zerspanungsfacharbeiterin nimmt dafür starke Medikamente ein. Sie weiß, dass am Ende nicht die Genesung stehen wird. „Aber ich versuche, nicht daran zu denken”, sagt sie dem Uckermark Kurier im Juni 2022.

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Sie mache aus dem, was ihr das Leben noch biete, einfach das Beste. Und das sind an erster Stelle die Stunden mit der Familie. Die Söhne schauen täglich vorbei, „wir haben ein sehr, sehr inniges Verhältnis”, erzählt die zweifache Mutter stolz. Und ihren Schatz müsse sie nach Feierabend eigentlich nur mit dem Warnitzer Sportverein teilen. „Ich sage immer, wenn er nicht mich geheiratet hätte, dann sicher den”, setzt sie witzelnd hinzu. Aber sie gönne ihm ja die Stunden im Ehrenamt, wenn er auf dem Rasentrecker sitze oder irgendwas im Vereinsheim repariere, versichert Daniela Stark: „Das ist der Ausgleich zum stressigen Bauleiter-Job. Dafür kommt er dann abends völlig entspannt zu mir heim und liest mir jeden Wunsch von den Lippen ab. Ich hätte nie geglaubt, dass es solche Männer gibt. Aber er ist so ein Sonderexemplar. Manchmal traue ich mich gar nicht, ihm zu sagen, wenn mir etwas gefällt. Denn ich weiß, dass ich das dann wenig später als Geschenk in der Stube stehen habe.”

Am 2. Juli rundet er

Am Sonnabend, dem 2. Juli, aber wird Mike Stark derjenige sein, den die Leute mit Präsenten überhäufen. Dann rundet der 49-Jährige nämlich. Seine Frau wünscht sich zu diesem Anlass nur eins: „dass uns noch ganz viele Tage bleiben, in denen wir draußen am Feuer sitzen, Händchen halten oder gemeinsam in unser Lieblingshotel in der Türkei fahren können.” Sie wüsste nicht, wie sie ohne diesen Fels in der Brandung die letzten schlimmen Monate hätte überleben sollen. „Er war mein Hafen, in dem ich Kraft tanken konnte.” Dafür hat er sich die Überraschungsparty zum seinem 50. Wiegenfest allemal verdient. Gefeiert wird, wie könnte es anders sein, beim Verein.