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Bienensterben

Wie Imker Varroa-Milben bekämpfen

Prenzlau / Lesedauer: 4 min

Die Varroa-Milbe befällt Bienen und rafft sie dahin. Bienenzüchter aus der Uckermark schwören nun auf ein Verfahren, um mit den Blutsaugern leben zu können.
Veröffentlicht:20.01.2020, 19:19

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Ein winziger Parasit, die Varroa-Milbe, ist der Erzfeind der Honigbienen. Die etwa 1,5 Millimeter große Milbe befällt die Bienen bereits im Larvenstadium. Sie hängt sich an den Körper der Tiere und saugt ihnen die Körperflüssigkeit aus. Dabei überträgt sie gefährliche Krankheiten. Ganze Bienenvölker können der Milbe zum Opfer fallen. Es ist davon auszugehen, dass nahezu alle Bienenvölker in Deutschland mit Varroa-Milben befallen sind. Imker sprechen dann von der Krankheit Varroatose. Der wissenschaftliche Name der Milbe ist „Varroa destructor“, übersetzt sinngemäß Zerstörermilbe.

Mit der Milbe leben

Die Wissenschaft hat bis heute noch kein wirksames Mittel gefunden, um ein mit Milben befallenes Bienenvolk gänzlich von dem Parasiten zu befreien. Es ist dennoch möglich, mit der Varroa-Milbe zu leben, sagte Imkermeister Götz Mörbe aus Prenzlau. Er leitet den Schul- und Lehrbienenstand im Naturerlebnis Uckermark in der Kreisstadt und hat sich dem Kampf gegen die Varroatose verschrieben. „Man muss die richtigen Maßnahmen zur richtigen Zeit ergreifen. Das ist alles“, betonte der Imkermeister. „Wir arbeiten seit 40   Jahren mit der Varroatose“, so der 82-Jährige, der sich selbst seit 70 Jahren der Imkerei verschrieben hat. Werden Völker rechtzeitig und richtig behandelt, dann ist der Milben-Befall längst kein Todesurteil mehr.

Honig bleibt unversehrt

Auch der Honig leide nicht unter den Behandlungen, versicherte der Imker. Der Milbenbefall muss aber behandelt werden, so Götz Mörbe, und dazu brauche es ein notwendiges Wissen. „Das Problem ist heute nicht mehr die Varroatose, das Problem sind die Imker“, machte Mörbe deutlich. „Wissensvermittlung ist das A und O.“ Nach vielfältigen Versuchen habe sich ein zweiteiliges Prozedere als die wirksamste Milben-Bekämpfung herauskristallisiert. „Im Frühjahr muss der Imker einen Großteil der befallenen Brut in seinem Bienenvolk isolieren“, erklärte Götz Mörbe.

Zweiteiliges Verfahren

Die Rechnung sei einfach. Die Varroa-Milbe pflanze sich exponentiell fort. Im Drei-Wochen-Rhythmus verdoppele sich deren Population. „Ein gutes Bienenvolk verträgt 5000 bis 8000 Milben im Herbst“, erläuterte der Imkermeister. Wenn im Frühjahr ausreichend Milben aus dem Volk isoliert werden, dann kann sich der Parasit nicht so stark vermehren, dass er das gesamte Volk dahinrafft.

Organische Säuren

Sich alleine auf die Brutisolation zu verlassen, könne dennoch keine nachhaltige Lösung darstellen, weiß Mörbe. Vielmehr müsse in einer genau abgepassten zeitlichen Phase im Spätsommer oder Herbst, jeweils nach dem Ende der Tracht, eine zweite Behandlung der Bienenvölker erfolgen. Der mit der Varroa-Milbe befallene Bienenstamm müsse dann mit Ameisensäure, respektive mit Oxalsäure, behandelt werden. Dies tötet die Milben effektiv ab. Der Einsatz der Säure sei zwar eine erhebliche Belastung für die Bienen, so Götz Mörbe, stelle aber keine Kontamination des Honigs dar. Der Grund: Es werden nur organische Säuren verwendet. Mit dieser „Einheit aus imkerischen und medizinischen Maßnahmen“ könne die Varroatose wirksam beherrscht werden.

Akribische Anwendung

Dieses einfache und doch sehr wirksame Verfahren im Kampf gegen die Varroa-Milbe hilft allerdings nur, wenn es akribisch und korrekt angewendet wird. Das Problem: Auch in der Uckermark gibt es seit einigen Jahren eine regelrechte euphorische Begeisterung für die Biene. Viele Laien würden die Imkerei als ihr neues Hobby betreiben. Die Folge: „Es gibt eine unbekannte Zahl an unorganisierten Imkern“, sagte Horst Reichel, Bienensachverständiger und Vorsitzender im Imkerverein Schmölln. Das verschärfe die Situation mit der Varroa-Milbe, da es keine Pflicht sei, seine Bienen zu behandeln, ergänzte Frank Meister, stellvertretender Vorsitzender im Imkerverein Schölln.

Gefahr der Reinvasion

Wenn nun jemand in der Nachbarschaft ebenfalls Bienen hält, diese aber nicht fachgerecht behandelt, dann bestehe die große Gefahr einer Reinvasion, machte Reichel deutlich. Nicht nur die Varroatose, sondern auch andere gefährliche Krankheiten könnten so übertragen werden. Das ist einer der Gründe, weshalb die Mitglieder des Imkervereins Schmölln ein so großes Interesse daran haben, dass die angeführten Maßnahmen gegen die Varroa-Milbe von möglichst allen Imkern in der Uckermark konzertiert umgesetzt werden.

Einfach vorbeischauen

„Die Frage ist, wie es uns als Verein gelingen kann, dass sich mehr Imker über die Thematik informieren und die entsprechenden Maßnahmen ergreifen“, formulierte Frank Meister. „Wir wollen vermehrt Bienensachverständige ausbilden.” Darüber hinaus laden die Imker Interessierte ein, bei einer der nächsten Mitgliederversammlungen des Vereins vorbeizukommen. Dort sei die Varroatose ein Dauerbrenner. Man müsse auch nicht sofort Mitglied werden, betonte Reichel.