Wussten Sie, dass im mittelalterlichen Templin der Staub von den Ziegeln der Sankt-Georgen-Kapelle gekratzt worden sein soll, weil er als Heil- und Zaubermittel galt? Der Glaube daran ist längst vergangen. Doch die Kapelle aus dem 14. Jahrhundert gilt heute als ältestes Gebäude der uckermärkischen Kurstadt. Oder haben Sie davon gehört, dass 370 Kinder beziehungsweise deren Eltern Strafen wegen Schulschwänzens im Polizeigefängnis absaßen? Das war aber schon 1864. Mit solchen Merkwürdigkeiten wartet das Stadtmuseum Templin jetzt in seiner neuen Präsentation auf.
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Zur Eröffnung konnte sich am Freitag Bürgermeister Detlef Tabbert (Die Linke) mit dem Team der TourismusMarketing Templin GmbH (TMT) über einen regelrechten Besucheransturm freuen. Einwohner wie Urlauber waren neugierig auf das, was ihnen vor einem halben Jahr versprochen worden war: eine neue Dauerausstellung in der als Volkskundemuseum gegründeten Einrichtung. Seit die Marketinggesellschaft die Regie über das traditionsreiche Haus übertragen bekommen hatte, ist dort viel passiert. Nicht nur, dass sich durch vielfältige Veranstaltungen die Besucherzahlen von rund 2000 im Jahr 2018 auf über 6000 im Jahr 2021 verdreifachten. „Allein im Mai dieses Jahres hatten wir zum Beispiel bei Klassenführungen 150 Schüler hier“, freute sich TMT-Chef Ernst Volkhardt über das wachsende Interesse.
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„Die Stadt, das Land und ein Tor dazwischen“ – der etwas sperrige Titel der neuen Dauerausstellung stellt wohl erstmals in der Geschichte des 1957 gegründeten Museums seine Heimstatt, das Prenzlauer Stadttor, in den Fokus. „Wir stellen nicht nur das Leben von Bauern, Handwerkern, Forstleuten und Fischern dar, sondern auch das der bürgerlichen Bevölkerung“, erläutert Sylvia Helbing vor einer Vitrine mit Villeroy & Boch-Porzellan von 1840. Weg vom reinen Volkskundemuseum wolle man eine vielschichtige Sicht auf das Leben der Templiner Ackerbürger.
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Mit Bärbel Makowitz stand dem Museumsteam für das neue Konzept eine ausgewiesene Kennerin der Stadtgeschichte beratend zur Seite. Sie entführte die Gäste in weit zurückliegende Zeiten, wo sich zu den jährlich vier Jahrmärkten am Rathaus die Handwerker und Gewerbetreibenden in Zehnerreihen drängten. Der Chronistin ist die neue inhaltliche Struktur der Ausstellung wichtig, in der alle drei Stadttore ihren Platz erhielten. In den Vitrinen können Besucher viele „Schätze” entdecken, mit denen die über 750-jährige Stadtgeschichte erlebbar wird.